Lusise zeigt an, wo es lang geht
Der westfälische rising star am Jazzhimmel
Wenn man die ´nun vergangenen drei Tage Internationales Jazzfestival sacken lässt, dann bleibt als prägender Eindruck, dass neben all den starken Formationen und Persönlichkeiten es vor allem junge Frauen waren, die diesem Festival den Stempel aufdrückten. Angefangen mit der britischen Trompeterin Laura Jurd mit ihrer Band am Freitag, über die wunderbare Ariel Bart an der Mundharmonika und Louise Jallo am Bandoneon am zweiten Tag bis hin eben zur gebürtigen Bielefelderin Luise Volkmann an Saxophon und Querflöte, die mit dem Westfalen-Jazzpreis im Rücken einen imponierend selbstbewußten Auftritt mit ihrer BigBand été large im Großen Haus ablieferte. Da war ordentlich Zug drin und Dampf drauf, lang gezogene durchkomponierte ungewöhnliche Klänge kulminierten in rockig-groovig tanzbaren Passagen, die richtig gute Laune machten, beim sonst etwas als verkopft geltenden Jazzpublikum. Zusammengehalten von der erst 30 jährigen, die im Bunker Ulmenwall in Ostwestfalen ihre erste musikalischen Schritte und Erfahrungen machte und deren letzte größere Station das Int. Jazzfestival in Münster gewiß nicht gewesen sein wird. Vom gesellschaftspolitischen Hintergrund her darf man Volkmann wohl als Jung 68 er`in einstufen, wenn es so etwas gibt, jedenfalls beruft sie sich auf die Ideale der Alt 68er, einer Zeit, in der man erleben konnte, wie stark Musk das Lebensgefühl einer Generation beeinflussen kann, wie sie das in einer Ansage sagt. Der Band, die seit acht Jahren zusammen spielt, ging jedenfalls einerseits erfreulich unbekümmert ans Werk,
auf der anderen Seite genau so hochkonzentriert in den durchkomponierten komplizierten Passagen des Auftritts. Die Performance von été large mit Luise Volkmann auf dem Jazzfestival in Münster war jedenfalls ganz o.k., um es westfälisch auszudrücken. Wer weiß schon, vielleicht ist da ja im Schatten des Teuto eine künstlerische Persönlichkeit herangereift, die ihr hohes musikalisches Können mit gesellschaftlichen Ambitionen verbinden kann und dazu noch das Kunststück beherrscht, die Herzen zu berühren - wie das die Westfalen-Jazz-Jury zutreffend formuliert hatte. Frank Biermann
Foto : Frank Biermann