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MCP - Der Newsletter #21 im September

Liebe Leser:innen,

ich melde mich aus einer Sommerpause zurück, die angekündigterweise lang, aber in Literaturdingen absolut nicht untätig war. Es war ein reiner Lesesommer! Gleich stelle ich euch ganz kurz meine Highlights daraus zusammen.

Im Mai haben wir uns hier zuletzt gelesen, nun kommt der MCP Newsletter wieder ganz regelmäßig an jedem letzten Sonntag im Monat in euer Postfach. Danke fürs Abonnieren und Weiterempfehlen, es ist mir ein Fest!

Einmal vorab, wobei ich glaube, dass ihr Newsletter-Leser:innen es ohnehin längst gehört oder auf Instagram gelesen habt: Ich werde das ocelot zum 30. November verlassen. Nach zwölf wunderbaren und intensiven Jahren als Buchhändlerin, ist es Zeit für mutige Schritte auf neuen Pfaden. Allerdings bleibe ich ganz, ganz gewiss – und noch stärker als bisher – der Arbeit für und mit guten Büchern verbunden, werde Lesungen und Gespräche zu Literatur moderieren und endlich ein paar tolle Projekte rund ums Buch angehen, für die mir bisher die Zeit fehlte. Alles, um euch Leser*innen zu noch mehr künftigen Lieblingslektüren zu verhelfen und euch noch mehr literarische Entdeckungen zu ermöglichen.

Zu diesem Prozess gehört auch, dass ich meine Steady-Seite (Öffnet in neuem Fenster) gerade neu strukturiere. Es soll alles viel übersichtlicher werden und gleichzeitig viel mehr Literatur-Content bieten für alle, die einfach noch näher mit mir am Lesen bleiben wollen. Alles, was ich am Buchhandel am meisten vermissen werde, wird dort ab Herbst seinen Raum bekommen. Ich freue mich jetzt schon sehr darauf, muss im Hintergrund aber noch ein bisschen dran werkeln. Danke für eure Geduld. Ich weiß jetzt schon, dass es toll werden wird dort mit euch.

Die Perlen des Lesesommers

Meine im Sommer gelesenen Bücher waren ungemein vielfältig, wenn ich mich aber auf drei beschränken müsste, die ihr alle lesen müsst, wären es diese hier:

Jarka Kubsova hat mich mit Marschlande wirklich absolut überrascht. Ich habe das Buch bereits in der letzten Folge unseres blauschwarzberlin Literaturpodcasts (Öffnet in neuem Fenster) in den höchsten Tönen gelobt, denn so gekonnt, wie die Autorin zwei Frauenleben miteinander verwebt, die eigentlich durch Jahrhunderte getrennt sind, habe ich es zuletzt bei Doireann Ní Ghríofa lesen dürfen, die Jarka Kubsova ihrem Roman auch mit einem Zitat vorangestellt hat. Hier liegen gleich über vierhundert Jahre zwischen der Geologin Britta Stoever und der Deichbäuerin Abelke Bleken, die 1480 in den Marschlanden vor Hamburg gelebt hat. Ein Roman, der soghaft wie ein Krimi in wechselseitigen Kapiteln erzählt wird und bei dem mich beide Ebenen absolut begeistert haben, während ich zugleich Jarka Kubsovas Geschick bewundere, mit dem sie klug und vielschichtig beide Stränge verbindet. Ein Buch über den Geist einer Landschaft und die Wirkmacht misogyner Strukturen durch die Jahrhunderte.

