Verschlossen, gelangweilt, reflektiert
Liebe Leserinnen und Leser,
genauso lange, wie ich schon auf der Welt bin, instrumentalisieren Neonazis den Tag zum Gedenken der Bombenangriffe der Alliierten. Seit 2005 reisen Rechtsextreme aus ganz Deutschland nach Dresden, um am Trauermarsch teilzunehmen. In meiner Heimatstadt Cottbus entstand ebenso wie in anderen Städten daraufhin eine Gegenbewegung. Ich war elf Jahre alt, als ich meinen Vater das erste Mal dort hin begleitete.
Gestern jährte sich die Bombardierung von Cottbus. Anders als sonst fand dieses Jahr kein Naziaufmarsch mehr statt. Lange genug hatten Menschen jedes Jahr aufs Neue dagegen gehalten, sich versammelt und Präsenz gezeigt.
Dass sich Rechtsextreme weg von den Straßen hinein in Privaträume formieren, lässt sich bei der Identitären Bewegung beobachten. In meiner ersten Empfehlung legt Der Spiegel offen, welche Immobilien sie besitzt und welche Verbindungen, dabei geholfen haben, sie zu erwerben.
Ihre
Svenja Jäger
P.S: Unsere Freund:innen von der Reportageschule haben unseren gemeinsamen Podcast grundlegend überarbeitet. In der ersten Folge des Relaunchs erzählt Kriegsreporter Wolfgang Bauer von seinen Recherchen in Afghanistan. Sie finden ihn unten.
Das geheime Netzwerk der “Identitären”
Die “Identitäre Bewegung” gewinnt zunehmend an Einfluss. Entscheidend dafür sind ihre Verbindungen zur AfD. In Chemnitz eröffnete sie Ende letzten Jahres ein Projekthaus. Auch in anderen Städten besitzt sie Häuser. Woher kommt das Geld?
Herr Doktor
Wer minderjährig ist, genießt in Deutschland besonderen Schutz und Rechte. Das schließt auch die Schulpflicht ein. Nur dass Personalmangel, eine generelle Überlastung der Institutionen und eine ungesunde Portion Willkür das oft nicht zulassen. Deswegen sitzen viele Geflüchtete nur rum. Und warten auf das Ende des Wartens.
Anja Martin und Fotos Max Gödecke · Fluter · 7 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)
Ich habe Karneval im Frauenknast gefeiert
Vier Stunden lang hat Berivan Kilic Karneval in einer JVA in Köln mitgefeiert.
Es wurde getanzt, gesungen und gelacht und reflektiert: Was bedeutet es, sich nach Freiheit zu sehnen?
Berivan Kilic · Vice · 15 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)
Satz der Woche
«Gegen das Warten gab es Zigaretten, gegen die Angst nichts. Später, im Schützengraben, fing er richtig an zu rauchen, 60 Zigaretten am Tag, er rauchte und wartete, dann schoss er.»
Tobias Scharnagl · Stern(€) · 20 Minuten
Zwei Brüder, zwei völlig unterschiedliche Lebenswelten. Der eine lebt in Deutschland, genießt die neuen Freiheiten, hadert manchmal auch mit ihnen. Der andere ist Mitglied bei den Taliban. Wolfgang Bauer, Reporter bei der Zeit, nimmt uns mit nach Afghanistan und ins Wendland, wo er der Frage nachgegangen ist: Was verbindet diese beiden Brüder noch? Das ist die erste Folge seit dem Relaunch von:
reporter:insights - Einblicke in große Recherchen (Öffnet in neuem Fenster)
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