Punks, Stimmungsmucker, Friesenkrimis
Liebe Leser:innen,
wie oft werden Sie mit Ihrer eigenen Spießigkeit konfrontiert? Also ich immer häufiger. Ich hole panisch den Staubsauer heraus, bevor Gäste kommen. An Sonntagen gehe ich spazieren, statt aus dem Club zu kommen.
Zwei Autoren dieser Auswahl realisieren ihre Kleinbürgerlichkeit dank absoluter Anti-Spießer in ihrem Haus: Dem Neuköllner DJ-Original “Gernot der Große”, der jede Nacht Helene Fischer mit 90er-Techno mischt. Und Mali, einem queerer Punk, der zu ähnlicher Stunde transzendentale Rave-Riten im Wohnzimmer abhält.
Ich finde es schön, zu überdenken, was für ein Normcore-Alman man ist. Denn Gernots und Malis verdienen es, dass man sich – wie in diesen Reportagen – vor ihnen verneigt. Die Existenz solcher Freigeister ist bedroht: Sie passen nicht in eine spätkapitalistische Welt, die ausschließlich anpeilt, mehr Shareholder-Value zu kreieren.
Ihre
Emeli Glaser
Das Gesetz einer Insel
Heike Cleve ist Polizistin auf der kleinsten Insel Ostfrieslands. Das Telefon klingelt selten. Das war aber nicht immer so: Cleve hat vorher als Kommissarin in der Stadt Mord- und Missbrauchsfälle ermittelt, die sie bis heute verfolgen. Am Deich von Baltrum mag es ruhiger sein, aber nicht ereignislos.
Mali'yi Bulun – Finding Mali
Matern Boeselagers frühere WG in Istanbul kommt ihm vor wie ein Fiebertraum: Partys, Kostüme, Drogen. Er als überforderter Deutscher mittendrin. Zehn Jahre später sucht er seinen Mitbewohner von damals. Und realisiert: Mali ist mehr als nur eine abgefahrene Anekdote.
Matern Boeselager (Text); Grey Hutton (Fotos) · Vice · 20 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)
Hang the DJ
Andreas Bock zieht in ein altes Berliner Mietshaus. Die Miete ist spottbillig. Aber: Immer wenn die Sonne untergeht, ist oben Rambazamba. Die endlosen Schlagerpartys seines Nachbarn machen ihm zu schaffen. Aber kann er wirklich die Polizei auf den DJ hetzen, der lange vor ihm hier war?
Andreas Bock (Text); Nadine Pedde (Artwork) · Dummy · 10 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)
Satz der Woche
»Selbst hier gibt es Neonazi-Aufkleber an den Laternen, und der Klimawandel wird sie sowieso als Erste erwischen.«
Du magst uns? Und du willst noch mehr von Reportagen.fm (Öffnet in neuem Fenster) lesen? Hintergründe zu Artikel, die besten Texte zu bestimmten Themen, die Lieblingstexte deiner Lieblingsautor*innen und vieles Weitere?
Dann werde exklusive Abonennt*in und unterstütze uns schon ab drei Euro – und erhalte ein REPORTAGEN-Probeheft zum Dank.
Reportagen.fm (Öffnet in neuem Fenster) ist ein Projekt junger Journalist*innen, das sich durch freiwillige Abos finanziert, um euch den Newsletter jeden Freitag ins Postfach zu liefern. Wir empfehlen die besten Geschichten der Woche, auch die, für die man bezahlen muss. Denn guter Journalismus kostet Geld –und unsere Auswahl verrät Euch, welche Geschichten das Geld lohnen.