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Französische Blockbildung bürgt für Qualität

Der 2.te Festivaltag gelang auch ohne finale furioso

Samstagabende beim ruhmreichen Jazzfestival in Münster endeten durchaus  schon mal damit, dass die Jubelstürme einfach kein Ende nehmen wollten  und das Publikum seine Helden gar nicht nicht von der Bühne gehen lassen wollte. Nein, so endete der Samstagabend in der Ausgabe 2023 nicht, als das hochsympathische norwegische Oktett Paul Nilssen-Love Circus das letzte Stück ankündigte, mochten gerade noch etwa 300 Zuschauer im großen Haus gewesen sein, obwohl das Parkhaus über Mitternacht geöffnet blieb. Warum der Festivalplan für den zweiten Tag nicht so wie geplant aufging, wissen nur die Götter. Schmücker hatte bei der Vorstellung der Band die hohe Energie der Formation herausgestrichen, daran mangelte es sicher nicht, der nötige Wumms war fraglos vorhanden. Bandchef Nilsen-Love trieb  mit einem riesigen Schlagwerk ausgestattet die Band unermüdlich an, der Trompeter Thomas Johansson hielt sie zusammen, intonierte mit Altsaxophonistin Signe Emmeluth die Chorusse und Sängerin Juliana Venter (3 Bilder) tanzte bisweilen wie ein Derwisch über die Bühne und Bassist Christian Meaas Svendsen wandelte auf den Spuren von Jaco Pastorius und auch die Gitarristin Oddrun Lila Jonsodottir (Bild) zeigte beim Breakfast in Columbia, dass sie weiß wie ein Solo auf der Jazzgitarre geht.  All zu oft trat die Band auf der Stelle, der brasilianisch inspirierte  Funke wollte nicht so recht überspringen, das Publikum nahm die Einladung zur Party nicht an.

Einfacher hatte es da das auf den Spuren von Astor Piazzolla wandelnde  Luise Jallu Quintett (Bild) gehabt, mit der noch jungen französischen Bandleaderin am Bandoneon, die als einer der Rising Stzars am Jazzhimmel gilt. Selbstbewußt hat sie in ihrer vom deutschen Gitarristen Karsten Hochapfel übersetzte Moderation von ihrem Auftritt auf dem Jazzfestival in Montreux berichtet, wo sie vor Ehrfurcht erstarrt mit einem Trio vor Miles Davis auftreten durfte, und "das Publikum in die Tasche" steckte. Das gelang ihr mühelos in Münster auch. Das Publikum begab sich gerne in ihre von Melancholie und Wehmut geprägte Klangwelt, schloß die Augen und machte sich auf eine kleine Reise. Die Formation blieb beim Reform-Projekt Piazzolla2021 überwiegend nah am Original, baute nur behutsam Jazzelemente ein. Überragender Solist an ihrer Seite war der Mathias Levy an der Violine, die meisten musikalischen Ausreißer durfte sich ihr deutscher Gitarrist Karsten Hochapfel erlauben, was dieser mit diebischer Freud genoß.

Louise Jallu (Bandoneon)

Zu den bekannteren Namen des Festival gehörte sich das Duo Camille Bertault  und David Helbock, die ganz wunderbar aufeinander gespielt ihr Programm "Playground" mit Stücken von von Bach bis Björk ablieferten, das keine Wüsche offen ließ und den Zuschauer die ganze Varianz des zeitgenössischen Jazzgesangs widerspiegelte. Nur warum Camille Bertault technisches Gerät mit auf die Bühne nahm, das selten so funktionierte, wie sie es wollte, wird ihr Geheimnis bleiben.

Camille Bertault und David Helbock

Den wunderbar entspannt-hamonischen Auftakt für das Abendprogramm hatten die deutsch/amerikanische Session-Freundschaft Ethan Iverson (Piano/ US), Andreas Lang (Baß, DK) und die Eva Kleese (Drums/ DE) übernommen.

Iverson/Lang/Kleese

Ausschnitte vom Programm des Internationale Jazzfestivals werden am Samstag, 14. Januar von 20 Uhr bis 23 Uhr im Hörfunk auf WDR3 zu hören sein. Frank Biermann Fotos (9): Frank Biermann

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