Lemonbabies - Comeback des Power Pop-Phänomens der 1990er Jahre
Zwischen der Bandgründung 1989 und dem Split 2001 veröffentlichte die Berliner Girlgroup The Lemonbabies, später nur Lemonbabies, eine EP und vier Alben. Mit ihrem englischsprachigen Sunshine-Pop (die deutsche Antwort auf die Bangles) etablierten sie sich erfolgreich über authentische Sixties-Einflüsse auf der Debüt-EP „Fresh ´N´ Fizzy“ hinaus im Mainstream bis hin zur finalen Power Pop-CD „Now + Forever“. Nach 20 Jahren Pause erscheint jetzt auf Rotschopf Records ein Best Of-Album mit vier neuen Titeln, zusätzlich wird das komplette Frühwerk digital wiederveröffentlicht. Auch von einer Video-Kurz-Dokumentation ist die Rede. Im Gespräch mit Gründungsmitglied Diane Weigmann (Gitarre, Gesang), Katharina ´Katy´ Matthies (Keyboard) sowie Barbara Hanff (Bass, Gesang), die beide zur letzten Lemonbabies-Besetzung gehören, wagen wir den Blick zurück in die Zukunft.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch Julia Gehrmann (Schlagzeug, Gesang), beziehungsweise Lina van de Mars (Schlagzeug ab 2000) in unserer Telko-Runde. Gab es 2001 eigentlich eine offizielle Auflösung der Band?
Alle: Von Julia sollen wir Dich herzlich grüßen, sie muss arbeiten. Sie leitet ja eine eigene Osteopathie-Praxis in der Schweiz. Barbara: Nein, nur eine Pause, in der wir uns nach wie vor befinden. Diane: Wir haben uns immer gut verstanden, waren wie Schwestern, die aber damals eigene Lebenswege gehen wollten. Deswegen haben wir nie ein Ende der Band ausgesprochen, sondern nur eine Art Dornröschenschlaf gehalten.
Ihr habt in der Pause aber alle Drei weiterhin Musik gemacht. Erzählt doch bitte ein wenig darüber.
Barbara: Ich war einige Jahre mit Team Blender aktiv, habe studiert und arbeite als Kommunikationsdesignerin. Und leite eine Indie-Pop-Chor, der viel Spaß macht. Katy: Nach einer Pause habe ich zunächst bei Petting gespielt, studiert und bin dann zu Mas Shake gekommen. Und ich arbeite ebenfalls als Designerin. Diane: Ich habe als deutschsprachige Solo-Künstlerin weitergemacht und bisher vier Alben veröffentlicht. Eine neue EP erscheint im Frühjahr. Und dann bin ich noch Teil von 3Berlin, einem Team, dass professionell und erfolgreich komponiert und produziert, auch im Bereich Kinderlieder.
Bleibt da noch Zeit für das männliche Geschlecht und/oder die Familie?
Wir haben mittlerweile alle Kinder und haben Familien gegründet. Das Baby von Barbara ist erst drei Wochen alt.
Wer hat denn wann mit wem über die Best Of und die Wiederveröffentlichungen gesprochen?
Barbara/Katy: Diane! Diane: Unser damaliger Sony Music-Manager Markus Linde hat die Rechte zurückgeholt. Und im Zuge des Corona-Aufräum-Modus haben wir alle über unsere WhatsApp-Gruppe darüber gesprochen und uns schließlich für das digitale Comeback auf meinem Label Rotschopf Records entschieden. Und Sony Music hat uns dabei mit einem Team sehr kollegial geholfen.
Die Auswahl für die Best Of dürfte euch angesichts einer EP und vier Alben sicher nicht ganz leichtgefallen sein. Wie seid ihr dabei vorgegangen?
Barbara/Diane: Katy hat uns dafür eine Excel Tabelle erstellt und den einzelnen Stücken wurden Wertigkeiten/Punkte vergeben. Alle Lieder, die wir gemeinsam veröffentlicht haben sind auf die Zusammenstellung gekommen, dann die Stücke, die ehemalige Bandmitglieder auf einem der vier Alben gesungen haben und vier bisher unveröffentlichte Songs. So schließt sich der Kreis von der Gründung bis hin zum Beginn der Pause und die Geschichte der Band wird anschaulich und gerecht repräsentiert. Und alle ehemaligen Mitglieder, inklusive Kaja Vetter (Bass bis 1996, die jetzt in Neuseeland lebt) freuen sich über diese Art von Comeback.
Hat das Sichten des alten Materials Lust auf das Schreiben neuer Stücke gemacht? Und habt ihr in diesem Zusammenhang auch überlegt, zusammen mit Julia wieder aufzutreten?
Barbara: Die Aufarbeitung hat allen Beteiligten sichtlich Spaß gemacht. Katy kümmert sich intensiv um eine neue Webseite, während sich Diane um unseren Instagram-Kanal verdient macht. Für das Schreiben bleibt uns da momentan keine Zeit. Diane: Live-Auftritte stehen derzeit nicht zur Debatte, vor allem aus Zeitgründen. Aber ´Sag niemals nie´. Es käme auch maßgeblich auf ein Tourneeangebot an, ist aber momentan eher unrealistisch.
Euer erster Manager war der Berliner Musikjournalist und Labelbetreiber (Twang! Records) Mike Korbik. Er hat die Geschichte der Lemonbabies maßgeblich mitgeschrieben und ist 2019 an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben. Hattet ihr noch Kontakt zu ihm?
Diane: Ja, zu seinem Label-Jubiläum hatten wir ihn noch gesehen, allerdings ohne Barbara aber mit Julia. Eine Unplugged-Reunion im Jahr 2017 für 33 Jahre Twang! Records im Berliner Quasimodo. Katy: Mit Petting waren wir auch auf Twang! Records, Jahre nach den Lemonbabies.
Mike hat ja damals auch ab 1990 die ´Zitronenpresse, ein Lemonbabies Fanclub-Magazin veröffentlicht, von denen ich 1-7 noch habe. Wie lange hatte der Fanclub bestand?
Diane: Auf jeden Fall bis hin zum Album „Porno“ (1998), also acht Ausgaben lang. Mike war ja ab 1996 nicht mehr unser Manager, uns aber weiterhin freundschaftlich verbunden. Katy: Wenn Du die 1 und 6 hast, wäre es super, wenn Duz uns die für unsere neue Webseite als PDF zur Verfügung stellen könntest.
Text: Frank Keil Bild: PR
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