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Noltes Notizen | 14. Oktober 2022

Liebe KLup-Freund:innen,

dieser Newsletter soll damit beginnen, was wir nicht berichtet haben - und das aus gutem Grund. Wir haben nämlich nicht berichtet, dass seit der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor zwei Wochen eine erstaunliche Bischofsbesuchsdichte im Vatikan zu verzeichnen ist: allen voran gleich im Anschluss am 3. Oktober Georg Bätzing als Vorsitzender, begleitet von seinem Stellvertreter Franz-Josef Bode aus Osnabrück und der Generalsekretärin Beate Gilles. Am 4. Oktober war Kardinal Rainer Maria Woelki in Rom - zunächst mit 2.000 Ministrant:innen aus seinem Erzbistum (von denen ihm ja rund 200 bei der Messe in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern aus Protest den Rücken zukehrten (Öffnet in neuem Fenster)), am 5. Oktober dann mit ihnen bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz direkt auch beim Papst. Bei derselben Gelegenheit sprach auch Heinrich Timmerevers aus Dresden kurz mit Franziskus. Am 6. Oktober traf Kardinal Reinhard Marx aus München zum Gespräch mit dem Papst im Vatikan ein. Am 8. Oktober folgte Franz-Josef Overbeck aus Essen. Und gestern erst, also am 13. Oktober, empfing Franziskus den Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Privat-Audienz. 

Nicht unerwähnt bleiben soll freilich auch unser Münsterscher Weihbischof Christoph Hegge, der zurzeit mit 600 Pilgern der Kreisdekanate Borken und Steinfurt in Rom ist; (Öffnet in neuem Fenster) sie alle ließ der Papst bei der Generalaudienz am Mittwoch dieser Woche eigens näher zu sich holen, damit er möglichst vielen die Hand schütteln konnte (Bild oben / Foto: Gudrun Niewöhner, pbm)

Unerwähnt bleiben soll ebenso wenig die deutsche Juraprofessorin Charlotte Kreuter-Kirchhof, die nicht nur Delegierte beim Synodalen Weg ist, sondern überdies Vize-Chefin des vatikanischen Wirtschaftrats und damit Vertreterin von Kardinal Reinhard Marx in diesem Gremium. Sie war am 4. Oktober in Rom, genauer gesagt in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Dort wandte sich Kreuter-Kirchhof gegen die Mutmaßung, die Mehrheit der katholischen Bischöfe und Laien in Deutschland strebe einen nationalen Sonderweg oder eine Abspaltung an. "Wir sind Teil der katholischen Weltkirche und wollen es bleiben", sagte sie. Zudem sei bereits offensichtlich, dass in vielen anderen Ländern ähnliche Fragen und Probleme aufgeworfen würden wie in Deutschland. 

Das dürfte durchaus auch im Vatikan wahrgenommen werden, zumalder schwedische Kardinal Anders Arborelius im Publikum saß. Er hatte sich kürzlich - einmal mehr - in einem KNA-Interview als deutlicher Kritiker des Synodalen Wegs hervorgetan . Schon vor einigen Monaten hatten er und weitere Mitglieder der skandinavischen Bischofskonferenz ihren deutschen Mitbrüdern sehr deutlich geschrieben, was sie von dem Reformprojekt halten - nämlich nichts. Dass die skandinavischen Katholiken dennoch ganz ähnliche Forderungen (Öffnet in neuem Fenster)an ihre Kirche haben wie ihre Schwestern und Brüder hierzulande, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Arborelius übrigens war - wir erinnern uns - einer der beiden Bischöfe, die im August 2021 im Auftrag von Papst Franziskus eine "Apostolische Visitation" im Erzbistum Köln (Öffnet in neuem Fenster) durchgeführt haben.