Von Gabriele von Arnim konnte ich hingegen nicht überrascht werden, denn zu tief hat mich ihr kluges Buch Das Leben ist ein vorübergehender Zustand beeindruckt und berührt, das seit dem Frühjahr 2021 ganz fest zu meinen Lebensbüchern zählt. Gerade erschien Der Trost der Schönheit, knüpft genau dort an und führt die Gedanken noch weiter, reist noch ein wenig tiefer in Gabriele von Arnims Vergangenheit, während das Heute und das Morgen unserer komplexen Welt in aller Deutlichkeit vor ihren Augen stehen. Sie erzählt, wie sie sich nach dem Tod ihre Mannes, der nach zehn mit Würde, Wut und Zärtlichkeit gelebten Krankheitsjahren gegangen war in dieser Welt wieder findet, ihre Grausamkeit und ihre Gefährdung ebenso deutlich erkennend, wie ihre Schönheit und ihren Trost. Dieser wunderbare Text ist weise und zart und wunderbar neugierig, es ist mutig und deutlich und hellwach.

Alles, was Ursel Allenstein (die Übersetzerin unter anderem natürlich der wiederentdeckten Werke Tove Ditlevsens) aus den skandinavischen Sprachen ins Deutsche übersetzt, beobachte ich mit größtem Interesse. Von Cordelia Edvardson hat sie nun Gebranntes Kind sucht das Feuer aus dem Schwedischen neu übersetzt. Das Buch erschien erstmals 1986 und berichtet davon, wie die Tochter der Schriftstellerin Elisabeth Langgässer als vierzehnjährige „Dreivierteljüdin“ von ihrer Mutter verraten und über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert wurde, während ihre Mutter sich selbst rettete. Der Roman ist unvergleichlich ruhig, ja wirklich fast berichtend und entfaltet darin sein ganzes Grauen. Um die Schrecken der Zwangsarbeit beim Sortieren von Josef Mengeles Karteikästen, die s3xuellen Übergriffe im Lager oder das Erstarren angesichts der nichtvorhandenen Aufarbeitung im Nachkriegsdeutschland im Allgemeinen und der Mutter im Besonderen (die aber ganz gern Cordelias Erfahrungen in einem eigenen Buch veröffentlicht hätte) zu beschreiben, braucht Cordelia Edvardson auf 140 Seiten wenige Worte, findet aber intensive Bilder, die Ursel Allenstein großartig ins Deutsche übertragen hat.

Außerdem liebend gern gelesen

Charlotte Gneuß hat ihren ersten Roman veröffentlicht und ich hoffe, dass noch ganz, ganz viel von ihr zu lesen sein wird. In Gittersee schreibt sie von der sechzehnjährigen Karin, die im titelgebenden Dresdner Stadtteil Mitte der Siebziger Jahre erwachsen wird. Mit einer zumeist abwesenden Mutter, deren nicht endende Lebensträume sich aber subtil durch alle Seiten ziehen, einer innig geliebten und vor allem anstrengend zu hütenden kleinen Schwester, mit der vermutlich störrischsten Großmutter der Literaturgeschichte, mit dem Vater, der sich einfach allem zu entziehen versucht, und mit der ersten großen Liebe Paul, der keine Lust auf die tägliche Plackerei im Bergarbeiterschacht und eigentlich die ganze DDR mehr hat, schenkt uns Charlotte Gneuß einen wunderbar abenteuerlichen, sommernden Roman, in dem keine noch so vermeintlich nebensächliche Figur unterschätzt werden darf.

Ebenfalls ein Debüt hat Dana Vowinckel mit Gewässer im Ziplock nun veröffentlicht. Diese jüdische Familiengeschichte beschreibt einen ganz anderen, ganz modernen Sommer und nimmt uns zwischen Berlin, Jerusalem und Chicago mit auf die Reise der fünfzehnjährigen Margarita, die beim unfreiwilligen Versuch, ihre Mutter kennenzulernen, durch Israel reist. Über die Komplexität heutigen jüdischen Lebens im Heiligen Land und der Diaspora lernen wir hier genauso viel, wie über die Mühen des Erwachsenwerdens. Und genauso wie Charlotte Gneuß schafft Dana Vowinckel es, von jugendlicher Liebe und Begehren zu erzählen, wie ich es mir immer zu lesen gewünscht habe.

