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Ein neuer Freund

Katrin stand auf ihrem Balkon und rauchte. Die wievielte Zigarette war das heute? Sie hatte aufgehört zu zählen. Gierig sog sie den Rauch ein und dachte daran, dass morgen zum Glück wieder Montag war. Andere Leute würden aufstöhnen und dem Wochenende und der vielen freien Zeit hinterhertrauern. Aber nicht Katrin.  Noch ein Zug. Das Wetter war ja furchtbar. Es regnete ununterbrochen und nur die Zigarette und der überdachte Balkon sorgten dafür, dass sie draußen blieb. Gleich würde sie in die heiße Badewanne gehen und dabei würde ihr ein Glas Merlot Gesellschaft leisten. Katrins Magen knurrte. Ob sie doch noch was vom Lieferservice bestellen sollte? Oder wieder nur kaltes Brot. Wie gerne hätte sie für jemanden gekocht…

Es half nichts. Sie war seit einem Jahr von Hannes getrennt und hatte sich noch immer nicht damit abgefunden. Katrin fühlte seitdem eine Leere in sich, die einem Ozean glich. Die Wellen der Einsamkeit wogten über sie hinweg, umspülten ihre Gedanken und ließen sie frierend zurück. Eine Zigarette musste noch sein. Die Letzte für heute. Bestimmt. Gerade griff sie nach der Schachtel, als es an der Tür klingelte. Warte hier auf mich, ich bin gleich zurück, dachte sie an die Zigarette gewandt. Wer wollte denn am Sonntagabend noch etwas von ihr? Katrin öffnete die Tür und eine völlig abgespannte Ina stand vor ihr. Sie sah furchtbar müde aus und sie war so blass, dass jeder Vampir neidisch auf sie gewesen wäre. „Hey Ina, was ist los? Geht es dir nicht gut?“, fragte Katrin und versuchte dabei nicht allzu erschrocken zu klingen. „Meine Mama ist heute im Flur gestürzt und hat einen Oberschenkelhalsbruch. Ich muss sofort nach Bad Berneck“, beantworte Ina die Frage und schien gleich vornüber zu kippen. „So willst du dahin? Komm doch erst mal kurz rein. Ich mach dir einen Tee oder besser einen Espresso und du erzählst mir alles in Ruhe“, bot Katrin ihrer völlig kraftlosen Nachbarin an. „Danke, aber ich habe schon einen halben Liter Kaffee getrunken. Keine Sorge, ich fahre mit der Bahn“, lächelte sie matt, als Katrin der Mund ein wenig aufklappte. „Ich bräuchte nur jemanden, der auf Fenja aufpasst, bis ich morgen Abend wieder zurück bin“, sah Ina Katrin flehend an. „Wer ist Fenja?“, fragte Katrin. „Fenja ist mein Hund. Du kennst sie doch.“, sagte Ina erstaunt. Katrin wurde rot. „Ah, na klar! Ich hatte nur den Namen vergessen. Dein Hund also“, sagte sie und stöhnte innerlich auf. Auch das noch. „Bitte. Es ist ja nicht für lange. Du brauchst sie nur zu füttern und mit ihr spazieren zu gehen“, erklärte Ina und machte dabei so große Knopfaugen, dass Katrin ihr fasst über die Wange gestrichen hätte. „Okay. Ich habe ja den Schlüssel von der Wohnung. Zeig mir noch das Futter und dann geht das schon.“

Wenig später hopste ein kleiner weißer Hund in Katrins Wohnung herum. „Was mache ich denn jetzt mit dir? Du bist ja ganz aufgedreht! Wehe du bellst nachts oder machst in die Wohnung“, sagte sie zu dem flauschigen Flummi. Jetzt tat es Katrin doch leid, dass sie so schnell zugesagt hatte. Aber Ina war so ein lieber Mensch und sie hatte Hilfe gebraucht. „Dann gehen wir halt spazieren“, beschloss sie und leinte den Hund an. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Katrin atmete die frische Luft ein und Fenja lief mit wedelndem Schwanz neben ihr her. So schlimm war das eigentlich gar nicht. Ein Mann mit einem großen Hund kam ihr entgegen und grüßte sie. „Süßer Hund!“, sagte er und lächelte. Katrin bedankte sich und spürte, wie sie ebenfalls zu lächeln begann. Die Bewegung tat ihr gut, der Hund war so aufgeregt und fröhlich, dass es ansteckend war. Nach einer halben Stunde hatten Fenja und sie eine gute Runde über die große Wiese am Feldner Teich gedreht und waren wohlbehalten wieder in der Wohnung angekommen. Als Katrin den Hund von der Leine nahm, ging dieser ins Wohnzimmer und kuschelte sich auf dem Teppich ein. „Na, also bist du doch müde geworden“, sagte Katrin zu dem Tier und machte sich einen Tee. Mit dem Heißgetränk in der Hand machte sie es sich auf der Couch gemütlich. Seltsam, sie hatte gar keine mehr geraucht. Dachte sie sich und schaute zu dem kleinen schlafenden Hund.

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Die Podcastfolge, in der ich diese Kurzgeschichte vorlese und dir auch noch darüber hinaus einige achtsame Impulse gebe findest du direkt hier ;)

Viel Spaß beim Hören!

Deine Hannah

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