Während wir also über die Begegnung von Weihbischof Hegge und den 600 westmünsterländischen Pilger:innen mit dem Papst durchaus berichtet haben, gibt es zu all den anderen Treffen deutscher Bischöfe mit Franziskus nichts. Keine Zeile. Der Grund ist so schlicht wie ergreifend: Zu inhaltlichen Details solcher Gespräche äußert sich der Vatikan grundsätzlich nicht - die betreffenden Bischöfe genauso wenig, wenn man von dem einen oder anderen freundlichen Allgemeinplatz oder so inhaltsschweren Mitteilungen der jeweiligen Bistümer absieht, die Gespräche hätten wie beispielsweise im Fall Heße eine halbe Stunde gedauert. Inhaltlich aber gibt es nichts Substanzielles, und so haben wir auch nicht berichtet. 

Inzwischen sehen wir aber: Die Dichte der bischöflichen Besuche ist doch so groß, dass sie auffällig ist. Okay, auf dem Petersplatz werden Woelki, Timmerevers und Hegge vermutlich weder Personal- noch sonst eine Politik gemacht haben. Aber bei allen anderen Gesprächen dürfte es vor allem um ein Thema gegangen sein: um den Synodalen Weg, die Angst der Römer, die Sorgen darum bei dem Großteil der deutschen Bischöfe, und wie man beides beruhigen und Ergebnisse erreichen kann, die bei den Gläubigen in Deutschland nicht vollständig zu Enttäuschung, Kopfschütteln und weiterem Abwenden führt. Natürlich werden da jetzt keine Ergebnisse erzielt worden sein, bestenfalls atmosphärische (Auf-)Klärungen, nicht zuletzt nach dem Gewitter um den Nazi-Vergleich von Kurienkardinal Kurt Koch. Die dunklen Wolken haben sich jedenfalls erstaunlich schnell im Gespräch mit Bätzing und Koch vertreiben lassen. - Nein, die Perspektive ist eine andere. 

Nächtlicher Blick vom Innern des Vatikans auf die Petersdomkuppel. (Foto: Nolte)

Sie zielt auf den Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe vom 14. bis 19. November (Öffnet in neuem Fenster). Alle fünf bis sieben Jahre ist er ein Pflichttermin für alle Bischofskonferenzen, bei dem sie dem Papst und den vatikanischen Behördenchefs über die aktuelle Lage in ihren Bistümern berichten. Für 2022 wird es aber eben auch hier ein überragendes Thema geben: der Synodale Weg. Dafür gilt es, rechtzeitig und effektiv vorbereitet zu sein - und dazu gehört ganz offensichtlich auch diese auffällige Bischofsbesuchsdichte. Schon in Fulda hatte einer von ihnen das im vertrauten Kreis deutlich empfohlen: "Ich kann nur jedem Bischof raten: Fahrt nach Rom! Alle! Sprecht mit den Leuten!" 

Denn es steht einiges auf dem Spiel. Das jedenfalls haben die Bischöfe verstanden. Wir werden sehen, was dabei herauskommt. Was es mit einem solchen Ad-Limina-Besuch auf sich hat, wie er vorbereitet werden muss, wie er abläuft - das möchten wir gern im Vorfeld erklären. Und dann wird sich zeigen, was in diesem Fall anschließend verlautbart wird - oder ob es wieder heißt, dass über die Inhalte der Gespräche nichts bekannt wurde. Das, soviel ist klar, können sich die deutschen Bischöfe ganz sicher nicht leisten. Dafür wird nicht zuletzt die nächste Synodalversammlung Anfang März 2023 - die letzte - sorgen. Soviel ist sicher.

In der kommenden Woche mache ich ein paar Tage Pause, danach stehen für unser Team spannende Zeiten an - allem voran der Abschied von unserem Medienhaus. Aber darüber erzähle ich gern nach meinem Kurz-Urlaub.

Euch allen - nicht zuletzt den neuen KLup-Mitgliedern - vielen Dank für all Eure Unterstützung! Empfehlt uns sehr gern weiter!

Ein entspanntes Wochenende und einen gesegneten Sonntag!

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)

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