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Wir sind alle verrückt, nur nicht alle zur gleichen Zeit

Parasoziale Beziehungen sind einseitige Beziehungen, die man mit fiktiven Charakteren oder Personen mit Online-Personas hat. Seitdem ich nüchtern geworden bin, habe ich beispielsweise eine parasoziale Beziehung mit Laura McKowen, die damals Co-Host des HOME Podcasts war, einen Podcast, den ich so hingebungsvoll durchgezogen habe, wie manche Leute heute SodaKlub durchziehen: Jede Folge, von morgens bis abends.

Laura kennt mich nicht, ich aber kenne sie. Wie eine gute Freundin. Ich kenne ihre Trinkgeschichten und ihre Dating Geschichten. Ich weiß, dass sie ihren Boyfriend auf Bumble kennengelernt hat, obwohl sie nicht damit gerechnet hat, dort jemals jemanden kennenzulernen. Ich weiß, dass sie zusammen Volleyball am Strand spielen. Ich habe das Video gesehen, auf dem er ihr auf dem Dach, in Anwesenheit ihrer ganzen Familie, einen Überraschungs-Heiratsantrag macht. 

Laura ist ein bisschen älter als ich und in Love Themen war sie mir immer ein paar Jahre voraus. Ich orientierte mich an ihr und las die Sachen, die sie über das Beziehungsthema schrieb. Ich wusste, sie hat die gleichen Probleme und die gleichen Muster wie ich, erlebt die gleichen Dinge, stellt sich die gleichen Fragen, ich schaute auf sie, wenn sie was über Liebe verstanden hatte, was ich noch nicht verstanden hatte. Weil ich dachte, dass sie mir helfen konnte. 

Als sie ihren Boyfriend traf, war ich happy, weil ich dache: Liebe ist möglich, auch wenn man Daddy Issues hat, auch wenn man ein hartnäckiges Muster hat, auch wenn man sober ist, auch in fünf Jahren noch. Ich war der Meinung, Lauras Beziehung hält forever, und als sie sich verlobten, war ich sicher: Das war’s jetzt. Case closed. 

Nun hat sie sich getrennt, ihre perfekte Beziehung ist vorbei, und das macht was mit mir, mehr als es sollte, denn wenn Lauras Leben unplanbar und ihr Liebesleben unoptimierbar ist, dann trifft das wahrscheinlich auch auf meins zu. (Ein zum Sterben naiver Gedankengang, I know)

Laura McKowens Beziehungsende ist eine weitere Art, mir zu sagen: Es gibt niemanden, keine Person, keine höhere Autorität, die dir sagen kann, was geschehen wird und was du tun sollst. Es gibt kein Ende, nur den endlosen Prozess. Es gibt keine lineare Entwicklung. Es gibt keine logische Abfolge von Geschehnissen. Lies dieses Buch, mach diese Therapie, befolge diese zehn Tipps, dann wirst du die richtigen Entscheidungen treffen, dann wirst du den richtigen Menschen treffen, dann wirst du nie wieder Liebeskummer haben, dann bist du sicher — das ist alles Bullshit. Es gibt keine Garantien. Du bist mutterseelenallein.

Wenn du weiterlesen willst, musst du mir einen Kaffee kaufen.

Ja, ich will! (Öffnet in neuem Fenster)

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