Grenzen, Sexismus und Hitze
Liebe Leserinnen und Leser,
als die Mauer fiel, war ich noch nicht geboren. Trotzdem war sie immer präsent. Ich komme aus Duderstadt, einem Ort im Eichsfeld, etwa vier Kilometer von der ehemaligen Grenze entfernt. Im Westen. Streng katholisch, eine Hochburg der CDU.
Ich erinnere mich, wie ich in den späten Neunzigern mit meinen Eltern nach Thüringen fuhr. Nach zehn Minuten Autofahrt hatten die Straßen Löcher. In der Schule hatte ich keine Mitschüler aus Ostdeutschland. Nur eine Nachbarin, die von allen im Dorf als „Ossi“ bezeichnet wurde. Die Grenze war immer da. In den Köpfen, den Schlaglöchern, der Wirtschaft und der Politik.
Und irgendwie ist sie das noch immer. Mit der AfD in Thüringen und Höcke im Eichsfeld, der Osten wählt anders. „Ich komme aus dem niedersächsischen, nicht dem thüringischem Eichsfeld“, höre ich mich sagen. Die Mauer steht also auch in meinem Kopf. Und neben ihr die Frage: Was passiert mit dem Eichsfeld, wenn in einem Teil, jedenfalls auf Landesebene, die AfD das Sagen hat? Wenn die einzigen Mauern, die heute noch fallen, nie dagewesene Brandmauern sind. Wenn die CDU-Hochburg (die ich einst so verteufelte) endgültig zerbröselt. Ich hoffe, wir werden es nicht erfahren.
Ihre
Mina Marschall
Was passiert, wenn die AfD das Sagen hat?
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