Die dagegen sehr geübte Autorin Doris Knecht hat nun seit sieben Romanen jedes zweite Jahr ein Buch veröffentlicht. Eine unvollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe ist unter den ohnehin geschätzten Büchern der österreichischen Autorin mein neues Lieblingsbuch. Eine Frau im Umbruch, schaut zurück, sortiert und ordnet ihr Leben, bevor sie sich verkleinert, weil die Kinder nach der Matura nun die Wohnung verlassen, in der sie fast zwanzig Jahre lang als Familie gelebt haben und alle miteinander und aneinander gewachsen sind. Über das Schreiben und das Alleinerziehen, über die Last und Lust mit der Herkunftsfamilie, über das Leben allein und das Wollen, über Mut und Neugier auf alles was noch kommt, schreibt Doris Knecht mit genau der richtigen Mischung an kluger Fröhlichkeit und berührendem Tiefsinn.

Diese Bücher dürft ihr nicht verpassen

Marica Bodrožić hat genau so einen festen Platz in meinem Lebensbuchregal, wie Gabriele von Arnim (siehe oben). Ihre Klugheit und ihr Weltverständnis sind für mich wirklich weisend und erhebend, die Poesie ihrer Sprache ist eine meiner Lieblingsmelodien der deutschsprachigen Literatur. In Mystische Fauna. Von der Liebe der Tiere lässt sie die Zusammenhänge zwischen Erinnerungen und Tierwelt wirken, nimmt uns mit in die persönliche und universelle Vergangenheit des Animalischen und zeigt uns, wie immer mit klarem Blick und wachem Verstand, wie verbunden wir alle sind.

Anna Neata hat mit Packerl einen österreichischen Familienroman geschrieben, der erstmal sehr vertraut anmutet und doch völlig überrascht. Zwischen der Großmutter Elli, die 1928 geboren ist, Tochter Alexandra und Enkelin Eva ziehen sich Verbindungen, die auf den ersten Blick gar nicht erkennbar sind, aber im so oftmals vorherrschenden Schweigen einer Familie begründet liegen und über Jahre mit großen Kräften unterirdisch wirken. Anna Neata seziert dieses Schweigen und findet einen unvergleichlichen Ton für das alte Genre des Generationenromans, in dessen Zentrum sie die Frauen der jeweiligen Zeit stellt und gekonnt miteinander verwebt.

Gregor Hens hat mit Eine eigentümliche Vorliebe für das Meer einen Roman geschrieben, der mindestens genauso sprachschön ist, wie sein Titel. Was im südchinesischen Meer wie ein Abenteuerroman beginnt, entspinnt sich zu einer wunderbar schillernden und überraschend zarten Familiengeschichte rund um die junge Benedita, die auf der Suche nach Antworten aus einer norddeutschen Stadt in den tropischen Hafen von Nam Van zurückkehrt. Ein Roman, dessen salztrunkene Atmosphäre förmlich aus den Seiten zu uns schwappt, dessen Figuren uns nicht mehr loslassen und den ich euch auf allen Wellen zu entdecken empfehlen möchte.

Und sonst noch?

Imperium Paulinum (Öffnet in neuem Fenster) hat gerade ihren Dear Future - Literaturkalender für das nächste Jahr veröffentlicht. Diese Entdeckung war eine meiner tollsten Erfahrungen während meiner Zeit als Buchhändlerin und seit Jahren freue ich mich wirklich jeden Tag über den Anblick dieses Wochenkalenders. Wenn ich meinen Kolleg:innen allüberall im Lande einen Tipp geben darf: Schreibt Paulina Gimpel über ihren Instagram-Account an und legt euch den Kalender stapelweise in den Laden.

Kleinod im Kinderbuch

Die Kinderbuchentdeckungen dieses langen Sommers waren ganz und gar durch meine Bewunderung der Illustratorinnen vorgegeben. Aber dann diese Texte zu entdecken, was für ein altersloses Geschenk.

