Zum Hauptinhalt springen

Vergleiche.

Wie ich mich immer wieder dabei erwische, mich mit anderen zu vergleichen, was man dagegen tun kann und über die Frage, wie man die ganzen Weisheiten aus all den schlauen Büchern eigentlich umsetzen soll.

Meine erste Woche des neuen Jahres war gefüllt mit dem Einstieg in einen neuen Teilzeitbrotjob, vielen neuen Gesichtern, Eindrücken, einer Reise nach Düsseldorf und ungewöhnlich vielen Stunden auf Instagram. Ich war in den letzten Wochen wenig produktiv, das Einzige, was ich wirklich regelmäßig geschrieben habe, war der sonntägliche Blogbeitrag und auch wenn das durchaus nicht zu unterschätzen ist, habe ich das Gefühl ganz schön viel „Nichts“ getan zu haben. Abgesehen von halbherzigem Netflixkonsum und Zeit mit meinen Büchern. Und dem ein oder anderen langen Spaziergang. Oh, und meine Steuer habe ich auch schon fast fertig! Und ich habe mein Bücherregal ausgeräumt, jedes einzelne Buch von Staub befreit und alles wieder hübsch nach Genre und Autor:innen einsortiert. Simon & Garfunkel auf Vinyl gehört, dabei meinen Kleiderschrank ausgemistet… Nun ja, eventuell war ich gar nicht so untätig, wie ich dachte. Ist es nicht erstaunlich, wie schnell man sich selbst verurteilt? Dabei bin ich doch eigentlich meist diejenige, die es zelebriert, auch mal absolut nichts zu tun, die Dinge langsam angehen zu lassen und nicht immer wie ein aufgescheuchtes Reh von einem To-do zum nächsten zu hetzen. Darauf hätte ich auch gar keine Lust und dennoch ist es augenscheinlich die Norm, keine Zeit zu haben und erst mal den Kalender checken zu müssen, um zu sehen, wann man sich Zeit für etwas nehmen kann, was man gerne tut oder die Menschen, die wir mögen zu sehen, nach all den selbstauferlegten Pflichten, die SO wichtig sind, das wir selbst erst danach drankommen. Ich stelle mich an erste Stelle, schon seit einiger Zeit. Darauf bin ich stolz, ich habe seitdem eine unfassbar große Entwicklung durchgemacht und komme immer mehr bei mir selbst an, was auch meiner Kreativität einen mächtigen Schubs nach vorn gibt. Dieser Schubs könnte allerdings meiner Ansicht nach noch viel schwungvoller und nachhaltiger sein. Es ist doch so: Jedes Mal, wenn ich mich mit anderen vergleiche, mache ich wieder einen Schritt zurück. Und dieser Vergleich bezieht sich nicht auf meine großen Vorbilder, wobei ich mich gerade frage, ob ich die überhaupt habe, sondern recht häufig auf Menschen, deren Leben ich nicht einmal führen wollen würde. Dennoch sind die Taten und Worte dieser Menschen so sehr als „normal“ und damit erstrebenswert gekennzeichnet, dass ich immer wieder darüber nachdenke, seltsam zu sein oder etwas nicht richtigzumachen. Ich weiß, dass ich nicht falsch bin und mein Weg mich an den richtigen Ort bringen wird, so wie ich ihn gehe. Das kann man aber schnell mal vergessen, wenn die vermeintliche Norm so laut und so zahlreich vertreten ist - so falsch sie für mich auch sein mag. Nun, dass ich es immer wieder hinausschaffe, ist natürlich viel wert, aber auch anstrengend. Man ist dadurch auch irgendwie immer ein bisschen alleine. So kennt man das als Außenseiter:in, wir sind ja auch nicht selten gerne alleine. Aber vielleicht ist das auch nur so, weil das Alleinsein uns die Chance gibt kreativ zu sein, zu wachsen ohne die Grenzen anderer und einen Schritt nach dem anderen zu machen in unsere ganz eigene Richtung. Ohne Energie dafür aufwenden zu müssen, die eingebildeten Mauern der Anderen zu überwinden oder Negativität und Einschränkungen von uns fernzuhalten.

Damit wir uns weniger einsam fühlen beim Alleinsein und in Gesellschaft sein können, ohne uns erklären oder gar unsere Träume verteidigen zu müssen, habe ich diesen Blog gestartet. Damit wir gemeinsam den Mut finden und beibehalten, es trotzdem zu machen. Es gibt nun mal nicht den einen Weg, der für jede:n von uns offen ist, wir alle haben (entgegen der Meinung sehr privilegierter Politiker:innen und Mitmenschen) völlig verschiedene Voraussetzungen und Energie zur Verfügung und genau diese Tatsache macht es absolut sinnlos, sich mit irgendjemand anderem zu vergleichen. Auch ich schaue immer wieder nach Außen und merke dann schnell, wie ich mich unter Druck setze, weil XY ja auch eine chronische Erkrankung und trotzdem schon ein Buch veröffentlicht hat und komplett selbstständig arbeitet, dabei weiß ich nichts weiter über diese Person, als das, was sie in den sozialen Medien teilt.

