Werbe-Einnahmen bleiben aus: The Quietus wendet sich an die Community
Im ersten Monat gewinnt das Musikmagazin mehr als 600 Mitglieder — ein großer Erfolg. Wie das geklappt hat, erzählt Herausgeber Luke Turner im Interview.
The Quietus (Öffnet in neuem Fenster) ist ein unabhängiges Musik- und Kulturmagazin mit Hunderttausenden von Leser:innen. Schon in den vergangenen vier Jahren haben Fans immer wieder für das Online-Magazin gespendet. Jetzt hat das Team ein Mitgliedschaftsprogramm auf Steady (Öffnet in neuem Fenster) gestartet.
Das Angebot ist perfekt auf die Interessen der Community zugeschnitten — mit Longreads und monatlich erscheinenden Playlists passend zu den Inhalten auf der Website. Damit hat the Quietus schon mehr als 700 Mitglieder gewinnen können.
Interview mit Luke Turner, einer der Herausgeber
Steady: Ihr habt einen wirklich tollen Start hingelegt. Was macht ihr, dass die Mitgliedschaften bei euren Leser:innen so gut ankommen? Wie habt ihr euch auf euren Start vorbereitet?
Luke Turner: Wir hatten schon einen kleinen Vorsprung gegenüber anderen Publikationen, weil es uns ja schon seit 12 Jahren gibt. Wir haben vorher schon die Möglichkeit geboten, uns über PayPal zu unterstützen. So wussten wir schon, dass wir eine Basis haben, auf der wir aufbauen können.
Wir haben gemerkt: Statt eine Ausgabe von The Quietus im Laden zu kaufen, lesen unsere Fans uns online und bezahlen im Wesentlichen, um uns zu unterstützen. Wir haben lange gezögert, uns an unsere Leser:innen zu wenden — einfach weil es da diese Annahme gab, dass Inhalte im Internet kostenlos sein müssten.
Dann waren die Leute aber bereit, uns freiwillig jeden Monat ein bisschen Geld zu geben. Das hat uns in den vergangenen vier Jahren wirklich am Leben erhalten, weil die Einnahmen durch Werbung immer weiter zurückgegangen sind. Wir haben also gesehen: Die Leute sind doch bereit, uns finanziell zu unterstützen. Ich glaube, die Menschen sind sich inzwischen wirklich bewusst, dass sie für Inhalte im Internet bezahlen müssen, wenn sie wollen, dass sie überleben.
Und wie sieht euer Angebot konkret aus? Welche Gegenleistungen bietet ihr Mitgliedern?
Was Leute an the Quietus wirklich mögen, sind Longreads. Also haben wir uns entschlossen, unseren zahlenden Mitgliedern solche langen Artikel anzubieten. Zusätzlich produzieren wir Podcast-Episoden, die sich auf diese Longreads beziehen. Das sind schon zwei Elemente, die perfekt zu unserer Mission passen, nämlich Kultur und unbeachteten Werken eine Bühne zu geben. Wir verbinden diese zwei Elemente und veröffentlichen außerdem noch Musik — das ist ein schönes Angebot, finde ich.
Ich glaube, die Menschen sind sich inzwischen wirklich bewusst, dass sie für Inhalte im Internet bezahlen müssen, wenn sie wollen, dass sie überleben.
Bei The Quietus fühlen wir uns immer mehr als ein Teil eines kulturellen Ökosystems — und wir wollen dieser Community etwas zurückgeben, also auch den Künstler:innen. Unter anderem veröffentlichen wir deshalb Musik und finanzieren diese Veröffentlichungen. Wir sind wirklich froh, dass wir mit dem Vertrieb State 51 zusammenarbeiten können, der uns auch bei der Finanzierung unterstützt.
Wir kennen unsere Leser:innen gut und wissen, dass sie Longreads mögen, und dass ihnen ein Podcast gefällt — und wer hat etwas gegen kostenlose Musik? Der Wunsch nach kostenloser Musik hat schließlich die Musikindustrie über den Haufen geworfen. Uns ist also wichtig, Musik zu verschenken, die Künstler:innen aber auch bezahlen zu können.
Das sind ja schon besondere Gegenleistungen, die ihr euren Mitgliedern bietet. Was hat letztlich den Anstoß gegeben, ein Mitgliedschaftsprogramm zu starten und das Angebot so zu gestalten?