Patricia Thoma sieht in Auf leisen Pfoten unterwegs. Die Welt in den Augen einer Füchsin mit dem Blick einer Fähe auf die Welt. Ein ganzes Lebensjahr begleitet sie eine Füchsin und lässt uns ihre Eindrücke wahrnehmen, mit ihr jagen, die Jungen aufziehen, im Revier umherstreifen. Dieses Bilderbuch für Kinder ab acht Jahren berührt mit einem achtsamen, zarten Text, der uns ermahnt, rücksichtsvoller und umsichtiger zu sein und uns im Jahreslauf mit der Füchsin auch unseren eigenen Lebenszyklus sichtbar macht.

Wie alles beginnt, davon erzählt Sonja Danowski in Die Tage, bevor Jaron kam. An seinem dritten Geburtstag liest Mara ihrem Bruder Jaron aus ihrem Tagebuch vor. Es erzählt von dem Warten und der Vorfreude auf seine Ankunft in ihrem Leben. Vom Beginn einer Geschwisterliebe, vom Zauber der Neuanfänge. Mit reduziertem Text und unfassbar schönen Bildern passt das Buch zu vielen Gelegenheiten rund ums Babykriegen – und natürlich kann man es besonders gut werdenden Geschwistern schenken oder Kindern ab drei Jahren vorlesen, die wissen wollen, wie es eigentlich war, bevor sie auf der Welt waren.

Vom Ende des Lebens handeln einige sehr gute Bilderbücher und dann wieder viele tolle Romane auch für Kinder. Katharina von Gathen und Anke Kuhl haben sich nach der erfolgreichen Auseinandersetzung mit der Entstehung des Lebens (Klär mich auf!, Klär mich weiter auf!, AnyBody und Das Liebesleben der Tiere) nun auf gewohnt unbefangene und informative Weise damit beschäftigt, wie es zu Ende geht. Radieschen von unten. Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder klärt lebendig und einfühlsam über all die Fragen auf, die man nun mal zu Tod und Sterben haben kann. Für Kinder ab ca. acht Jahren und danach: Ende offen.

Bevor wir zu den Vorfreuden für den Oktober kommen, möchte ich euch von einem fabelhaften Workshop erzählen, den meine Freundin Kati Hertzsch für euch bereithält. Als Lektorin ist sie nicht nur meine persönliche Meisterin der guten Texte, daher lasse ich sie am besten selbst zu Wort kommen. Und strahlen.

Zu Gast

Du willst einen Roman schreiben, bist gerade dabei, bist fertig? Großartig!

Es haut mich jedes Mal wieder um, und ich bin auch ehrfürchtig und demütig, wenn ich erlebe, wie viel Energie, Liebe, Disziplin, wie viele vom Alltag abgeknapste Portionen Zeit, wie viel Ringen, Verzweifeln und dennoch Dranbleiben in den Texten von Autor:innen steckt. Deshalb gibt es neben meiner Arbeit als Verlagslektorin gretaschreibt.com: Ich wollte diese Wege als Lektorin und Coachin begleiten, Erfahrung und Unterstützung anbieten.

Du hängst durch, Du brauchst einen Anschub, du willst wissen, was Dein Text kann?

Es ist für viele angehende Autor:innen ein Augenöffner, wenn sie herausfinden, sie sind nicht allein mit all dem, was den Schreibprozess so aufregend, aber auch manchmal zäh und undankbar sein lässt. (Gilt auch für beinahe alle, die schon länger Autor:in sind!) Deshalb möchte ich Euch zusammenbringen und bin over the moon, dass es im November den ersten Lektorats-Workshop von gretaschreibt.com geben wird.

Wer braucht das?

Du, wenn Du das Gefühl hast, Du willst eine unabhängige Meinung zu Deinem Text, wenn Du mit professioneller Hilfe daran arbeiten willst, wenn Du das Potenzial Deines Textes im Hinblick auf eine Veröffentlichung kennen willst, wenn Du selbst mal den Zauberstab des Lektorats schwingen und lernen möchtest, wie Du in Zukunft Deine Texte besser überarbeiten kannst.

