Mensile: Dietrologia – Von einer verräterischen Geisterbeschwörung

Zappolino ist eine Ortschaft in der norditalienischen Region Emilia-Romagna, in den Hügeln oberhalb von Bologna. Ein paar Dutzend Häuser, eine trattoria, eine Kirche mit Friedhof.

Zappolino ist ein besonderer Ort: weil ein paar Häuser Fassaden aus rotem Backstein haben, das ist ungewöhnlich für die Gegend.

Vor allem aber, weil sich im kleinen Zappolino eine der absurdesten und von den meisten Geheimnissen umwobene Geschichte der anni di piombo ereignet hat.

Die anni di piombo sind die bleiernen Jahre zwischen Ende der 1960er und Anfang der 1980er Jahre, in denen in Italien politische Extremistinnen und Extremisten tausende Gewaltakte verübten, bei denen sie hunderte Menschen töteten.

Es ist die Zeit, die eine wichtige Rolle spielt in der aktuellen Episode von Kurz gesagt: Italien. (Öffnet in neuem Fenster)Damals entstand die dietrologia, der Verschwörungsglauben nach italienischer Art, von dem ich darin erzähle.

Zurück nach Zappolino.

Es ist ein Sonntag in der heißesten Hochphase der anni di piombo: der 2. April 1978.

Alberto Clo, ein junger Professor von der Universität Bologna, hat acht Kolleginnen und Kollegen zu einem Mittagessen in Zappolino eingeladen, in sein Ferienhaus. Kinder und Ehepartner von einigen der Professoren sind dabei, es ist eine gesellige Runde.

Am Nachmittag fängt es an zu regnen. Die Gruppe beschließt, ein makabres Spiel zu spielen, das im Italien der 1970er Jahre bemerkenswert verbreitet ist.

Bei diesem Spiel fällt an diesem Nachmittag ein Name, den keiner der Menschen am Tisch je zuvor gehört hat. Ein Name, der aber wenige Tage später – schlagartig – in allen großen Fernsehnachrichten, Radiosendungen, Zeitungen auftaucht.

Bis heute ist ungeklärt, wie das passieren konnte.