PBN-Labor #4 mit Kirschen, Kultur und Colosseum
Guten Morgen, Hallo und Servus!
Wir beginnen mit einem Servicehinweis: Es kann nicht mehr allzu lange dauern, bis auch die faulsten Obstbäume im Kiez ihre Blüten auspacken und am Mauerradweg wieder Instagrammer:innen auf Klappleitern steigen, um das beste Reel von der Kirschblüte zu produzieren.
Traditionell sind die Bäume dort etwas später dran als etwa am Mauerpark, wo schon in dieser Woche großer Foto-Alarm herrschte. Welcher Boden unten, wie viel Sonne oben, und ob drum herum Beton oder eher Wiese ist, entscheidet über den Blühzeitpunkt.
Sucht also schonmal den Selfie-Stick raus bzw. plant eure Umleitung, falls ihr die Strecke in Eile durchqueren müsst. Denn wenn der Kram blüht, ist erfahrungsgemäß für zwei Wochen kein Durchkommen mehr.
Mitreden
Manche Dinge kann man nicht oft genug sagen – etwa, dass wir die PBN gerade als Labor betreiben, damit am Ende ein Angebot herauskommt, das euren Bedürfnissen und Wünschen weitmöglichst entspricht.
Entsprechend hervorrangend finde ich es, dass so viele von euch in der vergangenen Woche (Öffnet in neuem Fenster) bei unserer kleinen Umfrage zur optimalen Länge von Meldungen mitgemacht haben.
High Five!
Leider haben wir statt eines klaren Ergebnisses eine Lektion in Demokratie erhalten: 60 Prozent fanden die Superkurzmeldungen völlig ausreichend. 40 Prozent nicht. 0,01 Prozent fanden kurz vertretbar, vermissten aber weiterführende Links, was komisch ist, weil es die gab. Wer solche technischen Probleme hat, meldet sich bitte, damit wir sie lösen können.
Nun bin ich hier ja, siehe oben, euer Servicepersonal. Daher ist mein ausgleichender Vorschlag, in Zukunft manche Meldungen doch ein wenig ausführlicher zu machen. Manche nicht.
Also in etwa so:
Sie bewundern das Problem, aber haben keine Lösungen. So fasst die Initiative Pankow gegen Verdrängung (Öffnet in neuem Fenster) den Krisengipfel vom vergangenen Freitag (Öffnet in neuem Fenster) zusammen. Dort waren Mieter:innen mit Politiker:innen aus Land und Bezirk zusammengekommen, um über das Problem der auslaufenden Sozialbindungen zu sprechen.
Nach dem Fall der Mauer bekamen Eigentümer:innen für die Sanierung ihrer Häuser staatliche Förderungen, wenn sie sich im Ausgleich für meist 30 Jahre zu günstigen Vermietungen verpflichteten. Diese 30 Jahre sind jetzt um; die Mieter:innen entsprechend besorgt. 1.700 Unterschriften wurden am Freitag übergeben. Die Politik ist mit der Situation auch nicht zufrieden, hat aber keine Ideen (bzw. kein Geld), um was zu tun, beklagt die Initiative. Die Hoffnung, dass sich das noch ändert, hat diese aber weiterhin.
Der geplante Umbau der Hufelandstraße zur Fahrradstraße kommt nicht mehr in diesem Jahr. (Öffnet in neuem Fenster)Es fehlen Personal für die Planungen und Geld für die gestiegenen Baukosten.
Pankows Ausschuss für öffentliche Ordnung möchte (Öffnet in neuem Fenster), dass man auch weiterhin vor Spätis sitzen darf. Mit dieser Entscheidung stellt er sich gegen einen Vorschlag aus der Verwaltung, Tische und Stühle auf Gehwegen nur noch angemeldeten Gaststätten zu erlauben. Als nächstes muss die BVV in der Sache entscheiden.
Einen Hilfskonvoi mit Spenden möchte der Bezirk im Frühjahr in seine ukrainische Partnerstadt Riwne schicken. Gesucht werden Babynahrung und Jogginganzüge, aber auch Defibrillatoren (mehr Infos hier (Öffnet in neuem Fenster)).
Ich hoffe, das ist so für alle okay. Ansonsten schreibt mir gerne an redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de (Öffnet in neuem Fenster).
Thema der Woche:
Konzerte, Karaoke, Kinderprogramm: Das Colosseum ist unser neues Kulturzentrum
Worum geht’s?
Heimlich, still und leise hat sich mitten in Prenzlauer Berg eine fette Event- und Konzertlocation etabliert. Das Colosseum hat seit kurzem einen langfristigen Mieter namens Colosseum Event Berlin GmbH (Öffnet in neuem Fenster), und der veranstaltet Lesungen mit Bjarne Mädel oder Miranda July, Konzerte von Julia Holter und Dagobert, aber auch eine Konferenz zur Zukunft der Ukraine in Europa mit 5000 Gästen, Karaoke-Sessions und Hörspielnachmittage für Kinder.
