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Carpe Diem

Zeitenwende/Diener des Volkes/Ab ins Beet Staffel 20/

Rezepte für ein gutes Ende langer Tage

Der 11. September 2001, die Finanzkrise 2008, die Krise im Leben der Flüchtlinge nach dem Syrienkrieg 2015, die Corona-Pandemie und nun der Überfall auf die Ukraine – dieses Jahrhundert ist nicht  mal zu einem Viertel rum und hat schon mehr Zeitenwenden produziert als das gesamte spießige siebzehnte Jahrhundert. 

Seit der letzten Ausgabe dieses Newsletters ist so viel passiert. Deutschland hat -innerhalb dieser einen Woche - seine Außen-, Energie- und Verteidigungspolitik völlig umgekrempelt und die meisten Verbindungen nach Russland gekappt. Europa ist geeint wie noch nie, selbst die Weltgemeinschaft ist als moralischer Akteur wieder erkennbar. Andererseits ist die Zeit im Kampf um die Freiheit der Ukraine arg knapp. Wir haben – so wie Rinder einem langen Güterzug – einfach zugesehen, wie Putin seinen Angriff aufbaut. Und nun können wir ihnen nur sehr begrenzt helfen. Obwohl Nato und EU-Staaten über so viele Waffen verfügen, müssen wir unsere Freiheit und Sicherheit durch arme und schlecht ausgerüstete BürgerInnen der Ukraine verteidigen lassen  – eine schwer auszuhaltende Position. 

Ich glaube,  Putins Macht speist sich aus unserer Angst vor ihm. Er entwirft eine dystopische Welt, in der Paranoia und Gewalt regieren.  Die beste Antwort auf sein Theater des Schreckens ist es, die Freiheit zu feiern, Solidarität mit der Ukraine zu zeigen und das Leben zu genießen. 

Alles drei lässt sich übrigens gut mit einer Serie kombinieren: In "Diener des Volkes" gibt der heutige ukrainische Präsident Wolodimyr Selenskyi einen Geschichtslehrer, der bei seinen Eltern wohnt und über Nacht Präsident wird. Es ist sehr komisch und man lernt auch einiges über Humor und Alltag in der Ukraine – in der Zeit vor dem Krieg. 

https://www.arte.tv/de/videos/104351-002-A/diener-des-volkes-1-23/ (Öffnet in neuem Fenster)

Heute Abend startet die zwanzigste Staffel meiner Lieblingsserie - der Vox- Langzeitproduktion "Ab ins Beet". 

Es geht vordergründig um die Realisierung von botanischen oder dekorativen Projekten durch beherzte AmateurInnen, hält aber auch tiefer gehende Einsichten und Lehren parat. Es ist eine Hymne auf den so deutschen Versuch, die irdische Existenz mit den Mitteln des Baumarkts zu optimieren, auf Handwerksfolklore und Nachbarschaftspoesie. Die ProtagonistInnen sind charismatische Laiendarsteller, jenseits der Kamera BürgerInnen aus dem nicht-akademischen, nicht-urbanen Deutschland und prominent nur am Sonntagabend. Es ist übrigens eine der letzten Serien, in der noch genuine Arbeiter zu sehen sind, die ihre private Industriekultur zelebrieren. 

Das Besondere scheint mir darin zu liegen, dass es nicht um eine Anleitung zum besseren Gartenbau geht, sondern eher um eine hemmungslose Feier der Flops, der Freundschaft und der Provinz –ganz unabhängig vom Erfolg der Projekte. Manche werden nichts oder jedenfalls nicht lang, aber egal. Man lernt: Perfektion und Ewigkeit sind dem Menschen auf Erden nicht gegeben – der Wandel ist die einzige Konstante im Leben. Es ist die Serie zu Albert Camus "Mythos des Sisyphos" mit Flaschenbier und Rollrasen. 

Mit einem der Stars, dem zivil bei VW beschäftigten Hühnerfreund, einstigen Bodybuilder und norddeutschem Alltagsphilosophen Marco Müller, stehe ich in losem Kontakt. Als ich beruflich mal in einer komplizierten Lage war, schrieb er mir den weisen Satz "Lassen Sie sich nicht ärgern, das haben Sie nicht nötig!" Hab' ich nicht vergessen. 

https://www.tvnow.de/shows/ab-ins-beet-172/staffel-20 (Öffnet in neuem Fenster)

Mitten in so einer Zeitenwende  ist es wichtig,  abzuschalten – mir fällt das  seit einer Woche schwer. Es klappt  gut, wenn ich die Finger zu etwas Sinnvollem nutze, nämlich der Zubereitung von Essen. Das muss nichts Großes sein, wenn man zu nichts kommt und keine Idee hat, kann man vielleicht hier seine Inspiration finden: Die NYT-Rezepte brauchen ein Sonderabo, lassen sich aber  durch andere kostenlose Quellen im Netz ergänzen. 

Am siebten Tag empfehle ich besonders den elften Vorschlag. 

https://www.nytimes.com/2022/03/03/dining/easy-recipes.html (Öffnet in neuem Fenster)

Kopf hoch,

ihr

Nils Minkmar

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