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Auch bei diesen Wahlen war es wieder ein Kinderspiel, die Stimmen der Auslandsitaliener zu fälschen. Denn in Deutschland ist die Mafia ja ohnehin kein Problem, und in Italien hat der "Messias" Draghi die Mafia bekanntlich abgeschafft (Öffnet in neuem Fenster).

In diesem Video (Öffnet in neuem Fenster) kann man sehen, wie die Stimmen der Italiener in Pizzerien in Essen, Köln oder Wuppertal eingesammelt werden - die Wahlscheine werden gegen einen kleinen Obolus eingetauscht: zwanzig oder fünfzig Euro oder ein Abendessen.

Vier Millionen Italiener leben dauerhaft im Ausland, über drei Millionen sind wahlberechtigt: Ihnen stehen eigene Kandidaten zur Verfügung. Die Auslandsitaliener erhalten ihre Wahlunterlagen in einem Umschlag, den sie mit der Post in die italienische Botschaft oder das nächste Generalkonsulat schicken. So weit die Theorie. In der Praxis eignet sich diese Briefwahl extrem gut für Wahlfälschungen (übrigens auch ein Grund, weshalb es in Italien bis heute keine Briefwahl gibt).

Die Mafia ist an diesen Wahlscheinen extrem interessiert, wie es zuletzt die Affäre um den Berlusconi-Senator Nicola Di Girolamo (Öffnet in neuem Fenster) bewies, als ein ’Ndrangheta-Clan bei der Wahl 2008 dafür sorgte, dass die Stimmen der italienischen Gemeinschaft dem Senator  zugutekamen – der 2010 festgenommen und bald darauf als Angeklagter des Fastweb-Geldwäscheskandals (Öffnet in neuem Fenster) verurteilt wurde, eines der größten Betrugsskandale, der selbst die skandalgewöhnten Italiener überraschte.

Okay, danach wurde in Italien im Jahr 2013, 2018 und zuletzt 2022 wieder gewählt. Und an den Umständen der Auslandswahlen wurde nichts geändert. Warum auch, wenn es so gut läuft wie für die Mafia in Deutschland und in Italien. Und da sage noch einer, europäische Zusammenarbeit funktioniere nicht.

Zu sehen, wie in Pizzerien in Köln oder Essen Wahlscheine eingesammelt werden, erstaunt zwar niemanden, der mal einen Blick in Ermittlungsunterlagen geworfen hat, beweist aber mal wieder, wie kommod sich die italienische Mafia in Deutschland bewegt. Und jetzt, in dieser Krise stehen ihr große Zeiten bevor.

Di Girolamo war vor allem dank der Stimmen der ‘Ndrangheta in Deutschland in den Senat gewählt worden, speziell dank der tatkräftigen Vermittlung des Clans Arena, dessen Wahlhelfer die Wahlzettel der Auslandsitaliener fälschten. So gelang es dem bis dahin völlig unbekannten, politisch nie zuvor aktiven römischen Rechtsanwalt Di Girolamo, in seinem „Wahlkreis Europa“ auf Anhieb 25 000 Stimmen zu erlangen – darunter auffallend viele aus Stuttgart und Umgebung.

Ich habe die Stimmen-Sammeltour der Mafiosi in meinem Buch  "Von Kamen nach Corleone" (Öffnet in neuem Fenster) geschildert (Basislager war ein Inter-Mailand-Fanclub in Stuttgart).  Die Affäre mit den gefälschten italienischen Wahlzetteln wurde auch in Stuttgart bekannt - dank des römischen Korrespondenten der Stuttgarter Zeitung. Von einem leitenden Oberstaatsanwalt erfuhr ich dann: Die Wahlfälschung italienischer Wahlzettel auf deutschem Boden sei kein deutsches Strafdelikt. Anders wäre es gewesen, wenn es sich um eine Europawahl gehandelt hätte. 

An dieser Stelle müssen Sie sich ein Grinsemiley denken.

