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PBN-Labor #15 mit Ödnis, Klos und Köln

Ihr Lieben,

Wetter, Fußball, Ferienpläne. An Smalltalk-Themen mangelt es dieser Tage wahrlich nicht, und dann hat die BVG auch noch die großen Ersatzverkehr-Festspiele ausgerufen: M1? ? M4? M10? 12? Sind alle auf für uns zentralen Strecken noch bis Sonntag als Busse unterwegs (Öffnet in neuem Fenster), weil gebaut wird und u.a. die komplette Kreuzung an der U Eberswalder gesperrt ist.

Am Samstagmittag ist in dem kleinen Zeitfenster, als die Trams doch fahren sollten, auch noch eine Pro-Palästina-Demo (Öffnet in neuem Fenster) Richtung Torstraße gelatscht und hat alles blockiert und aus dem Takt gebracht.

🤬?!?

Nein, lasst uns Glas-Halbvoll-Menschen sein, die sich daran erfreuen, dass in Berlin mal nicht das Geld fehlt, sondern investiert wird. Außerdem kann man neue Eisläden entdecken, wenn man muffelig ungeplant zu Fuß durch den Kiez stapft.

Oder wusstet ihr schon, dass das Süßfein jetzt eine neue Filiale am Humannplatz (Öffnet in neuem Fenster) hat?

Eben.

Zudem habe ich euch eine neue Runde Antworten auf eure Fragen mitgebracht. Voilá:

Eure Themen

“Mehrere Spielplätze im Bötzowkiez sind seit guten zwei Jahren ohne Spielgeräte, geradezu verkommen, reine Sandflächen ohne Spielmöglichkeit. Da war mal deutlich mehr drauf. Teilweise Absperrungen und Befestigungen statt Reparaturen”,

interessiert Anonym.

Worum geht’s?

Ich habe mir das Beschriebene mal angesehen und muss sagen: Wow! Da wurde an Tristheit nicht zu viel versprochen.

Die obrige Sandwüste liegt an der Käthe-Niederkirchner-Straße / Ecke Bötzowstraße, die unten an der Hans-Otto-Str. / Ecke Liselotte-Hermann-Straße.

Warum ist das wichtig?

Dass Spielplätze wegen Sicherheitsbedenken ausgewählt abgeräumt werden, ist Standard. Hier ballen sich aber zwei Extrembeispiele, die die Frage aufdrängen, ob es nicht manchmal besser wäre, weniger Spielplätze zu haben, die dann aber diesen Namen auch verdienen.

Was sagen die Verantwortlichen?

Zuständig ist Pankows Stadträtin für den öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU). Aus ihrem Büro kommt die Info, dass die Spielgeräte bereits 2020 und 2021 abgebaut wurden, wegen Fäulnis und Pilzbefall. Wann genug Geld und Personal da sein werden, um aus der Ödnis wieder blühende Rutschlandschaften zu machen, sei “derzeit noch nicht abzusehen.”

Ein leerer Spielplatz ist immer noch besser als ein unsicherer Spielplatz. Soweit, so üblich.

Auftritt Kinderspielplatzgesetz.

Dieses schreibt vor, dass pro Einwohner:in eine gewisse Fläche Spielplatz vorhanden sein muss. Rund um die Bötzowstraße sind das genau 7.889 m² für knapp 13.000 Menschen. Laut Gesetz ist das zu wenig. Es fehlen ganze 4.875 m².

Upsi.

“Der Erhalt der vorhandenen öffentlichen Spielplatzflächen ist daher von großer Bedeutung, um das vorherrschende Defizit an Spielflächen nicht zu vergrößern”, so Anders-Granitzki. Dafür erwähnt sie noch lobend, dass an beiden Standorten keine Bauzäune oder sonstiges störendes Zeug herumstehen, so wie auf anderen Spielplätzen mit Pilzbefall.

Julianes Kommentar

Zugegebenermaßen: Der Bötzowkiez ist nicht meine tägliche Hood. Aber viel voller als auf den Bildern oben habe ich diese Plätze noch nicht gesehen. Es könnte also sein, dass Kinder und Eltern die Begeisterung des Bezirksamts für Sandwüsten nicht teilen.

Wir alle wissen: Platz ist bei uns knapp, und ich bin wirklich die Letzte, die dafür plädiert, staatliches Tafelsilber in Form von Immobilien zu verhökern, um den Alltagsbetrieb finanzieren zu können.