Ich bin auch eine Autorin, wenn ich zwei Wochen, einen Monat oder ein Jahr nicht aktiv schreibe. Es gehört so viel mehr dazu, als vor dem Laptop zu sitzen und den weißen Bildschirm mit Worten zu füllen. Als Schriftsteller:innen erleben wir das Leben viel bewusster, intensiver und verarbeiten Momente und Eindrücke doch ganz anders, als unser:e Steuerberater:in. Wir müssen uns erlauben, zu fühlen und hinzusehen, aus den verschiedensten Perspektiven. Und wenn wir um all dies zu verarbeiten eine Weile lang flüchtig Serien schauen, durch Instagram Reels scrollen oder die Werke anderer Autor:innen lesen, dann hat das alles seine Richtigkeit. Glaube an den Prozess. Hab Vertrauen. In dieser so bedeutungsvollen ersten Januarwoche war alles, was ich getan habe, mich nicht von den überschwänglichen Reden von Ü50-Männern in meinem neuen, männerdominierten Arbeitsumfeld einschüchtern zu lassen, zu lesen und durch Instagram zu scrollen. Heute Morgen wusste ich zwar, dass ich diesen Beitrag hier schreiben werde, aber noch nicht so richtig, worüber. Und dann ploppte das obenstehende Zitat in meinem Feed auf und ich wusste: Ja, ganz genau darüber werde ich heute schreiben!

Wie sollen wir es denn nun aber schaffen, uns nicht ständig zu vergleichen? Naja, die Lösung habe ich ganz offensichtlich selbst noch nicht gefunden. Sich ganz und gar zu isolieren und nicht mehr nach links und rechts zu sehen ist es jedenfalls nicht. Ich denke, was uns schon helfen kann, ist es zu bemerken. Denn so vieles geschieht unbewusst und zieht dann einen Rattenschwanz an Konsequenzen mit sich, die nicht unbedingt für uns arbeiten. Also lasst uns doch erst einmal versuchen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir es tun. Wenn wir bemerken, dass wir uns gerade schlecht fühlen, weil wir uns mit jemandem vergleichen, dessen Leben wir eigentlich gar nicht für erstrebenswert halten und dass dieser Mensch an einer völlig anderen Stelle ins Leben getreten ist als wir, dann kommen wir schon selbst auf die Idee, dass es viel mehr Sinn macht, wenn wir uns mit unserem eigenen Weg beschäftigen. Für mich hat sich da eine ganz einfache Vorstellung ergeben: Solange ich mich noch anders und manchmal auch seltsam fühle, ist alles gut. Denn dann weiß ich: Du bist auf deinem eigenen Weg und nicht auf dem eines anderen. Wenn du dich das nächste Mal wie ein Sonderling fühlst, dann sei dankbar, zelebriere dein Anderssein und sei dir sicher, dass es dich in angenehmere Gefilde trägt, als viele es nicht einmal zu träumen wagen.

Vielleicht spürt man in diesen Zeilen, dass ich wieder ein Buch für mich entdeckt habe, dass mich in meinen Gedanken beeinflusst. Es geht um „The Secret“ von Rhonda Byrne, ihr Buch „The Power“ hatte ich dir bereits vorgestellt.

Die erste Besonderheit, die dieses Buch mit sich bringt, ist, so denke ich, dass Rhonda Byrne nicht wie üblich zunächst das Buch schrieb und daraufhin einen Film drehte, sondern dass sie es genau umgekehrt getan hat. Den Film habe ich übrigens nie gesehen, ich habe einfach das Gefühl, mit dem Buch eine stärkere Verbindung herstellen zu können. Nun kann man von dem Gesetz der Anziehung und spirituellen Büchern halten, was man möchte und ich will es keinesfalls jemandem aufdrängen, der damit nichts anfangen kann und möchte. Mir selbst haben die beiden Werke bereits zu einem bewussteren Umgang mit meinen eigenen Gedanken verholfen und das fühlt sich für mich gut an. Dadurch habe ich eine weitere Möglichkeit gewonnen, Zugang zu mir selbst und meiner Kreativität zu finden und mich auf einer neuen Ebene mit ihr zu befassen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn du neugierig bist, aber noch unsicher, dann sieh doch einfach mal in der örtlichen Bibliothek nach, ob es dort verfügbar ist. Dann kannst du unverbindlich einen Blick riskieren und hast nichts verloren, wenn es dir nicht zusagt. So habe ich es auch gemacht und wurde positiv überrascht. Glaub mir, vor fünf Jahren habe ich das noch als absoluten Schwachsinn abgetan und nun ist es ein kleiner Schubs weiter zu mir selbst. Ich denke, das Wichtigste ist, nicht darauf zu vertrauen, dass sich alles, was in solchen Büchern steht, erfüllen wird, nur weil wir es lesen. Aber es kann uns ein Stückchen begleiten.

Ich hoffe, du kannst dir deine „Alleinezeit“ nehmen, ganz ohne schlechtes Gewissen und komisches Gefühle. Trau dich, zu träumen, mal nichts zu tun und sei dir sicher, dass die Kreativität immer in deiner Nähe ist. Manchmal guckt sie eben nur zum Fenster rein und gibt dir Zeit auch einfach mal zu sein, bevor sie an der Türe klopft. Entscheidend ist nur, dass wir dann auch den Mut haben, die Tür zu öffnen.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Projekt Schreibmut und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden