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Von Empathie und Schutz ~ Ist es meins?

Wenn wir Menschen immer beschützen wollen,

berauben wir sie ihrer Lektionen, wir berauben sie ihrer Freiheit und Heilung.

Wenn wir andere immer schonen wollen, Wahrheit nicht aussprechen, nehmen wir ihnen die Möglichkeit zu fallen, zu scheitern und somit zu lernen, in ihre Kraft zu kommen und sich aus der eigenen Asche zu erheben.

Wir stehlen ihnen das Siegen über ihre eigenen Schatten und Dämonen.

Wir nehmen ihnen die Möglichkeit, karmische Lasten zu lösen.

Wir bestehlen sie der Möglichkeit in voller Kraft zu erblühen und auf ihren ureigenen Seelenweg zu kommen.

Wir meinen es zumeist gut, was wir aber in Wirklichkeit sagen ist…

Ich glaube nicht, dass du es alleine schaffst.

Aber ICH kann es, ich kann dir helfen, dich retten, dein Leben sortieren, deine Probleme regeln, dich vor dem Fall bewahren.

Auf diese Weise wird unser Gegenüber immer schwächer und unsere Hilfe immer notwendiger.

Abgesehen davon, dass wir nie wirklich wissen, was dieser Mensch braucht.

Wir mögen einander unterstützen. Aber wir müssen sehr aufmerksam sein, ob wir uns nicht in Wahrheit erhöhen und den Anderen er-niedrigen.

Die Frage ist auch, wen und was wir wirklich beschützen wollen.

Paradoxerweise handeln wir oft aus eigener Angst und eigenem Mangel. Wir können nicht loslassen und wollen das Leben kontrollieren.

Wenn du deine Wahrheit, deine Meinung zurück hältst, um dein Gegenüber zu schonen und zu beschützen, wen oder was versuchst du in Wirklichkeit zu beschützen?

Kinder sind freie Wesen. Ihr ganzes Tun ist geprägt von Neugier, Freude und dem Probieren und Wiederholen von Dingen. Ihre ersten Schritte lassen sie X-Male fallen und wieder aufstehen. Selbst, wenn sie kurz weinen, im nächsten Moment ist es vergessen, und sie machen sich wieder daran, aufzustehen. Wir würden nie auf die Idee kommen, zu sagen: 

Bleib mal sitzen, ich hole es dir, ich trage dich hin.

All unser kindliches Tun ist durchzogen von Try & Error, von Sieg und Scheitern, von Fallen und Wieder-Aufstehen. In der Regel von unbändiger Freude und Vertrauen. Und je mehr das Kind alleine schafft, umso selbstbewusster und stärker und selbstsicherer wird es.

Das Kind braucht die Erfahrung von Selbstwirksamkeit.

Im Laufe der Jahre mischen sich als schmerzhaft und negativ empfundene Erfahrungen auf eine Weise in unser System, dass wir an irgendeinem Punkt beginnen in den Widerstand zu gehen. Vermeidung von Schmerz kann Überhand gewinnen, so dass wir eher dazu neigen, uns neuen Erfahrungen zu widersetzen.

Nur das Erfahren von eigenem Können, eigener Kraft, eigener Wirksamkeit, der Fähigkeit, die Dinge zu meistern gibt uns Selbstsicherheit und bestärkt uns auf unserem Lebens- und Seelenweg.

Während unsere Seele uns zuflüstert "wir können das", lässt uns der Kopf Gefahren und potenzielles Scheitern abklopfen und unsere Schritte kontrollieren.

Dies kann uns so zur Natur werden, dass wir anfangen, das Leben auch für andere Menschen, unsere Liebsten zu managen.

Wir können es nicht aushalten, 

unseren Schmerz und den potenziellen Schmerz von ihnen und unsere ureigene Hilflosigkeit, die wir irgendwann in unserem Leben erfahren haben.

Vor vielen Jahren auf Reisen in Asien, zog sich mein Lebenspartner eine Verletzung am Fuß zu.

Es wurde eine richtige kleine Wunde, die immer schlimmer wurde und einfach nicht heilen wollte.

Die Stelle entzündete sich. Apotheken und Co. brachten keine Hilfe.

Schließlich bekam er bei tropisch heißen Temperaturen Fieber und Schüttelfrost.

Nachts wachte ich nervös an seinem Bett und versuchte, irgendwie hilfreich zu sein.

Es war für mich so schlimm, so unerträglich, dass ich in mich selbst hinein betete, ich könnte ihm einen Teil davon abnehmen. Ich wünschte es sehnlichst. Ich befürchtete, dass er, dass sein Körper es nicht von alleine schaffte.

Am nächsten Tag ging es ihm langsam besser.

