Schreib’s trotzdem - Teil 3: Die Sache mit den Ideen
Ich arbeite seit 25 Jahren als Autor. Das heißt, seit einem Vierteljahrhundert gibt es keine Woche, in der ich nicht irgendeinen Text schreibe und auf die ein oder andere Art veröffentliche. Mal Sketche, mal Glossen, mal Zeitungsartikel, Drehbücher, Printbücher, Stand-ups, Moderationen oder auch nur Facebook Posts. Da hat sich so einiges an Erfahrungen und Werkzeug angesammelt. Und da ich weiß, dass viele Leute gerne schreiben würden, aber nicht recht wissen, wie und womit sie anfangen wollen, möchte ich diese Werkzeuge ab jetzt in kurzen Texten weitergeben. Wohlgemerkt: Das sind meine Werkzeuge. Andere Leute haben andere. Sucht euch aus, was euch weiterhilft, vergesst, was Ihr dumm findet. Hauptsache, ihr schreibt. Denn Gründe, um nicht zu schreiben, gibt es viele (Zeit, Geld, Motivation …). Aber so nach 25 Jahren kann ich jedem nur empfehlen: Schreib’s trotzdem.
III. Die Sache mit den Ideen
„Okay, wenn ich eine Idee habe, soll ich sie also sofort aufschreiben. Aber wie kommt man denn überhaupt auf die ganzen Ideen?“. Gute Frage. Deutlich einfacher kann ich die Frage beantworten: Wie kommt man NICHT auf die ganzen Ideen? Für mich ist zum Beispiel der sicherste Weg, keine Idee zu haben, mich ohne konkreten Anlass, ohne Deadline und am besten auch noch ohne echte Motivation an den Laptop zu setzen und mir selbst zu sagen: „So, jetzt schreib ich mal nen lustigen Text!“ Das sind zuverlässig die Tage, an denen ich ein paar Stunden auf einen leeren Monitor starre, alle fünf Minuten bei Twitter, Instagram und TikTok reinschaue und abends frustriert den Rechner runterfahre. Solche Tage sollte man sich einfach schenken.
Schreiben ist ein kreativer Beruf und Ideen haben ist keine Tätigkeit wie Excel-Tabellen ausfüllen. Zu Beginn meiner Selbständigkeit als Autor ging ich jeden Tag um neun in mein Büro und setzte mich an den Computer. Da blieb ich dann bis abends um fünf. Völlig egal, ob ich in der Zeit wirklich etwas geschrieben hatte und ob ich Ideen hatte oder nicht. Ich bin eben Beamtenkind und war das auch aus vorherigen Jobs so gewöhnt: Man fängt um neun an und hört um fünf auf. Ein Kollege von mir meinte dann irgendwann, dass man seiner Ansicht nach sowieso nicht länger als vier Stunden am Tag kreativ arbeiten kann. Damals fand ich das fast schon blasphemisch. Heute finde ich es eher großzügig geschätzt.
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