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In der elften Ausgabe: BUNDESKANZLER +++ SPINNEN +++ ALGEN +++ KILLER CARS +++ LIEBE AUTOS +++ KRIEG UND FRIEDEN

Hallo!

Kurze Zusammenfassung: In der Ukraine herrscht immer noch Krieg. Unser Bundeskanzler, der leider alles, was lebt, jede Initiative, im Hinterzimmer ersticken muss und leider auch sein eigenes Wort nicht halten kann, aus höheren Gründen, die die Kinder sowieso nicht verstehen – er wird sicher ganz helfen und alles regeln. Man muss Papa einfach vertrauen, im Grunde meint er es gut. Papa hat es schwer. Er trägt immer Leidensmiene. Staatstragende Bundes-Leidensmiene 

Ein offener Krieg vor der Haustür ist ja auch schwierig in einer Welt, in der die Politik sich darauf festgelegt hat, dass man Konflikte nicht mehr löst, sondern moderiert, wobei man der Wirtschaft möglichst geräuschlos freie Bahn schafft.

Jetzt ganz etwas anderes.

1. Überwasser-Aquaristik

Als ich die Aquarien eingerichtet hatte und sie gut liefen, habe ich angefangen, unseren Balkon zu bepflanzen. Als Outdoor-Aquarium mit uns Menschen als Fischen. Das ist eigentlich gar kein Balkon, sondern eine Art Terrasse, aufgesetzt auf die Räume einer Quality-Food-Kette, die so rücksichtslos wie möglich vom Finanzmarkt gewünschte Bio-Ware produziert und sie in gepflegtem Ambiente von Mindestlöhnern verkaufen lässt. Vermarktung via Instagram in Japan, Berlin-Mitte steht Schlange. Unser lieber kleiner Bioladen gegenüber musste natürlich schließen.

Wir sitzen also auf der Disruption Economy obendrauf, zur Entspannung, auf Terrassendielen. Unter den Terrassendielen ist ein Hohlraum, und der Hohlraum ist der ideale Nistplatz für Spinnen. Jeden Tag werden wir auf unserer kleinen Terrasse von großen und kleinen und winzigen Spinnen eingesponnen. Der Thymian hat sich längst in ein einziges Spinnennest verwandelt.

Zum Glück kommen ab und zu Bienen und Hummeln und Spatzen und summen und picken uns wieder den Weg frei. Wir sind auf unserer Terrasse eindeutig nur zu Gast. Bewohnt wird sie von anderen. Das gefällt mir ganz gut.

Und in einem der Aquarien breiten sich jetzt Fadenalgen aus, was mich sehr freut:

Ich wusste schon, dass es Menschen gibt, die reine Algen-Aquarien unterhalten: Geheimnisvolles buschiges Grün, das sich in der Strömung wiegt. Jetzt ist es bei uns angekommen. (Überhaupt: Balkonpflanzen sind ja ganz schön. Aber wenn Algen, Flechten und Moose ins Spiel kommen, wird es spannend.)

Die Aquarien haben mir das Nichtstun als pflegerisches Verhalten beigebracht. Jede kleine Veränderung an den Becken bringt sie aus dem Gleichgewicht. Meine Faustregel lautet inzwischen: Alles braucht drei Wochen, bis es sich wieder eingespielt hat. Und am besten interveniert man überhaupt nicht. Eine gute Regel für die Balkonterrasse. Muss ich jetzt aufstehen? Störe ich damit nicht die Spinnen? Am besten, ich bleibe noch drei Wochen sitzen. Seliger Frieden.

2. Straßenkreuzung

Szenenwechsel. In meinem üblichen Vorbereitungskrampf auf das Newsletter-Schreiben habe ich mich an eine ungeregelte Kreuzung zweier eigentlich lauschiger Straßen gesetzt. Ich habe die Menschen beobachtet, in ihren SUVs, auf ihren Fahrrädern, zu Fuß, und so, wie alle aufeinander losgegangen sind, habe ich eigentlich nicht verstanden, dass es keine Toten gegeben hat.

Was ich an der ungeregelten Kreuzung an Verkehr erlebt habe, lässt sich eigentlich als gegenseitige Demonstration von Dominanzverhalten beschreiben. Ich war mir nicht immer sicher, ob man wirklich aneinander vorbei wollte, um ein anderes Ziel zu erreichen, oder ob nicht die Gelegenheit zur Demonstration von Dominanzverhalten der eigentliche Grund für den Besuch der Kreuzung war.

Auch ein E-Auto, das sich bei uns extrem gut verkauft, ist vor meinen Augen über diese Kreuzung gesurrt, der Hyundai Ioniq 5. Er sieht so aus:

Das Autodesign geht ja schon seit Jahren in Richtung Krieg. In Richtung Panzerwagen für Serienmörder mit Stil. Ich hatte als Kind im Quartett ein Auto, das ich besonders schön fand und immer noch besonders schön finde:

Das ist ein Datsun Fairlady von 1960, und allein der Name beweist, dass ich schon als Kind kein richtiger Mann war. Sondern ein Sensibelchen. Ein Feigling. Ein Angsthase.

Ein Mädchen. 

Für mich ist Straßenverkehr in Deutschland eigentlich nicht auszuhalten. Das ist Krieg, mindestens Vorkrieg. Und immer hängt über uns die Drohung, was diese Verkehrsteilnehmer anstellen würden, wenn man ihnen das Dampf Ablassen nicht mehr erlaubt. Wenn man ihnen auf der Kreuzung tatsächlich so etwas wie Gemeinschaftlichkeit abverlangen würde. So etwas wie Frieden.

Ich erlebe das, was bei uns als Normalität gilt, als Gewalt. Ich sehe am Krieg in der Ukraine, dass da, was den Grad der Gewalttätigkeit angeht, noch Luft nach oben ist. Aber der Krieg in der Ukraine sagt mir nicht, dass dort Krieg ist und hier Frieden herrscht. Ich sehe da eher eine graduelle Radikalisierung eines männlichen Dominanzverhaltens, das bei uns völlig akzeptiert ist. Man hat eben das Recht, sich austoben zu dürfen.

3. Danke

Danke fürs Lesen, danke fürs Abonnieren. Danke fürs Weitersagen, Dank im Voraus für Feedback aller Art. Danke fürs Bezahlabo Abschließen, wenn das Geld reicht. Ich gehe jetzt wieder auf den Balkon und sehe winzigen Spinnen dabei zu, wie sie an mir Halt für ihre Netze suchen. Und freue mich daran, wie die Natur uns so überhaupt nicht braucht. Wie sie uns überleben wird. Wie schön es wird, wenn wir nicht mehr da sind. Bis dahin geht der Krieg weiter. Viel Dominanzverhalten muss noch gewinnbringend demonstriert werden.

Übrigens bin ich der Meinung, dass das Patriarchat zerstört werden muss. Und der Kapitalismus sieht auch nicht mehr ganz frisch aus. Das Problem bleibt, dass deren Zerstörung auch wieder nicht ohne männliches Dominanzverhalten auskommen würde.

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