5 Minuten Briefe an Medienschaffende
Liebe Leser*innen, liebe Unterstützer*innen, willkommen liebe Neuen,
die letzten 6 Tage habe ich mit dem Schreiben von Briefen verbracht. Wie manche euch vielleicht wissen, leite ich eine Kooperation mehrerer Fachverbände zur Entstigmatisierung von Drogen und Sucht (bzw. den Menschen dahinter) über die Sprache. Das Gespräch über Sprache verwenden wir als Türöffner, um die Bedeutungen von Wörtern ans Licht zu holen und zum Beispiel in Workshops zu diskutieren. (Der nächste ist am Dienstag in Kassel beim verbändeübergreifenden Fachtag Soziale Teilhabe (Öffnet in neuem Fenster).)
5 Minuten Briefe?
Ich habe euch ein Video zusammengeschnitten. 😏 In den letzten 6 Tagen habe ich 140 Briefe mit Leitfäden und Anschreiben an große Fernseh-Shows, kulturell einflussreiche Magazine und sehr viele kleine Lokalredaktionen verschickt. Seht selbst (Ton an für musikalische Begleitung):
https://youtu.be/v23V7vHxet8 (Öffnet in neuem Fenster)Ein bemerkenswerter Fakt der Sache, der sich in dieser Aktion zeigt, ist: Der gesellschaftliche Umgang mit Drogen und Sucht ist kein isoliertes, nachranginges Randthema. So ziemlich alle Redaktionen aus sämtlichen Bereichen befassen sich auf die ein oder andere Weise damit. Selbst das ADAC Magazin hätte ich eigentlich nicht auslassen müssen wegen der Führerscheinfrage, MPU-Schikane etc.
Noch mehr?
Der erste große Schwung an Briefen ist nun also raus. Aber es gibt daneben noch so einige relevante Medienschaffende mehr: Wenn euer Lokalblatt, das eurer Eltern, euer Podcast, euer Nachrichten-Portal oder Fernseh-Show noch fehlt: Ich freue mich über eure Hinweise und sende ihnen den Leitfaden dann nach! (Öffnet in neuem Fenster) (Und bitte schickt mir eure Hinweise gerne auch so zu. Ihr müsst sie nicht erst im Video abgleichen! 😉)
Von Talkshows bis zu den kleinen Lokalredaktionen vor Ort
Gerade jetzt, wo der Druck auf Menschen, die sichtbar im Öffentlichen Raum konsumieren, steigt und wo Elendssituationen regelmäßig entwürdigend und entmenschlichend gefilmt und diskutiert werden, in der Regel frei von der fachlich relevanten Expertise, frei von den Stimmen der Menschen, die problematisiert werden (den Expert*innen für ihre Situationen und konkrete Folgen der geltenden Drogenpolitik!) (Öffnet in neuem Fenster) und ohne Problemanalyse und Lösungsorientierung, das heißt Berichterstattung in aller Regel ohne den Kontext von Illegalität, Strafverfolgung und Stigmatisierung… Genau jetzt, wo das Thema wieder mehr hochkocht, erreicht der Sprachleitfaden die Redaktionen hoffentlich in einem aufmerksamen und aufgeschlossenen Moment. Wenn zumindest ein Teil der Empfänger*innen die abwertende Sprache ihrer Redaktionen als Problem erkennt, kann sich insgesamt ein besserer Anspruch und Standard entwickeln.
Damit es nicht mehr normal ist, sondern als seltsam auffällt, wenn sprachlich so unneutral auf dem Thema rumgetrampelt wird.
Im Anschreiben an die Medienschaffenden (Öffnet in neuem Fenster) versuchen wir mitunter dafür zu sensibilisieren, dass Kriminalisierung und Stigmatisierung Teil des Themas sind: “Bei „Sucht“ oder „Konsumstörung“ handelt es sich um komplexe psychiatrische Diagnosen, die von Außenstehenden nicht ermittelbar sind, und die für Betroffene mit Leid, Stigmatisierung und teils Kriminalisierung verbunden sind.”