Das ist der Deal:

  • Ich will von Dir etwa 20 bis 30 Seiten Deines Textes und einen Projektbeschrieb, wohin es damit gehen soll.

  • Du bekommst von mir eine fundierte Meinung zur literarischen Reife Deines Manuskript(auszug)s und zu Deiner Projektidee.

  • Du lernst die Grundlagen des Lektorats kennen und wie man Texte mit einfachen Mitteln aufpolieren kann.

  • Wir machen zweieinhalb Tage intensive Textarbeit, sodass Du am Ende des Seminars eine funkelnde Leseprobe hast.

Was ist noch drin?

  • Wir sprechen über Verlage und Literaturagenturen und Ihr könnt Eure Fragen dazu mir und einer Literaturagentin stellen.

  • Im Nachgang des Seminars bekommst Du insgesamt 50 Seiten lektorierten Text von mir.

Wo?

Wir treffen uns online via Zoom.

Wann?

Start ist Freitag, der 3. November, um 13 Uhr, Ende am Sonntag, den 5. November gegen 18 Uhr.

Wie komme ich da ran?

Zur Anmeldung, für weitere Informationen und Preise schreibt mir eine Mail an hallo@gretaschreibt.com

Und jetzt gebt Euch einen Ruck, Ihr könnt das, Selbstzweifel gibt es morgen wieder, heute heißt es: Leg los. Sei dabei. Mach was aus Deinen Texten.

www.gretaschreibt.com (Öffnet in neuem Fenster)

Was kommt im Oktober in die Regale?

In den kommenden Tagen und Wochen erscheinen großartige Bücher, auf die ich mich ganz besonders freue. Ich lasse mal die Klappentexte der Verlage sprechen, damit ihr diese drei Herbstbücher auf keinen Fall verpasst.

Lauen Groff (übersetzt von Stefanie Jacobs) Die weite Wildnis:

„Eine kühne literarische Expedition in die amerikanische Wildnis und das Leben einer Pionierin 
Ein Mädchen allein, frierend, auf der Flucht. Hinter ihr liegen Hungersnot und die Brutalität der Menschen, unter denen sie aufgewachsen ist; um sie herum fremdes Land und seine Bewohner, die sie fürchtet, weil sie es so gelernt hat; vor ihr das Unbekannte. 
Nordamerika im frühen 16. Jahrhundert: Englische Siedler, fromm, überheblich und fähig zur schlimmsten Gewalt, nehmen das Land in Besitz. Das Mädchen gehörte zu ihnen, doch nun ist sie allein. Die Wildnis ist hart, sie kämpft ums Überleben und beginnt, infrage zu stellen, was man ihr beigebracht hat. Haben die Menschen hier nicht ihre eigenen Götter, ihre eigenen Namen für die Dinge? Wozu brauchen sie die Europäer? Ist sie nicht selbst nur ein fremdes, zerbeultes Wesen in einer Welt, die ihrer nicht bedarf? Und während sie die Natur zu lesen lernt, wächst etwas Neues in ihr: ein anderer Sinn, eine Liebe, die nicht besitzergreifend ist. 
Die weite Wildnis ist die packende Geschichte einer Pionierin, einer Visionärin: Mit ihrer eigenen, gewaltigen Sprachmacht und dem Pathos biblischer Geschichten erzählt Lauren Groff das abenteuerliche Leben einer jungen Frau, die lernt, zuerst von der Natur zu leben und dann mit ihr - und die dabei eine neue, freie Sicht auf die Welt gewinnt.“ 

