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Mensile: Dissesto – Wie die "Engel des Schlamms" den Ruf einer Generation retteten

Unübersetzbare Wörter gibt es nicht nur im Italienischen.

Die deutsche Sprache bietet eine ähnlich schwer überschaubare Menge an Ausdrücken, die in einem einzigen Wort menschliche Typen, Ideen, Orte, Gefühle zusammenfassen, die man in anderen Sprachen mühsam umschreiben muss.

Zum Beispiel Toskana-Fraktion. In der Sprache des deutschen und österreichischen Politikjournalismus hat sich zwischen 1990er- und 2000er-Jahren dieses Wort festgesetzt.

Wer es kennt, verbindet mit der Toskana-Fraktion echte oder vorgestellte Bilder mittig-linker bis linker Politiker (tatsächlich sind nur Männer gemeint) .

Männer im gesetzteren Alter, die mit mittig-linken bis linken Positionen in politische Machtpositionen aufgestiegen sind.
Männer, die in der Freizeit von der politischen Arbeit am liebsten nach Süden düsen.
Männer, die dann vor einem Landhaus in der mittelitalienischen Region Toskana sitzen, irgendwo im Dreieck zwischen Montecatini Terme, Arezzo und Castiglione della Pescaia — mit offenem Hemdkragen und einem Glas Rotwein in der Hand, vielleicht mit einer Zigarre im Mundwinkel.

Ein Klischeebild, klar. Aber eines, das seinen Ursprung hat im Image, das diese Männer gerne von sich selbst beim Publikum entstehen haben lassen: dem von Genussmenschen. Und wo könnte man in den Augen vieler Italiensehnsüchtiger aus dem Norden das Leben besser genießen als in der Toskana?

Toskanische Landschaft mit grünen Hügeln, Zypressen und vereinzelten Landhäusern im Val d'Orcia

(Toskanische Landschaft im Val d'Orcia, Credit: Oishi Kuranosuke/Flickr)

Der frühere deutsche Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) wird der Toskana-Fraktion zugerechnet (Öffnet in neuem Fenster), die deutschen Sozialdemokraten Björn Engholm und Peter Glotz sowie ihre österreichischen Genossen Alfred Gusenbauer und Michael Häupl (Öffnet in neuem Fenster).

Außerdem gehören zur Toskana-Fraktion Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (Grüne). Von 1998 bis 2005 war Schröder deutscher Bundeskanzler und Fischer sein Stellvertreter und Außenminister. Der Weg dieser beiden besonders mächtigen Männer in die Toskana-Fraktion hat mit einer Naturkatastrophe zu tun.

Genauer gesagt: mit einer besonders dramatischen Episode von dissesto.

Dissesto, das ist das unübersetzbar italienische Wort für das Abrutschen des italienischen Bodens, um das sich die aktuelle Episode von Kurz gesagt: Italien (Öffnet in neuem Fenster) dreht.

Darin erzähle ich davon, wie Erdrutsche und Überflutungen Italien so stark bedrohen wie kein anderes großes europäisches Land. Ich erzähle von den Gründen der großen dissesto-Gefahr im Land und von drei Katastrophen, die Italien bis heute prägen. Ich spreche über die Auswirkungen des Klimawandels auf den dissesto – und über mögliche Ansätzen, um die von ihm verursachten Schäden einzudämmen.

In dieser Ausgabe von Mensile erzähle ich dagegen, wie im Herbst 1966 ein dissesto Gerhard Schröder und Joschka Fischer in die Toskana führt. Und wie Schröder, Fischer und Hunderte bis Tausende andere damals junge Menschen in Italien dazu beitragen, den Ruf einer ganzen Generation zu retten.

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Alle Infos gibt es hier (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Mensile

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