Naturschutz-Legende: Wilhelm Meyer (Oldenburg)
(25. August 1867 – 15. März 1953)
Experte, Pionier, Legende
Wilhelm Meyer war einer der entscheidenden Pioniere der Naturschutz-Arbeit und Umwelt-Pädagogik in unserer Region. Wenn er nicht gewesen wäre, würde der Naturschutz in unserer Region heute anders aussehen.
Meyer hatte sich zu einem der bedeutenden Botaniker seiner Zeit entwickelt und war der Gründer des Botanischen Gartens in Oldenburgs. Er beobachtete schon sehr früh zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Veränderung unserer Landschaft und die beginnende Verarmung der Artenvielfalt. So setzte er sich vielerorts für Schutzgebiete ein, da er richtigerweise einschätzte, dass dies für viele Pflanzen die einzige Chance wäre, in unserer Region als Art zu überleben.
Werdegang – grober Überblick
Sein berufliches Leben begann Meyer als Zeichenlehrer für die Lehrerausbildung in Oldenburg. Als man ihm den Aufbau eines botanischen Gartens anvertrauen wollte, lehnte er zunächst ab mit den Worten: „Ich habe mich mein lebelang vor der Botanik gefürchtet.“ Dies bezog sich vor allem auf den schlimmen Biologie-Unterricht, den er selbst als Schüler erlitten hatte. Sein Direktor war aber von den Fähigkeiten Meyers überzeugt, so dass dieser dann doch einwilligte. Vielleicht bewirkten gerade die eigenen schlechten Erfahrungen, dass Meyer die Umweltbildung völlig neu gestaltete: Spannend und am praktischen Handeln orientiert.
Meyer arbeitete sich mit Begeisterung in die Botanik ein. Leidenschaft mit genauer Beobachtungsgabe und Zeichenkunst waren die perfekte Kombination, um zu einem der anerkannten Experten Norddeutschlands in Botanik zu werden. Aber Meyer war vielseitig. Begonnen hatte er als Ornithologe, später galt seine spezielle Liebe der Kreuzotter, für deren Schutz er sich immer wieder stark eingesetzt hat.
Er war viel im Oldenburger Land unterwegs, um zu kartieren, Pflanzen zu entdecken und zu bestimmen. Dabei sprach er ausgiebig und gerne mit anderen Akteuren vor Ort und er begann sich für die Ausweisung von Schutzgebieten einzusetzen. Sein Urteil wurde geschätzt und gehört.
Naturschutzbeauftragter
Meyer war von 1935 bis 1944 Naturschutzbeauftragter für die Stadt Oldenburg nach dem Reichsnaturschutzgesetz. In dieser Funktion hat er u.a. die erste Landschaftsschutzkarte für die Stadt erarbeitet. Auch der Naturschutzstelle bei der Höheren Verwaltungsbehörde, unter der Leitung von Richard Tantzen, gehörte er an. Gemeinsam erkundete ein kleiner Kreis von Experten rund um Meyer etliche schutzwürdige Gebiete, vor allem Moore. So konnte er ein paar Mal die richtigen Weichenstellungen für Naturschutzgebiete stellen. Zu nennen sind hier im Oldenburger Land vor allem das Poggenpohlsmoor („Perle aller Perlen“), Pestruper und Huntloser Moor und das Pestruper Gräberfeld.
Der Botanische Garten
Sein liebstes Projekt war aber die Weiterentwicklung des Botanischen Gartens mit einem überzeugenden pädagogischen Ansatz in Oldenburg, welchen er zu einem wichtigen Zentrum für alle Botanik-Freunde in Nordwestdeutschland ausbaute. Dort konnte er auch neue bessere Wege der Natur- und Umweltpädagogik ausprobieren, die Auswirkungen auf die heutige moderne Bildung für nachhaltige Entwicklung hat. Über seinen Garten hinaus hat sich Meyer um die Schulgärten im Oldenburger Land gekümmert, er war Ansprechpartner für die Volksschullehrer vor Ort. Diese hatten bei ihm am Oldenburger Lehrerseminar und im Botanischen Garten viel gelernt und trugen dieses Wissen aufs Land.
Pflanzen-Kartierung mit Wilhelm Meyer als Teamchef
Seine wissenschaftliche Arbeit in der Botanik war zu seiner Zeit ebenso herausragend mit neuartigen Botanik-Bestimmungsbüchern, für die er selbst die Pflanzen zeichnete. Meyer organisierte die landesweite Pflanzenkartierung mit fast 40 ehrenamtlichen Botanikern im Oldenburger Land. Nur mit minimalsten Mitteln ausgestattet, war dieses Langzeit-Projekt ein Beitrag für die erste Botanische Reichskartierung, mit der das federführende Botanische Reichsmuseum Berlin im Jahr 1925 begann. Oldenburg galt zu dieser Zeit als eines der am besten botanisch untersuchten Länder.
Naturfreund – Menschenfreund
Nach den zeitgenössischen Schilderungen seiner Person war Wilhelm Meyer aber äußerst bescheiden und er bemühte sich gegenüber allen anderen um Anständigkeit und Fairness. Meyer hat eine sehr umfangreiche Brief-Korrespondenz geführt mit Fachleuten aus vielen Ländern, die erhalten geblieben ist.
Sein Freund und Botanik-Kollege Prof. Dr. Reinhold Tüxen (bekannt als Begründer der wissenschaftlichen Pflanzensoziologie) sagte 1953 in der Trauerrede zum Tode Meyers: „Sein ganzes Leben war voller Leid - er hat aber nie geklagt. […] Güte und Liebe zu allen Lebewesen, Pflanzen, Tieren und Menschen waren sein Leben. Er bleibe uns ein unvergessliches Vorbild.“
PS.
Besonders möchte ich hier auf eine der Hauptquellen für diesen Text hinweisen und diese für Interessierte sehr empfehlen:
Janiesch, Peter (Hg.): Wilhelm Meyer (1867-1953) und der Botanische Garten zu Oldenburg - Naturkunde und Naturschutz als Lebensaufgabe. Oldenburger Forschungen, Neue Folge Band 34. Isensee, Oldenburg.