Warum ist das wichtig?
Mitten in Prenzlauer Berg, wo vermeintlich nichts mehr geht (Clubsterben, anyone?), gibt es nun in sieben Sälen Kulturprogramm, plus drei Säle Kino, und das dauerhaft.
Was zuvor geschah?
Ganz früher (im Sinne von 1894) war das Gebäude an der Schönhauser Allee mal ein Stall für die Pferde und Bahnen der Berliner Pferdestraßenbahn. Seit 1924 wird es als Kino genutzt. Doch in der Pandemie meldete der letzte Betreiber Insolvenz an; in der Folge geisterten diverse Wünsche und Vorstellungen (Erhalt als Kino, großer Umbau zum Eventzentrum, irgendwas mit Büros) durch Nachbarschaft und Lokalpolitik. Bereits im September 2023 eröffneten dann als vorübergehende Lösung drei Kinosäle wieder, betrieben vom Macher des Zoo Palasts. Der Rest des Gebäudes ging zur Zwischenmiete an drei Berliner Eventmenschen. Die haben nun einen dauerhaften Mietvertrag erhalten.
Was sagen die Macher?
“Im letzten September wollten wir hier ein Event umsetzten. Jetzt sind wir Betreiber”, meint David Boldt, der früher schon für die Columbiahalle und das Funkhaus arbeitete. Nun ist er mit zwei Freunden selbständig und hat mit eigenem Geld das frühere Kino so eingerichtet, dass es für Veranstaltungen und Konzerte nutzbar ist. Was bedeutet: Die Soundanlage im alten Kinosaal ist neu, damit dort in Clubatmosphäre Konzerte laufen können, der Popcorn-Teppich im Foyer ist aber der alte. Da kommt fast ein bisschen Berlin-in-den-1990ern-Zwischennutzungs-Feeling auf.
Die Vision, die Boldt für den Standort hat, entspricht der Größe der Räume: Vorbilder sind das Harpa Konzert- und Konferenzzentrum in Reykjavík oder das Londoner Barbican Center, wo Kino, Konzerte, Kunst und Kongresse unter ein Dach passen.
“Du schaffst es niemals, alle glücklich zu machen. Aber du kannst es versuchen”, sagt Boldt. Dabei ist das Konzert für Publikum aus ganz Berlin für ihn ebenso wichtig wie ein gutes Angebot für den Kiez, zu dessen kulturellem Anlaufpunkt das Colosseum werden soll. “Denkbar ist eigentlich alles mögliche.” Nur Raves schließt es aus. “Wir wollen ein gutes Verhältnis zur Nachbarschaft.”
Wie geht es weiter?
Jetzt muss sich der Standort natürlich erstmal etablieren. Künstler:innen mit Raumbedarf zu finden, sei schonmal nicht so schwer, meint Boldt. Anders ist es mit einer staatlichen Förderung, die er sich gut etwa für Veranstaltungsreihen mit gesellschaftlichem Nutzen vorstellen kann.
Seine Liste mit Ideen für den Ort ist lang. Für die Umsetzung hat er nun Zeit.
Machen
Donnerstag, 21.03., 17 Uhr
“Prekärer Prenzlauer Berg” klingt komisch, aber unser Viertel war früher stark von Armut geprägt. Der Stadtspaziergang auf Spurensuche startet am Ernst-Thälmann-Denkmal (2 Std., keine Anmeldung nötig, 5-12 Euro nach Ermessen, berliner-spurensuche.de (Öffnet in neuem Fenster)).
Samstag, 23.03., 10-15 Uhr
Bücher, Blumensamen und Kinderprogramm gibt es beim Bücherbasar mit Samentauschbörse in der Bibliothek am Wasserturm (Öffnet in neuem Fenster).
Ab sofort
Bock auf Natur? Der Berliner Umweltkalender (Öffnet in neuem Fenster)weiß, wo man gerade Biber besuchen oder Tipps zur Balkonbepflanzung abholen kann.
Habt noch eine schöne Woche und bis nächstes Mal,
Juliane von den Prenzlauer Berg Nachrichten
PS: Danke allen, die im letzte Newsletter mitgemacht und eine Lunch-Empfehlung ausgesprochen haben! Das hier ist unsere aktuelle Karte mit günstigen Lunch-Spots im Viertel. Wer noch welche vorschlagen möchte, kann das hier (Öffnet in neuem Fenster) tun.
https://www.pampam.city/p/GvWg30pWGlt5TUqDjZ8J (Öffnet in neuem Fenster)