Andererseits: Warum eigentlich nicht? Einmal durchzurechnen, wie viele neue Spielgeräte man für ein Filetgrundstück im Bötzowkiez kaufen könnte, kann ja nicht schaden.

Ganz abgesehen davon würde ich gerne mal über den Sinn eines Spielplatzgesetzes reden, dessen Zielvorgaben so stark verfehlt werden, dass man sich schon mal fragen muss, aus welchen Jahrhundert (1512?) und welcher Region (Ostwestfahlen?) es stammt. Diese Regeln sind offensichtlich nicht für einen Innenstadtbezirk in Zeiten der Verstädterung gemacht.

Vielleicht ist den Bötzowkiezer:innen mit einer anderen Nutzung viel mehr geholfen?

Was meint ihr? Klar ist, dass der Bezirk Pankow auf absehbare Zeit kein Geld haben wird, diese Plätze wieder aufzurüsten. Und ähnliche Probleme bestehen ja überall in Prenzlauer Berg. Diese Wüsten sind doch keine Lösung! Warum nicht einfach zum Pop-up-Space erklären und von der Musikschule, dem Yoga-Studio oder (gegen ordentlich Kohle) der Fashion-Week nutzen lassen?

Ich sammle gerne Ideen und bringe uns mit dem Bezirksamt ins Gespräch. Schreibt mir an juliane@prenzlauerberg-nachrichten.de (Öffnet in neuem Fenster).

“Wann kommt am Helmholtzplatz ein neues Toilettenhäuschen? Die abgebrannte Ruine ist auch schlecht gesichert”,

fragt Anonym.

Worum geht’s?

Seit eineinhalb Jahren fehlt am Helmholtzplatz das öffentliche Klohäuschen. Wie schön das aussieht, ist auf dem Bild oben zu bewundern.

Warum ist das wichtig?

Als jemand, die im krassesten Corona-Lockdown schwanger war, kann ich persönlich die Wichtigkeit öffentlicher Toiletten nicht genug betonen. Am Helmholtzplatz müssen sich ohne das Angebot die Kinder und Eltern vom Spielplatz, die Tischtennis-Spieler:innen und sämtliche Bank-Bier-Trinker:innen mit den Büschen behelfen. Das ist keine Lösung.

Andererseits sind die selbstreinigenden, musikuntermalten High-Tech-Klos der Firma Wall gerne Drogenhöhlen und Vandalismusopfer. Von 355 Berliner Toiletten gelten 40 als Problem-Standorte. Der Tagesspiegel hat gerade eine ganze Reportage zum Thema (Öffnet in neuem Fenster) veröffentlicht, übles Bild-Material inklusive.

Was sagen die Verantwortlichen?

“Die Berliner Toilette am Helmholtzplatz wurde Ende 2022 in Absprache mit dem Bezirk und dem Land Berlin abgebaut, nachdem sie durch einen Brandanschlag vollständig zerstört worden war. Dies stellte bereits den vierten Brandanschlag auf eine unserer Toiletten am Helmholtzplatz dar”, sagt Christian Knappe, Wall-Pressesprecher.

Trotz der offenslichtlichen Gefahrenlage soll noch in diesem Jahr ein neues Häuschen kommen. Einen konkreten Termin gibt es aber laut Knappe noch nicht. “Wir behalten die Sicherheitslage am Helmholtzplatz weiterhin im Auge.”

“Gaudystraße / Ecke Cantianstraße war mal ein Waschsalon - ist ewig her. Seit ewiger Zeit steht im verdächtig nach Cafe aussehenden, leerstehenden Laden ein Schrank und sonst, soweit ich sehe, nix. Was soll da passieren? Wieso lohnt es sich, so etwas so lange leerstehen zu lassen?”

fragt Christian.

Worum geht’s?

Leerstände gibt’s viele, aber der Anblick durchs verschmutzte Schaufenster macht neugierig: Landhaus-Möbel, Stoffbahnen, hohe Leitern. Was ist da los?

Was ließ sich herausfinden?

Die Kurzfassung: Leider nicht viel. Aber der Weg dahin hat mir den Glauben an die Menschheit zurückgegeben, und das möchte ich euch nicht vorenthalten.

Meine Anfrage bei der Hausverwaltung wurde noch Berlin-Style beantwortet: Die Eigentümerin hat nicht zu einer Auskunft bevollmächtigt; bitte gehen Sie weg (meine zusammenfassenden Worte).

Doch beim Umhören in der Nachbarschaft schnappte ich das Gerücht auf, dass ein Stoffladen aus Köln einziehen solle. Es gebe aber Probleme.

