Die besten Scheidungen des Sommers
Da mein nächstes Buch von romantischen Beziehungen handeln wird, und ich die Sache mittlerweile gern vom Ende her denke (Heirate niemandem, von dem du nicht geschieden sein willst!) ziehe ich mir gerade all die Trennungsbücher rein, die ich finde. Es ist gutes Timing, denn: Es scheint eine wahre Trennungsekstase über die amerikanischen Memoiristinnen gekommen zu sein. Es wird gebreakupt wie verrückt. Die Bücher, alles Bestseller.
Die Exfrauen sind kollektiv wütend, enttäuscht und desillusioniert von dem, was Sarah Manguso in Interviews konsequent die cis-het-Beziehung nennt, mitsamt all den mutmaßlich progressiv eingestellten, linkspolitischen Ex-Ehemännern, die sich keinen Deut progressiver verhalten als ihre konservativen Counterparts. Ich bin fast ein bisschen traurig, dass ich nie verheiratet war, und mir somit all dieser juicy Scheidungcontent entgeht. Schon das Scheidungsvokabular ist toll: Rosenkrieg. Schlammschlacht.
Doch obwohl ich niemals heiraten werde, bin auch ich ein Opfer der romantischen Paarbeziehung. Um es mit Melissa Febos zu sagen: Das Patriarchat ist das Haus, in dem wir alle leben. Ich habe mir diese Scheidungsmemoirs also nicht nur aus Sensationsgeilheit reingezogen, sondern weil ich wirklich verstehen will, warum romantische Beziehungen so unglaublich fehleranfällig sind.
Hier sind sie also, die vielleicht heißesten Trennungsgeschichten des Sommers:
Liars — Sarah Manguso
Dieses Buch wurde von Laura McKowen empfohlen, und ich habe es gekauft, nachdem ich letzten Samstag ein paar Stunden mit einer Bekannten und ihren drei Kindern (sechs, acht und zwölf) verbracht hatte. Danach kam ich nach Hause in die leere Wohnung (Boyfriend war aus), ich wusch mir in aller Ruhe die Haare, machte mir einen Drink, saß auf dem Balkon, las und redete mit niemandem, schrieb ein paar Seiten, und die unermessliche Dankbarkeit für meine Kinderlosigkeit tropfte aus mir raus wie Honig aus einer Wabe.
Die Hauptfigur in Liars ist Jane, eine Schriftstellerin, die verheiratet ist mit John, einem Künstler / Unternehmer. Die Beziehung startet als Liebe auf Augenhöhe, zwischen zwei gleichgestellten Erwachsenen. Dann heiraten sie und bekommen ein Kind. Und naja, man ahnt es schon, sie sind ratzfatz keine gleichgestellten Erwachsenen mehr. Und langsam aber sicher kippt die Liebe in einen emotionalen Missbrauch.
Liars ist geschrieben als rasender innerer Monolog in kurzen Absätzen, der Text entwickelt einen starken Sog, ich hatte es in zwei Tagen durchgezogen. Ich war schon zur Hälfte durch, und total ungläubig, dass die Autorin mit einer solchen Schilderung ihres Ex durchkommt, ohne von ihm grün und blau geklagt zu werden, da verstand ich erst, dass es kein Memoir ist, sondern Fiktion. Offiziell zumindest.
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