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Frühlingsblätter

Drehbuchidee:

Eine Bibliothek schließt aus dem nichts. Wegen Umbaumaßnahmen. Alle geliehenen Titel können vorerst behalten werden. Ein Jahr später öffnet die Bibliothek wieder. Vier Monate später kommt eine Mutter und will die Bücher zurückgeben, die sie schon längst hätte zurückgeben sollen. Es kommt zum Streit.

 

Die Linde hat endlich Blätter bekommen. Es ist Freitag. Ich will die Bücher, die ich zusammen mit dem Jungen vor über einem Jahr in unserer alten Bibliothek ausgeliehen habe, zurückbringen. In dem Beutel mit den Büchern, lege ich den Vertrag für meine Lesung nächste Woche, ich hätte ihn schon längst abschicken müssen, er braucht jetzt nur noch eine Briefmarke. Ich laufe den gesamten Weg zu Fuß. Das Wetter ist herrlich, die Leute um mich herum scheinen zufrieden mit sich und der Sonne.

In der Bibliothek angekommen, trete ich zur Theke. „Ich würde die gerne zurückbringen“, sage ich zu der Bibliothekarin, die nie meine Lieblingsbibliothekarin war, aber das ist eigentlich nicht wichtig. Die Bibliothekarin nimmt meinen Ausweis und stellt fest, dass immer noch Bücher fehlen. Diese hier machen 30 Euro. „Ja, aber ich wusste ja nicht so genau, wann die Bibliothek wieder öffnet. Kann ich die nicht einfach abgeben und fertig ist das Abendessen, Fernseher aus, alle Kinder zum Tisch. So?“ Ihr Gesicht sieht nicht so aus, als wäre das eine Möglichkeit. „Wie einfach abgeben?“, fragt sie. „Sie hätten sich doch informieren können, wann die Bibliothek wieder öffnet. Auf der Webseite, in anderen Bibliotheken. Wir hatten sehr lange einen Aushang an der Tür. Also ich kann da wirklich gar nichts machen.“ Sie tippt weiter auf ihrer Tastatur, um herauszufinden, was da noch fehlt. „Ich glaube ..“, tipp-tipp, „also hier fehlen noch“, tipp-tipp, „noch weitere fünf Titel.“ Ich frage: „Und wie viel ist das jetzt insgesamt?“ Tipp-tipp.

„181 Euro.“

„Nein!“

„Äh, doch.“

„Nein!“

"Steht hier."

Naja, und dann fange ich an zu schimpfen. Über dieses blöde System. Ich sage sowas wie „blödes Bibliothekssytem“ und „das ist doch unverschämt“. Ich war auf der Webseite! Vor einem Jahr. Ich stopfe meinen Beutel in meinen Rucksack und stampfe wie eine Elefant nach draußen. Es sind nur ein paar Schritte.

Mein Bauch: Hast du gut gemacht. Lass die Sau raus!

Mein Kopf: Hat diese arme Bibliothekarin das wirklich verdient?

Mein Bauch: Sie ist nicht mal unsere Lieblingsbibliothekarin!

Mein Kopf: Reg dich ab.

Mein Bauch: Reg du dich auf!

Mein Kopf: Geh zurück und entschuldige dich.

Mein Bauch: Jetzt?

Mein Kopf: Du verdirbst ihr den Tag.

Mein Bauch: Müssen wir wirklich?

Mein Kopf: Ja.

Mein Bauch: Okay, dann bin ich eben sauer auf dich.

Mein Kopf: Zurück mit uns!

Ich stampfe den Weg zurück. Scheiß Kopf, scheiß Bauch, scheiß System, scheiß Leben. Die Bibliothekarin guckt.

„Es tut mir leid“, sage ich. Mein Kopf: Gib dir mehr Mühe! Mein Bauch: Na komm. „Sie können nichts dafür. Ich hätte mich besser informieren müssen. Und eine Mahnung habe ich schließlich bekommen. Nur nicht geöffnet, weil ich Briefe nicht gerne öffne.“

„Sie sind nicht die Einzige, die so viel Geld nachzahlen muss und darüber wütend ist.“

„Hätte nicht so blöde Sachen sagen sollen.“

„Wissen Sie, meine persönliche Meinung ist ja, die hätten ruhig mal eine Anzeige über die Wiedereröffnung in der Zeitung schalten können.“

„Dann gehe ich jetzt mal und hole die restlichen Bücher.“

„Machen Sie das.“

„Es tut mir wirklich leid.“

Sie lächelt. Ich drehe mich um und gehe.

Zurück am Kanal setze ich mich auf eine Bank, vor der ich mal vor langer Zeit Blumen gepflanzt habe. Neben mir sitzt eine Frau, die telefoniert.

Mein Bauch: Du bist der Hammer!

Mein Kopf: Ich weiß.

Mein Bauch: So richtig dolle mag ich die aber immer noch nicht.

Mein Kopf: Bist du jetzt still!

Mein Bauch: Kannst ruhig mal ein bisschen bescheidener werden.

Mein Kopf: Bitte?

 

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 Mit besten Grüßen. Genießt die Sonne und die Blätter. Liebst Judith

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