Zum Hauptinhalt springen

Probleme lösen

https://youtu.be/TjVBcPedG3k (Öffnet in neuem Fenster)

*jetzt neu: jeder Newsletter auch als Video!

Der Mensch ist richtig gut darin, Probleme zu lösen. Warum ich darüber nachdenke? Weil ich mich schon seit einigen Jahren frage, was wir tun können. Vor allem seit ich als Reporter in einer marokkanischen Oase stand, um mich herum nichts als sterbende Dattelpalmen. Jene Palmen, die dafür verantwortlich waren, dass diese Region mal wohlhabend und berühmt war – und jetzt starben diese Bäume.

Die Menschen dort verloren Jahr für Jahr ihre Ernte, flohen erst in die größeren Städte und dann nach Europa auf der Suche nach einem besseren Leben. Ich habe bald darauf die Studien gelesen und verstanden: Das ist nicht nur im Mittelmeerraum so, sondern es droht uns allen. Unsere Lebensgrundlagen sterben gerade, sie werden von Menschen bewusst zerstört. Und mich hat das damals in ein krasses Loch gestoßen.

Im Sommer darauf war ich wie immer mit Freund:innen rund um Berlin an den Seen und konnte es nicht genießen, weil ich überall nur gesehen habe, wie die Bäume und Seen sterben.

Alles hatte wie einen schwarzen Schleier, und ich habe auf die Welt guckt, auf die Zukunft und habe nichts gespürt als Angst und Hilflosigkeit. Und das hat eine ganze Weile angedauert, und es ging nicht nur mir so. In dieser Zeit war der Begriff „Klimaangst“ ja super präsent in den Medien, es wurden mehrere Bücher darüber geschrieben. Und Klimaangst ist ein Problem.

Wenn man sich hilflos fühlt, verliert man den Antrieb. Man verliert die Hoffnung, dass es besser werden könnte. Man wird seelisch krank, wenn es zu lange anhält und teilweise auch körperlich krank. Und es ist auch ein Problem für unsere Gesellschaften. Wenn man sich kollektiv über einen langen Zeitraum hilflos fühlt, dann hört man auf, sich zu engagieren, sich in die Gesellschaft einzubringen.

Es führt auch zu mehr Konflikten, weil alle gereizt sind, alle das Gefühl haben, es gibt da dieses riesige Problem, und wir können nichts tun. Das ist auch für unsere Demokratie ein Problem. Wenn sich unser politischer Raum immer weiter polarisiert, wenn sich alle immer nur noch gereizt in ihre Gräben zurückziehen, dann ist das ein Problem – weil wir nicht mehr gemeinsam handeln, weil wir die Probleme, die wir haben, nicht mehr gemeinsam lösen können.

Und ja: Das ist das Problem, aber das ist auch die Lösung, weil der Mensch ist sehr, sehr gut darin, Probleme zu lösen, wenn er es denn gemeinsam angeht. Dafür sind wir gemacht. Wenn man evolutionär mal guckt, wo wir herkommen, haben sich Menschen ganz früh schon in kleinen und größeren Gruppen zusammengeschlossen.

Warum wir so gut im Problemelösen sind? Erstens unsere Kommunikation: Wie keine andere Spezies auf diesem Planeten können wir miteinander kommunizieren – über Worte, aber auch über Mimik. Wir sind der einzige Primat dessen Augäpfel weiß sind, weil uns das hilft zu sehen, wo unser Gegenüber gerade hinschaut. Und das hilft uns dabei zusammenzuarbeiten, wenn wir Probleme angehen.

Neben der Kommunikation sind es die vielen verschiedenen Perspektiven, die wir mitbringen. Jeder Mensch bringt ein anderes Wissen mit, aber jeder Mensch bringt auch eine andere neurologische Ausstattung mit. Manche sind analytisch, andere kreativ, andere haben eine gute Intuition. Wenn man das zusammenbringt, hat man viel mehr Fähigkeiten, mit denen man ein Problem angehen kann.

Drittens sind wir gut darin mit Konflikten umzugehen. Wir können verschiedene Perspektiven übereinanderlegen und uns darauf einigen, was wir jetzt tun sollten. Und wenn wir das hinbekommen, ist der Mensch ja in vielem fast unaufhaltbar. Denken wir mal nur an das „Problem“, dass der Mensch immer gerne zum Mond fliegen wollte. Wir kennen alle den Satz: „Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit.“ Das wurde von einem Mann gesagt. Aber hinter diesem einen Mann standen 400.000 Menschen, die zusammen gearbeitet hatten, um dieses Problem zu lösen.

Man kann aber auch in das 18. Jahrhundert zurückgehen, die Französische Revolution. Vorher waren viele Bauern und Bäuerinnen verarmt, weil die Steuern stiegen, weil dann noch ein Vulkanausbruch auf der anderen Seite der Welt das Klima veränderte. Die Ernten scheiterten, die Menschen hatten nichts mehr zu essen, und eine gute Problemlösung in dem Augenblick war es, die Monarchie abzuschaffen.

Man kann auch in die USA gucken, die krass rassistische Gesellschaft der 50er und 60er Jahre. Schwarze Menschen durften nicht da einkaufen, wo sie wollten, durften nicht in alle Schulen gehen, wurden ermordet. Also haben sie sich zusammengeschlossen, haben sich gefragt: „Was können wir tun?“ Und sie haben gemeinsam dieses Problem gelöst.

Ähnliches in Ostdeutschland, wo die SED-Diktatur die Menschen gängelte, wo die Wirtschaft immer weiter abschmierte. Irgendwann haben die Menschen einfach gesagt, dass sie das nicht mehr wollen, haben sich getroffen in Versammlungen, in Kirchen, später auf der Straße und dann an den Runden Tischen, um darüber zu diskutieren: Wie wollen wir gemeinsam leben? Wie wollen wir diese Probleme lösen?

 Und ich glaube, dass das auch in unserer Zeit wieder relevant. Derzeit kommen wir nicht zusammen, um darüber zu sprechen, wie wir gemeinsam unsere Probleme lösen wollen und deswegen stehen wir so hilflos vor diesem ganzen Chaos.

Was hat das mit dem Projekt Menschlichkeit zu tun?

Schreibe ich nächste Woche mehr zu.

Ich liebe es, Aktivist zu sein. Geld verdiene ich damit nicht – im Gegenteil, gerade erst wurde wieder ein Job als Speaker abgesagt.

In der Vergangenheit kam da ganz offen die Begründung, dass es mit meinem Aktivismus zu tun hat. Falls ihr da in die Bresche springen und helfen wollt, dass mir das Geld nicht ausgeht, hier entlang:

 

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Raphael Thelen - Klima und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden