On the boat again.
Ja, on the boat again, und inzwischen bin ich im Ruhrgebiet angekommen, wo am Montag meine zweite Lesungstour beginnt, im Literaturhaus Dortmund. Alle weiteren Termine finden Sie hier (Öffnet in neuem Fenster).
Womit anfangen? Vielleicht mit dem Jenseits. Aus dem sich Silvio Berlusconi per Sonderbriefmarke gemeldet hat.
Wie ich in “All’italiana!” geschrieben habe, war es das Ministerium »Made in Italy«, das im Februar dieses Jahres beschlossen hat, Silvio Berlusconi mit einer Sonderbriefmarke zu ehren. Was uns Berlusconi aus dem Jenseits mitzuteilen hat, weiß der Kabarettist Maurizio Crozza (Öffnet in neuem Fenster). Etwa, ja, okay, Gott, dieser Allmächtige: Nur doof, dass er einen kommunistischen Sohn hat!
Der Postbeamte am Markusplatz blickte mich ungläubig an, als ich nach der Silvio-Berlusconi-Sondermarke verlangte, wahrscheinlich ging er davon aus, dass sich hinter meinem Kauf der Sonderbriefmarke etwas ganz Schlimmes, ja Subversives verbirgt (ich trug eine olivfarbene Militärjacke und einen roten Schal - wie eine Partisanin, die sich auf den Weg macht, um eine Brücke in die Luft zu sprengen). Mein Problem ist aber jetzt, dass ich nicht weiß, wem ich einen Brief mit Berlusconi drauf schicken soll. Am Ende wären die Empfänger beleidigt?
In diesem Zusammenhang, wie könnte es anders sein, fällt mir wieder unser Bürgermeister ein. Immer wenn du denkst, tiefer kann man nicht sinken, kommt Brugnaro und zeigt: Da geht noch was! So urteilte er jetzt - auf Stimmenfang in Folge der kürzlichen Demonstration (Öffnet in neuem Fenster) über die mangelnde Sicherheit in Mestre - über Migranten: »Sie sind wie Zecken, die sich an einem Körper festkrallen, wir können nicht alles hinnehmen. Ab einer bestimmten Grenze muss eine Schädlingsbekämpfung durchgeführt werden (Öffnet in neuem Fenster).«.
Und das Schlimmste daran war die Stille, die auf Brugnaros rassistische Worte folgte. Kein Aufschrei, nichts. Wir fragen uns: Was bedeutet dieses Schweigen? Alle an der Seite von Brugnaro ? Wo sind die Stimmen der Universitätsrektoren? Wo die der unzähligen Präsidenten der unzähligen Kulturinstitutionen? Sind sie alle auch seiner Meinung? “Wir wissen ja, wie er tickt”, hieß es. Wenn man komplett irre ist, hat man die besten Chancen in Italien. Berlusconi docet.
Ich habe in der letzten Zeit in etlichen Radiointerviews über mein Buch, und damit über Italien gesprochen. Unter anderem in diesem langen Podcast - in dem ich zusammen mit dem SZ-Journalisten Stefan Ulrich und dem Thriller-Autor Tibor Rode über Italien spreche (Öffnet in neuem Fenster) (der Podcast dauert über drei Stunden, wir aber reden - nur - anderthalb Stunden lang über Italien). Und dann war da noch die Redezeit des WDR (Öffnet in neuem Fenster), in der ich über alles gesprochen habe, was mit der politischen Situation und der von mir in meinem Buch beschriebenen politischen Entwicklung der letzten 30 Jahre in Italien verbunden ist - nicht aber über "meine Angst vor der Mafia", wie der Titel der Sendung verkündet. Auch weil ich keine Angst habe, vor der Mafia. Aber wahrscheinlich ist die Autokorrektur für so was verantwortlich: Sobald das Wort "Mafia" auftaucht, muss auch die Angst vor ihr angeklebt werden.
Jetzt aber das Positive: Es gibt immer mehr Journalisten, die sich mit dem Thema Overtourism beschäftigen, etwa wie diese Sendung des ORF. (Habe natürlich daran hingewiesen, dass die Venezianer kein Problem mit den Touristen haben, sondern vielmehr mit den Bürgermeistern, die Venedig an multinationale Konzerne verkauft haben.)
https://on.orf.at/video/14246219/15735606/dok-1-raus-mit-den-touristen (Öffnet in neuem Fenster)Und der Deutschlandfunk ging der Frage nach, wie Venezianer versuchen, sich gegen feierwütige Touristen zu wehren (Öffnet in neuem Fenster).
Außerdem möchte ich drei Bücher empfehlen: “100 Wörter Venezianisch (Öffnet in neuem Fenster)” - mit denen ich sogar in Italien die Erfahrung gemacht habe, dass sie niemand versteht.
Und dann fiel mir in einer Münchener Buchhandlung dieses Buch in die Hand:
durch das ich erst sehr skeptisch geblättert habe, weil ich auf die üblichen Italien-Klischees gefasst war. Tatsächlich aber feiert der Autor nicht nur die italienischen Liedermacher, sondern sortiert sie und ihre Lieder auch kulturpolitisch und zeitgeschichtlich ein - oft sogar mit einem tieferen Verständnis für Italien als jeder Italien-Korrespondent.
Das dritte Buch existiert nur auf Italienisch - eine aufwändige Recherche, die von nichts Geringerem als von der “menschlichen Niedertracht während der Xylella-Jahre” handelt. Verfasst wurde es von einem deutsch-italienischen, in Apulien lebenden Paar. Über die vertrockneten Olivenbäume und die Propaganda, die von vielen Journalisten ungeprüft übernommen wurde, habe ich oft geschrieben, zuletzt in “All’italiana” - zuvor aber immer wieder in vielen Artikeln. Einer davon in GEO (Öffnet in neuem Fenster).
Wer sich also für die wahren Hintergründe der vertrockneten Olivenbäume interessiert und des Italienischen mächtig ist, wird in diesem Buch unendlich viele Beweise dafür finden, dass hier eine ganze Kulturlandschaft verkauft wurde.
Am Montag also geht es weiter mit meiner Lesetour. Falls Sie gerne ein von mir signiertes Buch hätten, aber nicht zu einer Lesung kommen können: Die Buchhandlung Graff verschickt von mir signierte Bücher portofrei in ganz Deutschland. Allerdings nur bis zum 24.Oktober! Einfach diesen Link klicken: Signieraktion “All’italiana! Wie ich versuchte, Italienerin zu werden (Öffnet in neuem Fenster) und dabei Ihre Signierwünsche mitteilen. Ich bin bereit, mir die Finger wund zu schreiben!
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich, Ihre Petra Reski
Wenn Ihnen mein Newsletter gefällt, freue ich mich sehr über Weiterempfehlungen (Öffnet in neuem Fenster) - und natürlich über neue Ehrenvenezianer!
Die Termine meiner Lesungen finden Sie hier (Öffnet in neuem Fenster).
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