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Aller Anfang ist ... schön!

Also eigentlich. Denn obwohl ich mich wie das berühmte Schnitzel auf den Start dieses Newsletters gefreut habe, auf meine LuxusProbleme – und Ihre – erweist sich so allein am Schreibtisch doch der folgende Satz als weise: Schreiben ist nicht schön, sondern fertig geschrieben zu haben. In dieser ersten Folge erwartet Sie daher eine behutsame Annäherung, an dieses neue Projekt und diese feine Community. Herzlich willkommen in meiner ganz eigenen Kreativwelt, machen Sie es sich gemütlich! 

„Sie haben gesagt: ‚Du hast Talent‘.
Sie haben gesagt: ‚Du könntest mal was Großes werden‘.
Vielen Dank für das Kompliment.
Ich habe gesagt: ‚Ich nehm’ noch’n Glas‘.
Ich habe gesagt: ‚Ich taumel von Tag zu Tag,
leb’ ein Leben voller bunter Scherben‘.“

– Alexander Knappe, „Helden“

„Möchtest du gleich mit mir Kaffee trinken und danach eine Gassirunde …?“

„Ne, keine Zeit jetzt, muss noch meinen Newsletter für März schreiben.“

„Okay. Und wie läuft es damit?“

„Hm, mal so ausgedrückt: Ich habe schon Spesen für ein halbes Jahr rascher abgerechnet. Gerade ringt die Panik vor dem leeren Bildschirm mit dem mulmigen Gefühl auf einer Party zu erscheinen, wo man niemanden kennt und irgendwie auch den Dresscode etwas missverstanden hat.“

„Ach, das klappt schon. Du schaffst doch am Schluss immer alles.“

Oh, Sie sind ja schon da. Gar nicht bemerkt, sorry. Tja, dann wissen Sie ja jetzt direkt zweierlei: Dass jedem neuen Anfang ein Zauber innewohnt (Öffnet in neuem Fenster), aber eben auch viel Schweiß und Tränen. Und, Sie kennen den Grund, warum ich bereits rund zwölf Jahren mit meinem Mann verheiratet bin. Weil er die inneren K(r)ämpfe kennt, die hysterischen Launen, die depressiven Phasen, die manchem Text vorausgehen. Über Stunden, Tage und, zum Glück selten, Wochen. 

Nun bin ich kein Jünger der romantisch-masochistischen (und widerlegten) These, dass die besten Werke im größten Leid entstanden sind (Öffnet in neuem Fenster). Noch würde ich meine bescheidene Zweckkunst in den Kanon der Literaten einreihen wollen, über deren Ringen – mit der Muse, mit ihren Dämonen – das geschrieben wurde. Wirklich leicht jedoch, wie von selbst, entsteht an meinem Schreibtisch höchstens eine von zehn Storys. (Dazu gern irgendwann einmal mehr.) Und ich habe meinen Frieden damit geschlossen. It is what it is.

Warum fange ich diese erste Kolumne unter Eigenregie mit einem Absatz voller Autorenwehklagen an, quasi der Quintessenz des Begriffes „LuxusProbleme“? Hm, vielleicht, damit unsere noch junge Beziehung, die zwischen Verfasser und Leser, mit einer wohldosierten Portion Ehrlichkeit beginnt. Mit der herzlichen Einladung zu einem offenen Austausch des Senders mit den wundervollen Empfängern. Ihnen. Darin nämlich sehe ich den Mehrwert dieses Newsletters, für Sie und mich. Neben hoffentlich originellen Denkanstößen, überraschend verknüpften Fakten, persönlichen Kommentaren und inspirierenden Links. Also möglichst viel E, abgemischt mit reichlich U (Öffnet in neuem Fenster). In Einzelteilen könnten Sie sich vieles davon vermutlich selbst zusammengoogeln, noch dazu gratis. Nur durch meine (Designer-)Brille auf Branchen, Strategien, Macher und gesellschaftliche wie popkulturelle Phänomene zu schauen, das gibt es nur hier. Im Abo.

Ich möchte unsere noch junge Beziehung, die zwischen Verfasser und Leser, mit einer wohldosierten Portsion Ehrlichkeit beginnen.

Ähem, habe ich mich eigentlich schon bei Ihnen vorgestellt, so ganz offiziell? Oh, und haben wir uns geeinigt, ob wir uns mit Sie oder Du anreden wollen? Letzteres ist mir gleich, ich verbinde mit der Wahl informeller Anredeformen weder automatisch ein Plus an Vertraulichkeit noch größere Distanz (wie hier (Öffnet in neuem Fenster) notiert). Schreiben Sie mir einfach an luxusprobleme@luckyincmedia.com (Öffnet in neuem Fenster), wie wir es in unserer exklusiven Community diesbezüglich halten wollen. Ich bin gespannt und erfülle gern den Wunsch der Mehrheit. #democracy
Gern auch Ideen, Artikel, Lob und Kritik in meine Inbox flattern lassen. Freue mich drauf.

Zurück zu mir, hah! 

Stellen Sie sich einfach kurz vor, um auf die anfangs erwähnte Party voller Unbekannten zurückzukommen, ich stünde im Verlauf des Champagnerempfangs plötzlich vor Ihnen. Etwas steif, mit linkisch ausgestreckter Hand, weil sich meine gelegentlichen (leichten!) Anflüge von social anxiety (Öffnet in neuem Fenster) leider nicht immer zähmen lassen. „Hallo, ich bin Siems Luckwaldt.“ Schüchternes Lächeln. Jetzt könnten Sie sich vorstellen und wir kommen, hoffe ich, ins Gespräch. 

In dessen Verlauf fragen Sie mich vielleicht nach meiner beruflichen Vita, in Ordnung? Ich versuche mich dann kurzzufassen. „Ich habe schon als Kind kleine Geschichten gekritzelt und mit 18 mein erstes journalistisches Praktikum gemacht. Weitere Praktika, freie Mitarbeiten – Die Zeit‘, Hamburger Morgenpost‘, Hamburger Abendblatt‘ – und Studium. Amerikanistik, Geschichte, Journalistik. Viel gelernt, noch mehr nebenher geschrieben, vor allem Kulturkritiken. Na ja.“ Ob ich je einen Abschluss erlangt habe, wollen Sie vielleicht wissen. „Nein. Da kam ein ungemein prägendes Auslandsjahr in New York bei der Gala‘ dazwischen und die anschließende Chance, das Luxusmagazin ‚how to spend it‘ der ‚Financial Times Deutschland‘ mitzuentwickeln.“ 

Ehe Ihnen jetzt vor Langeweile die Augäpfel in den Schädel zurückrollen, sage ich rasch: „Aber ich will Sie nicht mit meiner kompletten LinkedIn (Öffnet in neuem Fenster)-Chronik zutexten.“ In all der Aufregung natürlich kein Wort darüber, was ich aktuell mache. #introductionfail „Ich darf, so sagt man das heute ja immer, die Lifestylethemen der Magazine ‚Capital‘ und (noch) ‚Business Punk‘ verantworten, und auch weitgehend verfassen sowie produzieren. Und was führt Sie hierher?“ Puh, gerade noch die Kurve gekriegt vom me, me, me zum Interesse für mein Gegenüber. Erstmal einen Schluck bubbly.

Das lief doch nicht allzu schlecht, oder? Wenn meine norddeutsche Zurückhaltung sich dann etwas gelegt und der innere Kritiker sich entspannt hat, macht mir die Interaktion mit echten Menschen, ganz ohne Webcam, durchaus Spaß. Wäre auch schlimm, wo ich zig Stunden im Jahr mit Interviews verbringe. Aber aller Anfang ist eben manchmal schwer und das sprichwörtlich Schöne daran sieht man erst unterwegs. Oder im Rückspiegel. 

Mein Gedankenkino war vor dem Tippen dieser Zeilen tagelang voller firsts, erster Male, die jedes Leben in Phasen und Momente von besonderer Bedeutung teilen. Auch meins, klar. 

Mir fällt auf dieser Spur der memory lane sofort mein erster abgedruckter Artikel ein, der Verriss eines blutleeren Theaterstückes für Kinder. Am nächsten Tag kam mein Chef mit einer Postkarte in der Hand zu mir, und den Worten: „Jetzt das Unangenehme an unserer Arbeit: die Leser.“ Diese Meinung teile ich zwar bis heute nicht, trotzdem war das aufgebrachte Feedback einer Familie zu meinem Text über „Frau Meier, die Amsel“ ein Schock.

Auf der Metaebene wiederum beschäftigt mich das mitunter spannungsreiche Wechselspiel dieser edlen Industrie mit der globalen Gesellschaft.

Die erste fashion show in der letzten und später das erste Defilee in der ersten Reihe. Und die Erkenntnis, dass man die Entwürfe und Inszenierung vorn deutlich besser begutachten kann, an dieser Sitzposition aber weder hängen noch davon seinen Selbstwert ableiten sollte. Wie es in meinen Augen überhaupt gefährlich ist, sich von der Modebranche gänzlich einhüllen zu lassen, ihren Ritualen wie ein Lemming zu folgen und ihre Akteure kommentarlos bei der Mythenbildung zu unterstützen. Inklusive der Verklärung von frappierender Bosheit als „Exzentrik eines Genies“. 

Nicht einfach, gerade in werbefinanzierten Medien. Also allen. Die eigenen (journalistischen) Grenzen auszuloten und mit der nötigen Diplomatie wie auch mal Schärfe zu verteidigen, das ist gerade in der Berichterstattung über Luxus und Stil ein erheblicher Part des Tagwerks. Zum Glück sind nun Sie meine Anzeigenkunden und bezahlen mich, denke ich, gerade dafür, dass ich diese Schere aus dem Kopf nehme und in die Schublade verbanne. Herzlichen Dank!

Was erwartet Sie ab sofort am 12. und 28. eines jeden Monats? (Falls Sie neugierig sind, ich habe mich einfach an meinen Geburtstag gehalten, das erleichtert das Erinnern.) In jedem Fall, und so sind es einige von Ihnen ja von der früheren Heimat der LuxusProbleme auf profashionals (Öffnet in neuem Fenster) gewohnt: meine Sicht auf die Luxusbranche, von der Mode über Uhren bis zur Kosmetik. Und vieles dazwischen. 

Auf der Metaebene wiederum beschäftigt mich das mitunter spannungsreiche Wechselspiel dieser edlen Industrie mit der globalen Gesellschaft. Mit Trends, Technologien, Machtstrukturen, Subkulturen, Minderheiten. Designt ChatGPT bald It bags? Folgen dem kakophonischen virtue signaling von Marken wie Managern irgendwann Taten? Wer verdient (sich) in der Post-Influencer-Ära unsere Aufmerksamkeit und Werbebudgets? Welche Persönlichkeiten tauchen leider nicht in jedem news feed auf – und was können wir von ihnen lernen? Wie geht heute und in Zukunft erfüllendes Arbeiten und nachhaltige Führung? Wie gelingt Kreativität trotz Kommerz? 

Nicht zu vergessen: Was macht mir (und vielleicht auch Ihnen) gerade richtig Spaß: Songs, Podcasts, (Hör-)Bücher, Serien zum bingen, Künstler zum Entdecken, Dinge für die Wunschliste, Rezepte zum Nachkochen. Ab und an mal ein niedliches Hundebild aus eigener Herstellung. Und genau damit lesen wir uns am 28. März wieder: der ersten Ausgabe des Tipp-Letters S(i)eems Great To Me, randvoll mit persönlich kuratierten Emphelungen für alle Sinne – und von business bis pleasure.

Bleiben Sie gesund und neugierig,

Ihr Siems Luckwaldt

PS: Sie finden, das war jetzt für eine Premiere gar nicht schlecht und Sie kennen weitere wundervolle Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen, die unbedingt Teil der LuxusProbleme-Community werden müssen? Gern auch als garantiert kalorienfreies Oster-Präsent? Dann schicken Sie Ihnen einfach diesen Link zum Anmelden: https://steadyhq.com/luxusprobleme (Öffnet in neuem Fenster). Großes Dankeschön für Ihre Unterstützung. #sharingiscaring

PPS: „Wenn alles rund läuft, dann ist es Talent. Wenn nicht, dann ist es Pech.“ – Elon Musk (vielleicht ...)

PPPS: „‚Gesund und neugierig‘“? Hätte zum Sujet nicht eher sowas gepasst wie ‚Bleiben Sie luxuriös oder stilvoll oder stay stylish‘ oder so?“ Da fällt mir als Antwort nur ein, was Drag-Superstar RuPaul (Öffnet in neuem Fenster) wohl erwidert hätte: „Honey, this ain’t THAT kind of newsletter.“

Kategorie Essays