Jo Frank Trauer

„Durchzogen von Szenen der Trauer, zeigt Jo Frank, wie persönliches Schreiben öffnen kann für die Einzigartigkeit eines Prozesses, der zum Leben jede*r Leser*in gehört hat, gehört, gehören wird. Was, wenn sich Trauer der Sprache verweigert? Wenn Trauer ihre eigene Sprache einfordert, Wege zu ihr aber immer wieder versperrt? Frank denkt in seinem Essay über die Unsichtbarkeit von Trauer in Abwesenheit von Sprache nach. Über Trauer, die in den Körper eingreift, den Körper angreift, sich dort ihren Ort sucht und ihn nicht wieder verlässt. Dort spricht sie in Gedichten, spricht mit Gedichten, lässt sich von Gedichten ansprechen. Gedichte werden als Geste der Solidarität gedacht, als Ansprechpartner*in, die sich zuwendet, fragt, einfordert - überfordert.
Trauer im Schmerz nicht zu verarbeiten, sondern den Schmerz als meinen Schmerz anerkennen zu können, Trauer zu integrieren - dazu ist Sprache unverzichtbar, und Gedichte eine Möglichkeit. Frank zeigt, wie Gedichte uns in unserem Trauerprozess begleiten können, und sein Essay wird dadurch zur Ressource für alle, die sich mit Trauer auseinandersetzen.“

Vigdis Hjorth (übersetzt von Gabriele Haefs) Die Wahrheiten meiner Mutter

»Ein erschütternder und zwingender Roman über das gespannte Band zwischen Töchtern und Müttern.« The New York Times Book Review „Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien.
Vigdis Hjorth erzählt drastisch von unseren zerrütteten Beziehungen, von Sehnsucht und Enttäuschung und davon, wie man der Vergangenheit begegnet, ohne sich selbst aufzugeben.“ »Eine der herausragendsten Autorinnen Norwegens.« The New Yorker

Alle drei kann ich kaum erwarten laut zu loben und zu preisen, sie erscheinen in den kommenden Tagen und Wochen.

Vorfreude auf diese Termine

In meinem Kalender für Oktober stehen wunderbare Verabredungen für Gespräche mit Autor:innen und Herausgeber:innen. Manches findet im Instagram-Livestream statt, manches offline vor Ort, diesmal vor allem in Frankfurt. Ich würde mich so freuen, euch hier oder dort zu sehen. Im Laden wurde ich neulich gefragt, wo man mir denn begegnen könnte, wenn dieser tägliche Raum nicht mehr meiner ist. Die Antwort ist: Bei jeder Lesung, in jedem Livestream. Wenn ich es einrichten kann, habe ich nach den Moderationen auch offline immer noch Zeit für ein Gespräch und freue mich immer über euch.

Den Anfang machen zwei Instagram Livestreams gleich in der kommenden Woche. Die Streams findet ihr auf jeden Fall immer über meinen Kanal (Öffnet in neuem Fenster).

Am Montag, den 25.9. spreche ich um 20 Uhr (und kann mein Glück darüber kaum in Worte fassen, wie ihr euch denken könnt) mit Gabriele von Arnim über ihr neues Buch Der Trost der Schönheit.

Am Sonntag darauf, am 1.10. um 19 Uhr werde ich im Livestream zuerst allein über Mutter (Ein Gemurmel) sprechen, denn es war eine unfassbar bereichernde und intensive Lektüre. Danach schaltet sich die Autorin Kate Zambrano hinzu und zuletzt bin ich noch mit der Übersetzerin Dorothee Elmiger über das Buch im Gespräch.

Wer aufmerksam liest, wird jetzt belohnt, denn wer mit dem Wort Freitagsstunde etwas anfangen kann: Am 6.10. ist es endlich wieder soweit! Um 20:23 Uhr. Und ich zähle auf euch und freue mich unbändig. es gibt so viel zu erzählen. Und wenn uns die Themen ausgehen, sichten wir einfach gemeinsam ein paar Bücherstapel, ja?

