Zum Hauptinhalt springen

Wie gern würde ich Schriftsteller sein

Einfach sagen, was ich denke. Einfach sein, wer ich bin. Einfach leben, was ich träume. Einfach ... nach dem Erwachen in meiner Waldhütte den Ofen erneut mit Holz schüren und einen Topf mit kaltem Wasser darauf platzieren. 

Die knarzende Holztüre öffnen und den Hund raus lassen. Mit einer frisch aufgebrühten Tasse zwischen meinen Händen in die mit Hasenfell gefütterten Stiefel schlüpfen und ebenfalls hinaus waten in den jungen Wintermorgen. 

Die tiefe Ruhe einatmen und dem Nebel, der durch meinen warmen Atem entsteht, bewundernd nachschauen. Pablo würde zu mir kommen und mir schwanzwedelnd mitteilen, wer uns in der Nacht besuchen kam. 

Ich wüsste, dass ich Holz zu hacken hätte. Und dass ich, wie jeden Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen mein Glück versuchen würde, am Eisloch des Teiches den Vorrat an Fisch noch weiter auszubauen. Ich würde mir ein paar Eier braten und in meinem Schaukelstuhl ein wenig lesen. 

Es gibt jede Menge zu tun und alles, was ich tu, tu ich für mich und meinen Hund und auch irgendwie für diese Welt. Ich würde ein Brot backen und es am Abend zusammen mit einem Fisch aus meiner Räucherkammer essen. Dazu gäbe es Wildkräutertee. 

Ich würde baden in dem Gefühl, genug zu sein. Genug zu haben und genug zu tun. Und ich würde wissen, dass es wohl auch morgen noch so sei. Meine drei Hühner nenne ich beim Namen. Sie sind mein ganzer Stolz und ich glaube, sie wissen das. 

Am Abend würde ich ins Bett fallen und träumen, was für ein wundervolles Leben ich führe, während Pablo auf dem Fell vor dem Kamin das Gleiche tut.

Während ich das hier abtippe, fällt mir auf ... so weit entfernt von diesem Traum bin ich gar nicht ... 

Stattdessen sitze ich gerade in der Schule. Pablo liegt zu Hause im Bett und ich hoffe, er träumt. So wie ich. Ich bin wieder ein Schulkind. Auch wenn ich für das Hier sein Geld bekomme. Ich bin Lehrer. Während die letzten 26 Winter wie in einem Traum an mir vorrüber zogen, bin ich wohl aufgewacht im letzten Herbst. Ich durfte feststellen, dass wir unsere Träume halt auch leben müssen, dass sie nicht als blasse Geschichten unserer Fantasie in Vergessenheit geraten und so sitze ich in der letzten Reihe auf der Schulbank so wie früher ... und träume. So wie immer. Von meinem Leben unter Menschen, die so sind wie ich es bin. Von einem Gefühl von Sicherheit und von einem Schlaf unter den Sternen. 

Weil ... sie sagen, ich würde strahlen wie ein Stern. Während ich mich frage, ob wir unsere Fantasie nur haben, um aus dieser sogenannten Realität zu fliehen. Und was diese Realität überhaupt sein soll.

Drei Wochen später haben wir den Text fertig abgetippt. Ich bin froh, in der Schule sein zu dürfen. Weil ... es spielt keine Rolle, wo man ist. Man ist immer dort, wo man sein soll. Und schließt man Frieden mit der Situation und sträubt sich nicht, ist sie plötzlich wunderschön. Nur verschließen wir uns allzu oft vor diesen Wundern. Wir denken. Und glauben, dass es nicht so sein soll, wie es ist. Wir verwandeln diesen Traum, in dem wir tanzen könnten, in einen Albtraum voller Wut und Zorn. Also lass uns wieder Frieden schließen. Mit dem Hier und mit dem Jetzt. Und lass uns zusehen, wie es sich verwandelt. Bring dein Licht zum Leuchten und du wirst sehen, wie deine Welt zu strahlen beginnt ...

Kategorie Kapitel 2 - Zu Hause

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Dein Block und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden