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Afghanistan: Erst kapitulieren, dann kooperieren? (Öffnet in neuem Fenster)

4. September 2021

Was bleibt von der Europapolitik der vergangenen Woche? – Die  EU will plötzlich mit den Taliban in Afghanistan kooperieren. Das  Verhältnis zu den USA kühlt sich ab. Und die Spitzenkandidaten der  Bundestagswahl bekennen sich zu EU und Nato – ohne Wenn und Aber.

Es ist gerade ‘mal vier Tage her, dass sich die USA kampflos den  Taliban ergeben und den Flughafen in Kabul geräumt haben. Die  Kapitulation der EUropäer war schon vorher erfolgt – mit dem abrupten  Abschluß der Evakuierungsflüge.

Doch statt ihre Wunden zu lecken und die Ursachen für das Debakel zu  suchen, diskutieren die EU-Außenminister, wie sie am besten mit den  Taliban und den Autokraten der Region kooperieren können. So geschehen  am Freitag in Brdo (Slowenien).

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, die Außenminister der 27  Mitgliedsländer hätten sich auf gemeinsame “Prüfsteine” für die  erwartete Taliban-Regierung in Kabul geeinigt. Wenn die erfüllt würden,  könne Geld fließen.

Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! Die Europäer werden  aus Kabul verjagt – und wollen schon wenige Tage später mit den  islamistischen Siegern zusammenarbeiten und ihnen auch noch die  Bedingungen diktieren?

Man reibt sich ungläubig die Augen. Nicht ein Außenminister hat es  gewagt, die Hauptverantwortlichen für das Debakel – die USA – zu  kritisieren. Niemand kam auf die Idee, dass nun die Amerikaner die  Scherben zusammen kehren müssten.

Nein – die EU will es richten, denn sie hat Angst vor  Flüchtlingsströmen. “Nie wieder 2015” lautet das Manra, das die  Innenminister vor sich hertragen – und für das die Außenminister nun  ihren diplomatischen Offenbarungseid leisten.

War sonst noch was? Ja, die EU hat die Einreise für US-Bürger etwas  erschwert, was man als Zeichen für eine Abkühlung der Beziehungen werten  kann. In Brüssel wird es allerdings als reine Vorsichts-Maßnahme  dargestellt, wg. Corona.

Und dann war da noch die erste deutsche Wahldebatte im Triell, bei  der sich alle drei Kandidaten uneingechränkt zu EU und Nato bekannt  haben. Nur CDU-Kandidat Laschet fand ein paar kritische Worte zu  Afghanistan…

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