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Radikalität braucht Sicherheit - 20.03.2023

Die Tage interviewte mich eine taz-Journalistin wegen meines Wechsels zur Letzten Generation, coole Person, bei der ich mich sicher genug fühlte, ein paar Dinge sehr klar auszudrücken. Zum Beispiel, dass E-Autos Bullshit sind. Allein die Produktion einer Batterie emittiert bis zu 13 Tonnen CO2. Ich sagte auch, dass ich zunehmend vom Journalismus abgefuckt war, weil er dabei versagt, die Probleme und Lösungen klar zu benennen.

Vor der Veröffentlichung bekam ich das Interview zur Autorisierung zugeschickt, durfte den Text also noch mal lesen und gegebenenfalls ändern. Was da stand, war, was ich fühle und denke – aber bei mir kam die Frage auf: Kann ich das öffentlich so sagen?

Mein Wechsel in den zivilen Widerstand war befreiend, aber auch ein Risiko, vor allem geldtechnisch. Über zehn Jahre habe ich vom Journalismus gelebt. Irgendwann sind Bücher dazu gekommen, aber die Honorare sind mager, deswegen spreche ich auch auf Bühnen über die Klimakrise. In Schulen, bei Parteien und NGOs. Aber da ist eine Sorge: dass die mich nicht mehr wollen, wenn ich zu deutlich Klartext rede, zu unbequem werde – dabei ist es ja gerade das, was es braucht in der eskalierenden Klimakrise.

Letztlich hat meine dann Angst überwogen. Ich habe den abgefuckt-Satz aus dem Interview gestrichen. Denn es sind nicht nur die Lebenshaltungskosten.

Die Politik eskaliert gegen die Letzte Generation. Ein FDP-Mann nannte uns „Abschaum“, ein SPDler „Taliban“. Innenministerin Nancy Faeser fordert immer härteres Vorgehen, in Heilbronn gab es erste Haftstrafen wegen Blockaden: drei Monate ohne Bewährung.

Es fühlt sich gut und richtig an, wo ich mich gerade befinde, und ich würde gerne weitermachen, noch klarer, radikaler, angemessener kommunizieren und handeln. Aber ich merke auch, dass ich mich frage, ob es dafür Rückhalt gibt, ja, ob, es genügend Leute gibt, die mir den Rücken freihalten, mich unterstützen.

© RONJA RØVARDOTTER (Öffnet in neuem Fenster)

Newsletteranbieter geben die Möglichkeit, dass Leser:innen spenden können. Beim früheren Anbieter war der Mindestbeitrag jedoch ziemlich hoch, gleichzeitig behielt der Anbieter eine hohe Kommission. Auch deshalb habe ich den Provider gewechselt, weil jetzt eine Staffelung möglich ist, die vielleicht besser passt.

Dabei merke ich, dass es mir gar nicht so sehr um die Geldsumme geht, die am Ende rauskommt. Ich habe immer schon nur wenig gebraucht. Aber wenn ich mir vorstelle, wie das wäre, wenn 200 Menschen Unterstützung schicken würden, dann löst sich etwas in meiner Magengrube, und ein Gefühl von Sicherheit stellt sich ein.

In einem Monat beginnt wieder eine große Protestphase in Berlin. Ich habe Bock mitzumachen, mich voll reinzuhängen, auf die Straße zu gehen, werde es wahrscheinlich so oder so tun. Aber besser würde ich mich fühlen, wenn ich wüsste, da sind Leute, die am Start sind, deshalb meine Frage:

Hast Du Lust, mich zu unterstützen?

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