Meine fabelhaft neugierige, unablässig lesende, stets großartige (zumeist von Frauen geschriebene) Lektüren entdeckende Kollegin Magda Birkmann hat gemeinsam mit der wunderbaren Nicole Seifert (Autorin von Frauen Literatur) die wunderbare Idee der Reihe rororo Entdeckungen im Rowohlt Verlag initiiert und die Herausgeberinnenschaft übernommen. Damit drehen diese beiden Koryphäen der Wiederentdeckung von zu unrecht vergessenen Autorinnen den Literaturkanon ganz gehörig um, wartet es nur ab.

Im ersten Programm erscheinen in diesem Herbst Christa Anita Brück Ein Mädchen mit Prokura, Freundliche junge Damen von Mary Renault, übersetzt von Gertrud Wittich und Eine Tochter Harlems von Louise Meriwether, übersetzt von Andrea O'Brien.

Im Livestream sprechen wir darüber, wie die beiden zueinander und zu dieser großartigen Idee kamen und was es bedeutet, Herausgeberin zu sein, wie sie auf solche literarischen Schätze stoßen, wie es mit der Reihe weiter geht und was gerade so auf ihren Nachttischen an Lektüren stapelt. Wir sprechen über die Sicht von lesenden, verlegenden und fürs Feuilleton schreibenden Menschen auf Autorinnen und räumen ganz bestimmt mit ein paar Mythen auf, die davon handeln, dass es in der Vergangenheit ja nichts von Frauen Geschriebenes (mehr) zu entdecken gäbe. Ich freue mich sehr über diese Reihe und über das Gespräch mit den beiden Herausgeberinnen im Instagram Livestream am 9.10. um 20 Uhr.

Christine Koschmieder hat mich mit ihrem Buch Dry beeindruckt und begeistert. Nun schreibt sie in Schambereich über Sex und Intimität, Nähe und Selbstermächtigung. Ich darf gleich zwei Mal mit ihr über das Buch sprechen:

Am 15.10. um 17 Uhr im Massif Central in Frankfurt, Bethmannstraße 7 -9. Die Agentur Gegensätze organisiert an dem Wochenende vor der Buchmesse dort ein großartiges Festival und es lesen unter anderem Jo Frank und Judith Poznan.

Die Buchpremiere von Schambereich feiern wir übrigens am 12.10. im ocelot und ich freue mich unfassbar auf Christine Koschmieder und Lea Schneider, die dann mit ihr im Gespräch sein wird.

Für alle, die es nicht nach Frankfurt oder zur Berliner Buchpremiere schaffen: Am 26.10. um 20 Uhr spreche ich mit Christine Live auf Instagram über ihr neues Buch.

Zur Buchmesse in Frankfurt moderiere ich am Freitag, den 20.10. um 18:30 Uhr im Rahmen von Open Books in der Galerie Heussenstam (am Römer) eine Veranstaltung mit Anja Reich, die über ihr großartiges Buch Simone sprechen und daraus lesen wird.

Am 21.10. freue ich mich dann gleich über eine Doppellesung im Rahmen des FBM BookFest. Anika Landsteiner und Kristina Pfister lesen aus Nachts erzähle ich dir alles und Tage im warmen Licht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr und findet in der Hedderichstraße 32, im Bibliothekszentrum Sachsenhausen in Frankfurt statt.

Und zum Abschluss eines wunderbaren Lese- und Gesprächsmonats, treffe ich Florian Illies wieder, der im Instagram Livestream für euch über sein neues Buch Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten spricht. Wir treffen uns am 27.10. und zwar auch schon um 19 Uhr, also nicht verpassen. Das wird malerisch schön, ich versprech's.

So, herzlichen Dank euch allen für die Aufmerksamkeit. Ich freue mich sehr, wenn ihr diesen Newsletter weiterschickt oder weiterempfehlt, wenn er euch nützlich und eine Freude war.

Wir lesen uns hier wieder am letzten Sonntag im Oktober. Bestimmt mit neuen tollen Büchern aus dem Leseherbst, vielleicht auch mit spannenden Geschichten von der Buchmesse in Frankfurt.

Auf das gute Lesen

Eure Maria

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