Die Aktion in Bildern:
Abholung des Sprachleitfadens im Versandlager der Deutschen Aidshilfe (eine der Kooperationspartnerinnen)
Handschrift, damit es nicht nach beliebiger Werbung aussieht 🥲
Die Kooperationspartner sind: Die My Brain My Choice Initiative, der Fachverband Drogen- und Suchthilfe fdr+, der akzept Bundesverband, die Deutsche Aidshilfe, der JES Bundesverband und der Therapieverbund Ludwigsmühle
Noch mehr Handschrift: Persönliche Ansprachen an die verantwortlichen Chefredakteure (tatsächlich fast ausschließlich Herren in den Chefsesseln der Redaktionen)
Ungefähr solch ein Stapel ging in den letzten 6 Tagen jeweils am Tag zur Post.
Den Sprachleitfaden lesen, hören oder als Faltblatt bestellen:
Alles Weitere zum Leitfaden findet ihr hier auf der Projekt-Website:
Abschließend: Morgen ist International Drug Users Day!
Manche habe es bereits im #MyBrainMyChoice-Newsletter (Öffnet in neuem Fenster) mitbekommen: Am 1. November findet weltweit seit vielen Jahren der „International Drug Users Day“ statt. In Deutschland hat dieser Tag bisher eine eher geringere Bedeutung. Das JES-Netzwerk (Öffnet in neuem Fenster) und die Deutsche Aidshilfe (Öffnet in neuem Fenster) möchten dies ändern. Dem schließen wir uns als My Brain My Choice Initiative (Öffnet in neuem Fenster) an und unterstützen den Aufruf, die Folgen der Kriminalisierung morgen, am 1. November, in eurem Umfeld, auf der Arbeit oder öffentlichkeitswirksam z.B. in den sozialen Medien, gemeinsam zu thematisieren.
Social Media-Aktion #IDUD24
Im Laufe des Tages stelle ich auf der Website noch Social Media-Vorlagen bereit und poste sie auf Facebook, Instagram, X, Bluesky, Mastodon und LinkedIn. Wir werden den Hashtag #IDUD24 morgen verfolgen.
Wer mitmacht: Tagge die My Brain My Choice Initiative oder mich, damit wir deinen Beitrag teilen können!
Mit besten Grüßen
Eure Philine
Über mich & Anstehende Termine
Seit 2015 setze ich mich für einen Paradigmenwechsel in der deutschen Drogenpolitik ein. 2017 habe ich die My Brain My Choice Initiative als ehrenamtliche Plattform und Thinktank mitbegründet und vertrete unsere Konzepte und Kampagnen gegenüber Medien und Politik. Als Schildower Kreis-Mitglied stehe ich auch nach meinem Studium der Regionalwissenschaften (M.A.) im Austausch mit Expert*innen aus der Wissenschaft.
Die My Brain My Choice Initiative
My Brain My Choice (MBMC) ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich der Vertretung der Interessen von Menschen widmet, die Drogen gebrauchen. Wir setzen uns dafür ein, dass deren Perspektiven gehört und respektiert werden. Mit unseren Projekten und Kampagnen arbeiten wir seit 2017 daran, die Stigmatisierung und Diskriminierung von illegalem Drogengebrauch zu verringern und eine aufgeklärte, menschliche Drogenpolitik zu fördern, welche die gescheiterte Drogenprohibition überwindet.
Das Drogenpolitik Briefing
Danke fürs Lesen des Briefings! Die gesellschaftpolitische Aufklärung ist mir ein wichtiges Anliegen, weil wir nur so bessere Entscheidungen über dieses stark stigmatisierte Thema treffen können.
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Neu hier und noch nicht sicher? Das Briefing ohne Mitgliedschaft
Diese Nachricht ging heute ausnahmsweise an Mitglieder und Nicht-Mitglieder gleichzeitig. Mitglieder ermöglichen mir die Zeit zum Schreiben und diese Woche für eine solch größere Aktion. Um diese zivilgesellschaftliche und unabhängige Arbeit stabil leisten und weiter ausbauen zu können, brauche ich weitere zahlende Unterstützer*innen.
Um meine Artikel, Argumente und Kritiken aber allen Interessierten zugänglich zu machen, ist es mir wichtig, euch diese Option zu bieten (und freue mich über die vielen neuen Eintragungen!):