Zum Hauptinhalt springen

TEXTE VOM VORHANDENSEIN

TEIL 6: VOM ZWEIFELN

Vor einer Weile las ich einen Kommentar unter einem Instagram-Post. Ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, aber es ging irgendwie darum, dass die kommentierende Person genervt war, dass ich so oft vom Zweifeln rede und dass das ja auch einfach wäre und man das ja auch nur tut, weil es gerade so cool, oder hip ist, über Zweifel zu reden. So weit so unspektakulär. Social-Media-Kommentare sind ja ohnehin so eine Sache. Ich glaube, diese Sätze haben mich aber deshalb so betroffen gemacht, weil ich weiß, wie wenig cool oder hip sich diese Phasen des Zweifelns und Hinterfragens angefühlt haben. Wenn ich Zweifel sage, dann meine ich in diesem speziellen Fall auch den Zweifel an Gott. Wobei, eigentlich weniger Zweifel an Gott, sondern eher an einer bestimmten Form des christlichen Glaubens und an bestimmten Gottesbildern, mit denen ich groß geworden bin. Ganz viel von dieser sehr langwierigen, schmerzvollen, aber am Ende sehr befreienden Reise, habe ich in dem Album "Ikarus" in Form einer Geschichte, oder eines langen zusammenhängendem Gedichts, unterlegt mit Beats, auszudrücken versucht. Wenn Dus noch nicht kennst, hör gerne mal rein:

https://open.spotify.com/intl-de/album/4US83bZDRU4DXH2W8HvQS7?si=wAGQMXIpTniOa9o6OTg1Zg (Öffnet in neuem Fenster)

Ich habe dann, ausgehend von diesem Kommentar, versucht, zunächst für mich und dann für unseren Hossa Talk-Podcast eine Art kleine Antwort zu formulieren. Gar nicht, um irgendeine Diskussion zu gewinnen. Sondern um einfach mal für mich zu formulieren, warum das für mich alternativlos war und ist und was ich überhaupt denke und fühle. Manchmal ist das ja eine interessante Möglichkeit der Selbstreflexion, wenn ich bemerke, dass ich auf etwas irgendwie reagiere. Wenn mich etwas ärgert, oder berührt, einfach mal kurz inne zu halten und mich zu fragen, warum das so ist. Oft genug hat das dann bei näherer Betrachtung mehr mit mir und meiner eigenen Geschichte zu tun, als mit der konkreten Person, oder dieser bestimmten Formulierung. Das sind die Sätze, die ich damals in mein Notizbuch geschrieben habe:

Zweifel sind kein Selbstzweck

Auch wenn es für dich manchmal so scheinen mag.

Niemand zweifelt zum Spaß, oder weil es cool ist.

(Das ist es nämlich nicht.)

Niemand zweifelt einfach aus Langeweile

an sich, oder dem Guten, oder der Liebe,

oder an Gott, was im Grunde dasselbe ist

Niemand zweifelt einfach.

Ich zweifle aus Verzweiflung

Weil ich das Gute behalten möchte

und deshalb versuche es mit der Schattenseite abzugleichen

Ich zweifle aus Protest gegen einfache Antworten.

Ich zweifle, um auf die Rückseite durchzudringen

Und um zu sehen, wie alles aus anderen Blickwinkeln aussieht

Ich zweifle, um zu sehen, was vom Glauben übrig bleibt.

Teste die Dehnbarkeit und möchte wissen wie elastisch die Konzepte sind. Und ob die Seile halten beim Fallen und Abstürzen. Und was das heißt, falls es nicht so ist.

Ich zweifle, um nicht verrückt zu werden. Nur Fanatiker verbieten Fragen.

Das muss niemand nachahmen. Freu dich, wenn du das nicht kennst und niemals brauchen wirst.

Für mich ist es alternativlos, um mich, das Leben und die Liebe und Gott, was im Grunde dasselbe ist, ernst nehmen zu können.Ist einfach so. Aber einfach ist es nicht.

Natürlich ist das bruchstückhaft und unvollständig und man könnte ganze Bücher dazu schreiben. Aber das waren die ersten Gedanken, die ich in diesem Moment von der Gefühlsoberfläche abschöpfen konnte. Schreib mir gerne deine dazu.

NEWS-NEWS-NEWS-NEWS-NEWS

Ich möchte Dir gerne unsere aktuelle Folgevon Hossa Talk ans Herz legen. JAy und ich reden da ganz viel über das Thema Zugehörigkeit, gerade auch im Bezug auf unsere Kirchen- und Gemeinde-Erfahrung. Über dieses Thema denke ich gerade sehr viel nach und habe auch ein neues Gedicht geschrieben, das ich in der Podcast-Folge zum ersten Mal vortrage. Es heißt: "Ich bin nicht hoch genug, um hinter den Häusern den Himmel zu sehen." Hört gerne mal rein:

https://hossa-talk.de/214-zwischen-kirche-church-und-zugehoerigkeit/ (Öffnet in neuem Fenster)

Liebe Grüße und bleib neugierig <3

Marco

PS. Wenn du diese Mail bekommst und darüber nachdenkst mich und meine Arbeit auf Steady monatlich zu untersützen, dann klicke gerne auf den Button.

PPS. Nächste Woche dann wieder von Zuhause und mit Audio und Video :)

Kategorie Texte vom Vorhandensein

1 Kommentar

Möchtest du die Kommentare sehen?
Werde Mitglied von Marco Michalzik und diskutiere mit.
Mitglied werden