Da liegen sie. Fast wie es der Zufall wollte. In den Lauf einer Kugel geraten. Oder gezielt erschossen. Einige mit ihrem Fahrrad. Bei anderen stehen noch die Einkäufe neben ihnen. Einige Leiber sind von Panzern überrollt. Man möchte die Videobilder nicht glauben. Insgeheim wartet man auf den Moment, wo eine Regie-Stimme aus dem Off ruft: „So, danke, alle wieder aufstehen, die TV-Bilder sind im Kasten!“ Aber hier steht niemand mehr auf. Die Hände, wachsartig bleich. 300 Menschen, vielleicht 400 Menschen. Tote. Allein in Butscha, einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt. Sicherlich warteten irgendwo in einem Keller oder Bunker Menschen auf sie. Warteten auf Essen. Wasser. Und sie wunderten sich, warum Mutter oder Vater, Oma oder Opa nicht mehr wieder kamen.
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Tagelang liegen sie da. Menschen aus ihren Kellerverstecken haben sie vielleicht gesehen, trauten sich aber nicht zu ihnen hin. Jetzt sind die Russen aus Butscha abgezogen. Die Ukrainer sagen nun nach dem Fund dieser Toten, einige Leichen seien vermint. Wer sich also um sie kümmern wolle, werde mit in den Tod gezogen.
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Parallel zu diesen Bildern diskutiere ich auf LinkedIn mit einem Consultant, der mit seinen 74 Jahren nach eigenen Angaben eine ganze Menge Botschafter kenne, aber der aus der Ukraine habe einfach keine Manieren. Und wie der Deutschland unter Druck setze, indem er beschimpft und beleidige. - Uh, da ist die offenkundig fragile Männlichkeit des 74-Jährigen aber getriggert, wenn ein ukrainischer Diplomat, dessen Heimat in Schutt und Asche gebombt wird und an dessen Landsleuten die Russen einen Völkermord begehen, nicht lieb die Politiker Europas zum Tee bittet, sondern Tacheles spricht.
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Die Weinerlichkeit dieser sattgefressenen Kaste in Deutschland, die aus dem Warmen heraus bloß keine Nachteile opfern will (ja, noch nicht mal eine Beleidigung eines Diplomaten in Not ertragen und einordnen kann), ist zum Kotzen. Was sind uns eigentlich Menschenrechte Wert? Eine Tankfüllung? Einen Monat lang ohne Kompromiss mit Gas heizen? Auf Stufe 5? - Wenn wir es nicht schaffen, den wichtigen Dingen wieder einen Wert zu geben, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir letztlich sämtliche Werte verlieren.
