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Habt Ihr das auch beobachtet, dass die so genannte „Gen Z“ (ich persönlich halte übrigens nichts von dieser Gen-XYZ-Einteilung, sondern bin eher ein Verfechter des Milieu-Ansatzes, aber für hier egal) nicht mehr in der Lage ist, im Büro o.ä. ans Telefon zu gehen? Sie traut sich regelrecht nicht mehr (vielleicht weil es die direkte und nicht per Messenger versetzte Kommunikation ist, das Aushalten eines Gegenübers?). Und dabei geht es nicht darum, dass Vertreter dieser „Generation“ zunächst natürlich nicht wissen, wie sie sich im Berufsumfeld am Telefon melden sollen.

Das ist übrigens auch jene „Generation“, die nach ihrem Bachelor quasi sofort in den Vorstand oder Aufsichtsrat will, weil die Geschäftswelt ja angeblich auf sie gewartet hat. So zumindest vielfach deren Eigenwahrnehmung - genährt durch irgendwelche „Branchen-Einschätzer“, die Bücher zum Thema GenZ verkaufen wollen. Und ja, das ist auch diese „Generation“, die fest davon überzeugt ist, dass nur sie Ahnung von Online-Videos, Socialmedia-Marketing & Co. hat. Als würde der täglich mehrstündige Konsum von YouTube & Co. schon dazu befähigen, Videos zu produzieren, Konzepte dafür zu erstellen und Storytelling zu beherrschen.

Nicht falsch verstehen, das ist kein Generationen-Bashing - zumal ich ja eh nicht daran glaube, dass man solche Phänomene an „Generationen“ fest machen kann. Es ist eher ein Bashing in Richtung jener Zeitgenossen, die den Nachwuchs in Sachen Arbeitswelt „überzüchtet“ und mit Erwartungen überfrachtet haben. Die ihre Kinder schon fürs erfolgreiche „Schuhe zubinden“ gelobt haben. Die geglaubt haben, dass man Schule samt Uni nur bloß verkürzen müsse (siehe G8 und Bologna-Prozess), um diese „Helden der Arbeit“ erfolgreich in die Wirtschaft zu bekommen.

Und klar, dann gibt es hier und da auch welche, die diesem Erwartungs-Druck & diesem Speed fast natürlich gewachsen sind und ihr (Selbst)Marketing als 20+ verstehen; einige besondere Exemplare auf LinkedIn immer wieder zu bestaunen. Aber ich behaupte mit Blick auf meine Berufs-Erfahrung mal: Das ist die Ausnahme. Und selbst die, die durch SocialMedia viele Jahre gelernt & verstanden haben, wie „Tarnen und Täuschen“ (diesen schönen Titel trug mal eine Kampfeinheit der Volksarmee seinerzeit in der DDR) auch auf die Berufswelt übertragen funktionieren kann, klappen irgendwann zusammen, wenn ein Gespräch nicht bloß 1:30 min. dauert. Oder ein Projekt mal den langen Atem sowie Frustrations-Toleranz erfordert. Oder plötzlich das Telefon im Büro klingelt und man das nun erforderliche Gespräch eben nicht per Textnachricht lösen kann. - Wir sollten den Nachwuchs mit mehr Demut ausstatten. Denn mit dem 1. Tag am Arbeitsplatz nach Schule/Studium/Ausbildung hat er nicht ausgelernt.

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