Ab hier folgt feinster Flausch-Content.

Als ich begann, wahllos Stoffläden in Köln abzutelefonieren, um sie nach möglichen Expansions-Plänen zu befragen, rechnete ich mit genervten Leuten, die sich eine solche Belästigung verbitten.

Stattdessen begann nach freundlichsten Absagen (“Ich wünschte, das wäre für uns eine Option.” / “Wie toll, dass man uns eine weitere Filiale, und dann auch noch in Berlin zutraut.”) das muntere Mitraten, wer’s denn alternativ sein könnte. “Die sitzen in Puhlheim, aber suchen neue Räume”. “Die machen ständig Pop-ups, fragen Sie mal da.” Eine Dame schickte im Nachgang per Mail weitere Ideen, nachdem sie extra nochmal ihre beiden Lieferanten angeschrieben hatte.

Köln: Wo die Menschen die Hässlichkeit ihrer Stadt mit absoluter Freundlichkeit auszugleichen wissen.

Als Fazit muss ich leider vermelden, dass die Sache mit dem Stoffladen zwar plausibel erscheint, weil man auf dem oben abgebildeten Foto Stoffbahnen erkennt. Aber, um die Besitzerin eines seit hundert Jahren im Kölner Stoffbusiness verwurzelten Ladens zu zitieren : “Ach, mit denen haben sie alle schon gesprochen? Nee, dann sind die nich’ von hier.”

Falls von euch jemand mehr weiß, freue ich mich sehr über Hinweise (an juliane@prenzlauerberg-nachrichten.de). Meine zahlreichen neuen Kölner Freund:innen wollen schließlich auch wissen, was die Lösung ist.

“Der Pausenhof der Homer-Grundschule besteht seit Monaten vor allem aus einem abgesperrten Klettergerüst. Was ist da los?”,

fragt Peter.

Worum geht’s?

Im März 2023 wurde festgestellt, dass das Gerüst zu verfault ist, um weiter bedenkenlos Kinder darauf spielen zu lassen. Daraufhin wurde abgesperrt.

Und so ist das jetzt halt.

Was sagen die Verantwortlichen?

In den Sommerferien kommt das kaputte Gerüst endlich weg, sagt Schulstadtrat Jörn Pasternack (CDU). Ersetzt wird es jedoch vorerst nicht, weil im Sommer nächsten Jahres die Sporthalle der Schule saniert und der Platz auf dem Hof für die die Logistik der Bauarbeiten (=rumfahrende Bagger) benötigt wird.

Bleibt die Frage, warum man über ein Jahr für das Abbauen eines Klettergerüsts brauch?

Pasternack:

“Das Bezirksamt Pankow ist an die haushaltstechnischen und vergaberechtlichen gesetzlichen Vorschriften gebunden. Diese sind zum Beispiel durch Schaffung haushaltsrechtlicher Voraussetzungen, Angebotseinholungen und fachliche Angebotsprüfungen mit Zeitabläufen verbunden. Des Weiteren sind schulorganisatorische Abläufe zu berücksichtigen. So ist eine Demontage nur zu Ferienzeiten angebracht, um Störungen des Schulbetriebes zu vermeiden.”

Keine Sorge, er spricht nicht so, die Anfrage wurde per Mail beantwortet.

Julianes Kommentar

🤷‍♀️

Ihr habt auch ein Thema, dem ich auf dem Grund gehen soll?

Machen

Kai Wegner vor Ort / Anmeldung bis Freitag, 28.06.

Berlins Regierender kommt zum Talk über Land, Leute und seine Politik in den BVV-Saal in der Fröbelstraße. Termin ist erst am 17.07, 19 Uhr, aber Anmeldefrist schon jetzt (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

40 Jahre Alnatura auf dem Ökomarkt am Kollwitzplatz / Donnerstag, 27.06 ab 12 Uhr

Probierstationen und Programm, vom Einblick ins Ökodorf Brodowin bis zum Start-up-Talk mit Alnatura-Gründer Götz Rehn (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

“Berliner Amateur*innen” / Samstag, 29. und Sonntag, 30.06. jeweils 17 Uhr

Die Herren Profifußballer kicken um den EM-Pokal, in der Audio-Installation im Ballhaus Ost hören wir die Stimmen Berliner Amateurfußballer*innen über den Sport-Alltag jenseits von Glamour und Kommerz, Eintritt frei (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

Das war’s für diese Woche.

Liebe Grüße und bis bald,

Juliane von den Prenzlauer Berg Nachrichten

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