Noltes Notizen | 11. August 2023
Liebe KLup-Freund:innen,
uns - wie wohl viele im Land - beschäftigt mit großer Sorge das Erstarken der rechtsradikalen AfD. Jüngsten Umfragen zufolge käme sie bei einer Bundestagswahl derzeit auf 21 Prozent - und belegte damit Platz zwei hinter den Unionsparteien. Platz zwei! Der jüngste Parteitag in Magdeburg hat sehr deutlich gezeigt, dass die äußerst Rechten in der Partei längst Oberwasser haben und sagen, wo es lang geht. Für den Bundesverfassungsschutz Anlass genug, deutlich zu warnen vor demokratiefeindlichen Tendenzen.
Immer wieder höre ich in dem Kontext das Bedenken, ob da schleichend etwas geschieht, das es in den 1930er Jahren in Deutschland schon einmal gegeben hat. Während die Gesellschaft massiv mit großen Problemen wie Corona, Krieg, Klima, Flüchtlingen, Inflation und Wirtschaftskrise beschäftigt ist, erstarken hinterrücks immer unverhohlener, immer offensichtlicher Kräfte mit einem Menschen- und Gesellschaftsbild, das mit Respekt und Freiheit nicht mehr viel zu tun hat.
Und die Kirche? Wie geht sie damit um? Welche Chance hat sie, dagegenzuhalten? Wird sie überhaupt noch gehört? Wie sieht es bei ihr selber aus?
Dem gehen wir - ziemlich spontan, zugegeben, aber mit umso mehr Schwung - in einer großen Interviewreihe mit starken, klugen, kompetenten, renommierten und engagierten Gesprächspartner:innen nach. Dass wir ganz offenbar ein wichtiges und drängendes Anliegen aufgreifen, zeigen uns die nahezu durchgängig umgehend und positiv eingegangenen Zusagen. Nach heutigem Stand könnt ihr in der kommenden Woche an jedem Tag ein starkes Interview zu diesem Thema freuen. Es antworten:
Der Historiker - Thomas Großbölting. Bei uns als Chef der Missbrauchsstudie für das Bistum Münster bekannt, ist er doch vor allem Geschichtsprofessor mit einem Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert. Zudem kennt er sich mit der katholischen Kirche aus, ist überdies Präsident der Akademie der Religionen an seinem neuen Lehrstandort Hamburg. Wiederholt sich die Geschichte, Herr Großbölting?
Die Rechtsextremismus-Expertin - Liane Bednarz beobachtet als Publizistin schon seit geraumer Zeit die rechtsextreme Szene, nicht zuletzt in der AfD, aber auch rechtskonservative Strömungen in der katholischen Kirche. Für deren Anhänger ist sie ein rotes Tuch. Dennoch hält sie mit ihren Erkenntnissen nicht hinterm Berg. Wie gefährlich ist dieser Rechtsruck, Frau Bednarz?
Der Bischof - Franz-Josef Overbeck war längere Zeit Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz, ist als Essener Bischof vertraut mit einer Region, in der Multikulturalität und die gesellschaftliche, politische und kirchliche Auseinandersetzung damit längst Realität ist. Außerdem ist Overbeck ein Mann des klaren Wortes ... Was hat die katholische Kirche der Entwicklung entgegenzusetzen, Herr Bischof?
Die Laien-Präsidentin - Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), haben wir nicht zuletzt deshalb um ein Interview gefragt, weil im nächsten Jahr der Katholikentag in Erfurt stattfindet. In Thüringen also, jenem Land, in dem Björn Höcke als Rechtsaußen der AfD nicht nur die Landesstrippen zieht. Zudem weiß Stetter-Karp aus eigener heftiger Erfahrung, wie es ist, für ihre Positionen auch vom kirchlichen Rechtsaußenrand mit Hass und Drohungen konfrontiert zu werden. - Sollten AfD-Mitglied ehrenamtliche Ämter in der katholischen Kirche haben, Frau Stetter-Karp?
Der Mönch und Philosoph - Elmar Salmann war 30 Jahre lang Professor an mehreren internationalen Hochschulen in Rom, ist bis heute in politischen und intellektuellen Kreisen Italiens ein hochangesehener Mann. In jenem Land also, in dem Berlusconi und die Seinen schon seit Jahrzehnten vom rechten Rand aus ihre Strippen ziehen. Und Pater Elmar ist ein begnadeter Analytiker der Zeitläufte - gerade weil er als Mönch aus einer distanzierten Perspektive und äußerst wach einen besonders wertvollen (und anspruchsvollen) Blick auf die Entwicklungen in Deutschland, aber auch in Europa und der Kirche wirft. - Woher kommt die Verführung einfacher Antworten, Pater Elmar?
Die Gesellschafts-Expertin - Marianne Heimbach-Steins ist Professorin für Christliche Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Sie beobachtet intensiv, wie sich Politik und Gesellschaft entwickeln - und wie sich Kirche und Christ:innen dazu positionieren. Auch sie scheut die klare Rede wahrlich nicht. Was sagt der Rechtsruck über unsere Gesellschaft aus, Frau Heimbach-Steins?
Noch nicht ganz sicher ist die siebte Person, die wir aus der evangelischen Kirche angesprochen haben. Wir hoffen, dass sie zusagt!
Mit dieser großen Interviewreihe "Rechtsruck in Deutschland - Was unsere Gesellschaft jetzt braucht" setzen wir einen starken, profilierten und profilierenden Akzent, der Stoff und Argumete gibt, um sich an Diskussionen wie dieser fundiert zu beteiligen. Und er zeigt: Kirche-und-Leben.de (Öffnet in neuem Fenster) stellt sich aus einer christlichen Grundperspektive und -sorge auch den wichtigen Fragen unserer Zeit, der Menschen in unserem Land. Besonders da, wo wir als Christ:innen selber angefragt sind: Werden wir auch in Zukunft in einem Land leben, in dem die Menschenwürde für jeden Menschen gilt, in dem Schwache nicht untergebuttert, Fremde nicht beleidigt, Minderheiten nicht ausgegrenzt werden und Hass kein politisches Mittel ist? Das scheint uns doch einiges mit dem Evangelium zu tun zu haben.
Und wir merken an den schnellen Zusagen dieser renommierten Interviewpartner:innen: Kirche-und-Leben.de (Öffnet in neuem Fenster) ist auch für sie längst ein Medium, dass sie nicht nur kennen, sondern in dem sie vorkommen wollen - weil sie es schätzen, weil sie unser Publikum schätzen und weil sie mit uns entsprechende Reichweite und Aufmerksamkeit verbinden. Das, liebe KLup-Freund:innen, bestätigt uns und macht uns zugleich demütig - denn diesem Ruf, diesem Anspruch wollen wir weiter gerecht werden. Das gilt es auszubauen.
In diesem Sinn euch allen Dank für eure Unterstützung, empfehlt uns weiter, erzählt von uns, bleibt uns gewogen!
Guet goahn!
Markus Nolte (Chefredakteur Online)