Es gab eine ganze Reihe von Gründen. Es ist schön, den Leser:innen etwas zurückzugeben. Dazu kommt, dass man wirklich nicht mehr mit Werbeeinnahmen rechnen kann. Und dann war da noch die Unterbrechung durch das Coronavirus. Das hat unsere letzte Einnahmequelle zunichte gemacht: die Arbeit mit Events und Live-Musik.
Als Publisher musst du einen Weg finden, um deine Plattform oder Publikation nachhaltig zu finanzieren.
Das Arts Council England hat uns dann finanziell unterstützt. Das hat uns eine Zeit lang durch die Krise gerettet, und wir haben einen Teil des Geldes investiert, um das Mitgliedschaftsprogramm auf die Beine zu stellen. Natürlich verlangt Steady (Öffnet in neuem Fenster) keine Vorabgebühren. Wir konnten so aber Anthea engagieren, die sich um die Einrichtung des Programms kümmern konnte, das hat uns sehr geholfen.
Als Publisher musst du einen Weg finden, um deine Plattform oder Publikation nachhaltig zu finanzieren. Anstatt die ganze Nacht wach zu liegen und sich zu fragen, ob wir noch genug Werbeeinnahmen bekommen würden, sind Mitgliedschaften für uns ein großartiger Weg, genau das zu tun.
Und wie kommt ihr mit Steady bisher zurecht?
Unsere Website ist 12 Jahre alt, was für das Internet ziemlich alt und ein bisschen verschroben ist. Wir haben kein technisches Personal, weil wir uns das nicht leisten können. Deswegen war ich sehr besorgt. Ist unsere Seite überhaupt mit Steady kompatibel? Aber es hat alles fantastisch geklappt. Steady hat alles, was wir brauchen, und die Einrichtung war wirklich einfach.
https://www.youtube.com/watch?v=pBF-9yVVNfw&feature=youtu.be (Öffnet in neuem Fenster)Es gab eine ganze Reihe von Gründen, warum wir uns für Steady entschieden haben, aber einer der Hauptgründe waren all die Features. Die Möglichkeit, eine Paywall auf einzelne Seiten unserer Website zu setzen, ist einfach super.
Das bedeutet, dass wir exklusive Essays anbieten können, die wir einfach wie bisher auf unserer Website veröffentlichen, nur dass sie eben noch eine Paywall haben. So können wir unsere Leser:innen leicht überzeugen, eine Mitgliedschaft abzuschließen. Außerdem liebe ich den kleinen Schwebebutton, der auch nochmal Werbung für die Mitgliedschaften macht. Das passt insgesamt alles sehr gut zusammen, und ich bin froh, dass diese Features mit unserer wirklich antiken Website funktionieren.
Möchtest du sonst noch etwas über Steady teilen, oder was du über Mitgliedschaften gelernt hast?
Ich möchte an dieser Stelle betonen, wie sehr uns Sanket [Membership Consultant bei Steady] im Vorfeld geholfen hat. Wir haben uns viele Lösungen und verschiedene Plattformen angeguckt — und mit Sanket war die Zusammenarbeit einfach super. Er hat uns bei Problemen immer gleich unter die Arme gegriffen. Dazu hat Steady uns auch wirklich interessante Nutzer:innen-Daten geliefert.
Ich finde es außerdem bemerkenswert, dass Steady selbst von Publishern betrieben wird — wir haben wirklich das Gefühl: Die Publisher stehen hier an erster Stelle. Viele der anderen Tools, die wir hätten verwenden können, haben sich viel mehr aus das Technische fokussiert. Das war für uns als Publisher nicht unbedingt hilfreich. Du brauchst Leute, die dich verstehen. Die verstehen, was du erreichen willst und wie das Publishing-Business funktioniert. Das ist eine echte Stärke von Steady.
Ohne Steady hätten wir uns schwer getan, ein Mitgliedschaftsprogramm zu starten, das so gut zu dem passt, was wir machen. Und als wir gesehen haben, dass Gay Times (Öffnet in neuem Fenster) und gal-dem (Öffnet in neuem Fenster) bereits mit Steady zusammenarbeiten, haben wir gesagt: “Okay, die arbeiten mit Leuten zusammen, die ähnliche Werte haben wie wir.” Auch das war ein großer Motivationsfaktor.
Auf Steady kann jede:r Mitglied von The Quietus werden: