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Guten Tag, werte Lesende!

Ganz herzlichen Dank für zwei intensive Gefühlsschübe: 

Erstens verschafft mir dieser NewsLetter plötzlich wieder Kontakt zu alten WegbegleiterInnen und V.i.S.d.P.-Fans, von Professor Coordt von Mannstein bis zur Stil-Expertin Uschka Pitroff. So viele Typen. Ein Geschenk. 

Zweitens hat mich die Vielzahl der Bewerbungen für ein Paket meiner Restbücher berührt. Es waren über 50. Die Frechste stammte von Michael aus Hessen, der schrieb: "Ich mag weder das, was ich von Ihnen als Person zu kennen glaube, noch Ihre Texte, aber die Bücher nähme ich." Gewonnen hat Murtaza Akhbar von der Agentur "Wortwahl" in Darmstadt. 

Um die Grenzen Ihrer/Eurer Leidenfähigkeit zu testen, habe ich diese Woche wieder ein Paket, aber Achtung: nur für extrem Hartgesottene. 

Viel Spaß und ein entspanntes Wochenende wünscht  
Hajo Schumacher

Fotos der Woche

Erstens bin ich ein hoffnungsloser Magnolien-Junkie. Und es gehört jedes Jahr aufs Neue zu meinen Freunden, genau diese drei Tage abzupassen, wenn die Magnolien blühen, um dann zumindest für ein paar Stunden auf unserer Datsche zu sein. 

PS: Bin ich als Einziger so unendlich sentimental in diesen endlosen Tagen?

Zweitens leide ich an einer Krankheit namens Assoziationeritis. Oder wie soll man diesen Fimmel sonst beschreiben, in jedem Motiv eine höhere Wahrheit, Komik oder Tragik zu erkennen. In folgendem Bild etwa: Schwarzrotgold hält, Grün jetzt auch, deutsche Eiche, instabile Schaukel in trügerischer Ruhe. Immerhin: Heribert Prantl hätte eine Seite dazu vollgeschrieben, ich belasse es bei einem Foto.

Aufs-Maul der Woche

John Wayne, Muhammad Ali, Schorsch Schwarzenbeck – ich liebe Duelle. Und teile überhaupt nicht die verbreitete Abneigung gegen Machtkämpfe, wie sie derzeit in der Union toben. Gut so. Politik ist Umgang mit Macht, der Machtkampf insofern unverhandelbarer Bestandteil der Politik, herrlich roh, spontan und nicht gescripted. Aber lesen Sie selbst.

Lob des Machtkampfes

Vor 50 Jahren durfte ich Knirps ausnahmsweise nachts vor den Fernseher. Nein, nicht wegen der Mondlandung, die war zwei Jahre zuvor, sondern für etwas sehr Irdisches: den Kampf des Jahrhunderts, Muhammad Ali gegen Joe Frazier, im Madison Square Garden. Eigentlich bescheuert: Zwei hauen sich solange aufs Maul, bis einer nicht mehr kann, die Welt schaut zu, und hinterher vertragen sich die beiden wieder, halbwegs.

Politik ist wie Boxen. Die einen halten die Duelle dort für sinnlose Gewalt, die anderen für eine archaische Kunstform. Finten, Tänzeln, Lauern, unbändige Kraft, rockyhaftes Einstecken, großes Theater. Künstliche Intelligenz hin, Achtsamkeit her - das menschliche Miteinander gipfelt immer wieder im Duell, ob mittags auf der Dorfstraße, über 100 Meter bei Olympia oder eben bei der Kanzlerkandidatur der Union.

Der kulturelle Vorteil der Demokratie gegenüber der Steinzeit besteht darin, dass der Mensch nicht dreimal täglich um sein Leben kämpft. Im Rechtsstaat befiehlt normalerweise die Stärkere dem Untergebenen. Was aber, wenn es keine Regeln gibt, und zwei nahezu gleich starke Parteichefs und Ministerpräsidenten auf denselben Posten wollen? Dann ab in den Ring, um Mehrheiten zu gewinnen, in Umfragen, der Fraktion, den Medien und hinter den Kulissen, wo teure Bündnisse geschlossen werden. Polit-Boxen halt.