Meanwhile geht in Venedig, dieser kleinen Stadt im Wasser, wo die die Zahl der Touristenbetten (55 000 - offizielle Zahl) die der Einwohner (49 000)  überstiegen hat, unser Kampf gegen das Eintrittsgeld (Öffnet in neuem Fenster)weiter. Die von mir sehr geschätzte Urbanistin Paola Somma hat in ihrem Artikel (Öffnet in neuem Fenster)darüber berichtet, dass das Eintrittsgeld eine eklatante Verletzung der persönlichen Freiheiten darstellt (unter anderem müsste jeder Venezianer jeden "melden", der bei ihm zu Besuch kommt), was die italienische Datenschutzbehörde dazu veranlasst hat, eine Untersuchung einzuleiten. Den Stadtrat allerdings scheint das nicht im Geringsten  zu kümmern: "Denn seit einiger Zeit hat man das Problem der Vereinbarkeit des normalen Lebens mit der touristischen Ausbeutung Venedigs durch die Abschaffung der Einwohner gelöst." 

Ein paar Tage lang war es hier in Venedig dennoch wie im Märchen, als die Amerigo Vespucci (Öffnet in neuem Fenster), das Segelschulschiff der italienischen Marine, an der Riva Sette Martiri lag.

Und natürlich bin auch ich dorthin gepilgert. Aus Neugierde auf das "schönste Schiff der Welt" (laut Gazzettino 1962 so bezeichnet von dem Flugzeugträger USS Indipendence (Öffnet in neuem Fenster), als sich die Amerigo Vespucci vorstellte) - und weil die Amerigo Vespucci in meinem nächsten Buch (es wird leider noch dauern, bis Sie es lesen können!) einen kleinen Gastauftritt hat.

"Nicht die, die anfangen, sondern die, die weitermachen" ist das - Leonardo Da Vinci zugeschriebene - Motto des Segelschulschiffs, auf dem die Kadetten lernen, mit dem Sextanten und dem Kompass umzugehen, Routen mit dem Bleistift einzuzeichen, um dann die ersen Schritte mit der Hochtechnologie zu machen, mit der das Schiff auch ausgestattet ist. 

Wir, das heißt all die  am Ufer versammelten Neugierigen, haben uns natürlich totfotografiert.

Wobei ich bei dieser Gelegenheit auch gelernt habe, dass Amerika seinen Namen dem Seefahrer und Entdecker Amerigo Vespucci (Öffnet in neuem Fenster) verdient - der in der Galionsfigur dargestellt wird:

Und während wir noch verzaubert waren von diesem Hauch von Geschichte, hat uns Venedigs Gegenwart wieder mal gerammt, in Form des Katamarans "Venice Cat" (Öffnet in neuem Fenster), der aufgrund eines "Manövrierfehlers" gegen die Amerigo Vespucci gefahren ist. Die Amerigo Vespucci hat keinen Kratzer erlitten, dem Katamaran wurden die Segel zerstört. 

"Venice Cat" ist nicht nur ein selten dämlicher Name, sondern stellt auch eines der vielen Blutegel-Geschäftsmodelle dar, die an Venedig kleben: Der Katamaran veranstaltet "venezianische Touren mit Drinks und Musik" von einem Ufer zum anderen, was so venezianisch ist wie die am Markusplatz verkauften Küchenschürzen mit dem Gemächt von Michelangelos David.

Und zum Schluss noch eine schöne Nachricht: Hier ist der Umschlag für die französische Ausgabe von "Als ich einmal in den Canal Grande fiel". Es wird im Januar in Frankreich bei dem Verlag Arthaud (Öffnet in neuem Fenster) erscheinen. Der - vom Verlag festgelegte - Titel lautet: "Venedig steht nicht zum Verkauf", und ich bin jetzt schon auf die Titeldiskussionen gespannt!

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich aus Venedig, Ihre Petra Reski

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