Was ich stattdessen entdeckte, war ein kleines, faszinierendes Wunder.

An meinem Unterarm hatte sich eine kleine Stelle gebildet. Es war eine offene Wunde in der Form eines Herzens.

Diese Herz-Wunde trug ich nun halb fasziniert, halb verwundert, halb beängstigt, während die Stelle meines Freundes sich schloss und langsam ausheilte.

Nun musste ich fertig werden mit Bakterien, Salz, Luftfeuchtigkeit und Verschmutzung und einer offenen Wunde, die nicht so richtig ausheilen wollte.

Wir können sagen, dass es Zufall war. Wir können uns aber auch 

das Phänomen der Empathie 

ansehen. Diesen geheimnisvoll alltäglichen Akt des Mitfühlens in einer Intensität, die uns mit fühlen und mit erleben lässt, was nicht unser ist.

Dies ist etwas Menschliches und Gnadenvolles. Die Ausmaße des Möglichen haben wir nicht einmal in seiner rudimentären Form ausgelotet.

Wir kennen die Empathie im Bereich des Fühlens.

Empathie kann so weit gehen, dass wir gewollt oder meist eher unbewusst, die Themen anderer mit tragen oder sogar ganz übernehmen.

Dies soweit, dass wir selbst körperliche Symptome und Erkrankungen übernehmen.

Eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit- ich werde nicht müde, es zu wiederholen- ist die Frage nach 

"meins oder deins".

Zurück von meiner Reise war ich bei meiner Lehrerin und Heilerin. Ich erzählte ihr halb verwundert, halb stolz die Geschichte von der Wunde, die ich nun selbst als Herz auf meinem Arm trug.

Sie wurde ernst, sah mich an und sagte:

Weißt du, ob du ihm durch die Abnahme dieser kleinen Verletzung nicht eine viel größere Lektion aufgebürdet hast? Diese Lektion war nicht für dich.

In großen Ausnahmen ist es vielleicht stimmig, dies zu tun. Aber du kannst nicht mit Sicherheit wissen, wann und ob. Vielleicht hast du ihm einen kleinen Stein aus dem Weg geräumt, aber die damit verbundene Lebenslektion konnte er nicht durchleben und nun braucht er größere Steine, um diese Aufgabe zu meistern.

Vielleicht wollte sich eine karmische Thematik aus seinem Körper lösen und nun hast du ihm diese Möglichkeit genommen.

Meine Euphorie und mein heimlicher Stolz platzten wie eine Seifenblase.

Sie hatte vollkommen recht. Ich hatte aus Angst und Hilflosigkeit, wenn auch unbewusst, doch mit der Intention, etwas abzunehmen, gehandelt.

Deswegen heißt es in der Heilerwelt zumeist auch, dass wir fragen müssen bzw. einen Auftrag erhalten müssen bevor wir zur Tat schreiten.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir alle einander etwas abnehmen wollen und füreinander tragen, und dass sich auf diese Weise ursprüngliche Kraft und Lebensfreude und -energie dezimiert, verwässert, schwächt, unsere und die der Anderen.

Unterstützung und Durchtragen sind nicht dasselbe.

Wir müssen lernen, gnadenlos ehrlich mit uns selbst zu sein und uns zu fragen, ob wir unbewusst versuchen, uns selbst zu retten, indem wir uns aber gar nicht um uns, sondern um unser Umfeld kümmern.

Wenn du auch diesem Retterkomplex unterliegst, dann beginne mit deiner eigenen Heilung, kümmere dich um dich selbst, räume auf, schmeiß raus, was nicht deins ist und/ oder mach dir ein Praxisschild an die Tür, damit die Menschen selbst entscheiden können, ob sie deine Hilfe wollen oder nicht. Zwinge andere nicht zum Glück, zu dem Leben, was du selbst für richtig hältst, um sie in vermeintlicher Sicherheit zu wiegen.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es nicht darum geht, andere nicht zu unterstützen.

Wir müssen aber aufmerksam bleiben und Grenzen ziehen, für uns und für andere.

Nur wenn wir zulassen, dass andere ihre Fehler machen, scheitern, fallen, können sie auf ihren ureigenen Weg kommen, in ihre wahre Freiheit und Kraft.

Nicht in dem wir gnädig und heldenhaft beiseitetreten, sondern in dem wir zutiefst wissen, dass sie es können und in dem wir unseren Stolz und unsere Angst loslassen und uns um unseren eigenen Kram kümmern.

Ich las gerade irgendwo diesen wundervollen Leitsatz für 2023:

Aus eigener Kraft!

Das können wir uns zu Herzen nehmen- für uns selbst und für andere.

In diesem Sinne… so long…

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Kategorie Heilen & Wortmagie

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