Ego-Show, Machtkampf, ausgerechnet in der Pandemie – angeekelt können wir das Raufen ablehnen. Aber genau dieser Kampf zeigt doch, dass nichts abgesprochen ist im oft durchchoreografierten Politgeschäft. Roh und offen und ehrlich und so transparent, wie Politik es zulässt, zeigen da zwei ihre Talente, ganz allein. Wer durch die zwölfte Runde taumelt, hat kein Manuskript und hört das Flüstern der Imageberater nicht. Warum politische Machtkämpfe nicht als Festtage feiern, so wie andere Finals auch – solange die Kämpfenden sich hinterher sportlich verhalten. Und das Publikum lernt was: So wie einer heute für sich kämpft, wird er morgen mit Putin, Erdogan und all den anderen ringen.

Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Morgenpost

Tweet der Woche

https://twitter.com/hajoschumacher/status/1382422382330138631 (Öffnet in neuem Fenster)

Jubiläum der Woche

Nein, mit einem Podcast wird man nicht reich. Aber erstens profitiert die Beziehung davon und zweitens lernen wir dauernd dazu. Diese Woche, in der 250. Folge unseres Mutmach-Podcasts, war Professor Volker Busch zu Gast, der herrlich klug und entspannt ein paar Tipps zum Leben und Lieben in pandemischen Zeiten lieferte plus die Anleitung, wie wir sofort in die Entspannung kommen: Vier Sekunden einatmen, vier Sekunden halten, acht Sekunden ausatmen. Macht so etwa vier Atemzüge die Minute. Einfach mal ausprobieren.

Zum Podcast (Öffnet in neuem Fenster)

Frage und Verlosung der Woche

Warum halst Du Dir eigentlich auch noch diesen Newsletter auf? Das fragten mich Freunde und Kollegen. Die Antwort ist ganz einfach: Steady. Diese Plattform hat Sebastian Esser gebaut, mein geschätzter Gefährte aus Spredder- und V.i.S.d.P.-Zeiten. Sebastian hat einen exzellenten Riecher für Entwicklungen im Journalismus. Eine davon: Die NutzerInnen geben weniger auf Medienmarken, als vielmehr auf AutorInnen. Und über Plattformen wie Betterplace, Kickstarter oder eben Steady (Öffnet in neuem Fenster) lernen wir alle, dass Crowdfunding eine wirksame und gemeinschaftsorientierte Art der Finanzierung ist. Dieser Newsletter wird also einerseits immer kostenfrei bleiben. Andererseits gibt es aber eine Mitglied-werden-Funktion für alle, die unterstützen möchten. Weil ich alter Boomer noch relativ neu in diesem Geschäft bin, mache ich zunächst mal Marktforschung, mit einer Umfrage.

👉 Hier geht's zur Umfrage (Öffnet in neuem Fenster) 

Unter allen Mitmachenden verlose ich ein Exemplar meines neuen Werkes: Kein Netz. Geld, Zeit, Leben, Liebe – wir wir unser wirkliches Leben zurückerobern. Eichborn-Verlag, 20 Euro. 

Wort der Woche

"Vermaulwurfung". 

Das schrieb ich vergangene Woche in einem meiner Texte, um die Folgen der Pandemie in einem Begriff zu ballen. 

Und bekam sehr viel nette Post dafür. 

Danke.

Die Polit-Show der Woche

War das ganze Gehampel um den Berliner Mietendeckel vielleicht nur eine weitere Folge aus unserer Reihe "Politik als Show um des schlanken Fußes willen"? Plus: Weist die parallele Begrifflichkeit von "Mietpreisbremse" und "Corona-Notbremse" daraufhin, dass beim Bekämpfen von Seuchen ähnliche Mittel zum Einsatz kommen?

Karlsruhe kippt Mietendeckel - mein Kommentar bei Radioeins (Öffnet in neuem Fenster)

Ich wünsche ein Wochenende mit tollen Duellen.

Herzlich,     
Hajo Schumacher

PS:
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Zufällig verlose ich diese Woche unter allen zahlenden Mitgliedern das wahrscheinlich bizarrste Buchpaket der Welt. Weil ich mal was über Roland Koch geschrieben, über Angela Merkel promoviert, für den Spiegel einst Kohls Spendenaffäre mitbeschrieben und mich überhaupt ein bisschen zuviel um die CDU gekümmert habe, fanden sich unter den aufzuräumenden Büchern auch diese vier historischen Exemplare. Das Karma unserer Schöneberger Altbauwohnung wird nicht leiden, wenn die Vier ein neues Zuhause bekommen.

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