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Noltes Notizen | 28.10.2022

Liebe KLup-Freund:innen,

wer zu Neuem aufbrechen will, muss Vertrautes verlassen. Das klingt ziemlich nach Kalenderspruch oder Binsenweisheit, ich weiß. Wir im Team von "Kirche-und-Leben.de" erfahren allerdings in diesen Tagen recht deutlich, wie richtig das ist und was das bedeutet. Wir erleben gerade beides nahezu gleichzeitig: loslassen und Segel setzen. Ein bisschen fühlt sich das für mich tatsächlich an, wie der Beginn einer Fahrt auf freier See - abenteuerlich und aufregend, spannend und ungewiss, aber eben auch: abschiedlich. Wir brechen ab und wir brechen auf. Das hat etwas Schweres und zugleich etwas Erleichterndes. Am heutigen Tag kam beides zusammen. - Doch der Reihe nach.

Dieser Newsletter ist der Letzte, den ich in der ehemaligen Bonifatiuskirche schreibe. Nach 17 Jahren packen wir, packe ich die Sachen. Wie Ihr wisst, haben wir unser Medienhaus verkauft, zum neuen Jahr zieht das Deutsche Rote Kreuz ein. Und bis unser Neubau fertig ist (dessen Kellergeschoss heute bereits seine Decke erhalten hat), wechselt das gesamte Unternehmen ins hybride Arbeiten - tageweise zwischen Büros in unserer Übergangs-Homebase am Horsteberg unterhalb des Münsterschen Paulusdoms, wo bislang ausschließlich unser Partner Emmaus-Reisen sein Domizil hatte, und im Homeoffice. 

Davor aber stehen Ausmisten, Aussortieren und viel, viel Wegschmeißen. Es gibt vier Kategorien: Was muss bis zum Einzug in den Neubau eingelagert werden, was muss eingelagert und doch zugänglich bleiben, was braucht jede:r zum Arbeiten - und was landet schlichtweg im Müll? Unsere Maxime heißt: Wir reisen mit leichtem Gepäck. Sowohl in diese Interimszeit als auch demnächst in unsere neuen Räume. Wir werden fast vollständig digital, Papier und Bücher nutzen wir schon jetzt kaum noch - demnächst wird es noch weniger sein. Und darum gilt es, sich von vielem Alten, Schweren, Sperrigen zu verabschieden. Das erleichtert.

Viele Erinnerungen kamen mir da in die Hände - von Kolleg:innen, die unser Unternehmen und unsere Redaktion geprägt haben und die längst im Ruhestand sind, die andere Wege gegangen sind, die gestorben sind; von Projekten, Ereignissen und Reisen, die wir redaktionell begleitet haben; von Veränderungen in Personal und Struktur, Grafik und Layout, Formaten und Serien, die ihrerseits einmal neu waren, gewöhnungsbedürftig, herausfordernd - die längst passé sind, aber ein Teil des Weges dahin sind, wo wir heute stehen. Das macht melancholisch, demütig, dankbar.

Bei all dem aber gibt es Bleibendes, Konstantes, das uns getragen hat und weiter tragen wird: Das ist "Kirche+Leben", das ist "Kirche-und-Leben.de", das ist unsere Marke, das sind unsere Inhalte, das ist unsere journalistische Kompetenz, das sind wir - das Team und gemeinsam mit unseren Leser:innen durch all die Jahre. Das macht gelassen und mutig, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln und "Kirche-und-Leben.de" in eine gute, moderne, lohnenswerte Zukunft zu führen.

Im Hafen

Gestern haben wir Kisten gepackt, und heute haben wir an unserer digitalen Weiterentwicklung gearbeitet. So kann das gehen. So ist das. So ist das gut. 

Dazu haben wir uns einen intensiven Workshop verschrieben und sind dazu an einen äußerst innovativen und inspirierenden Ort gegangen: zum Kreativkai in Münsters Hafen, in die Räume eines Coworking-Spaces. Zwei Jahre nach unserem Aufbruch ins "Online first"-Arbeiten wurde es Zeit, die nächsten Schritte zu planen. Und wir werden direkt loslegen. Wir müssen mehr über unsere Leser:innen erfahren. Darüber, was sie bei uns suchen und finden - oder auch nicht. Darüber, wie wir sie nachhaltig bei uns halten können, und wie wir neue Leser:innen gewinnen. Darüber, wie wir unser Profil weiter schärfen und uns noch unverwechselbarer machen. Und nicht zuletzt darüber, wie wir mit unserem Angebot Geld verdienen können. 

Starke Experten, starker Start

Dafür haben wir uns Experten an Bord geholt - sowohl für diese Zeit des Projekts als auch dauerhaft in unserem Team. Wir bilden uns nicht ein, wir könnten das alles. Wir sind Journalist:innen - das ist unsere Stärke. Aber wir brauchen das Knowhow und die Erfahrung und die Ermutigung von Menschen, die sich mit solchen wichtigen Prozessen und Entwicklungen hervorragend auskennen. Heute war ein starker Kickoff, ein inspirierender Start - mit vielen Informationen, mit ehrlichem Austausch, mit großem Willen, die Zukunft in die Hand zu nehmen - unsere und die gemeinsam mit und für euch.

Wir haben uns viel in relativ kurzer Zeit vorgenommen - dabei haben wir auch so schon viel zu stemmen. Das geht vielen Menschen in diesen Tagen so. Ich habe das Gefühl, wir alle sind reichlich aufgeraut, die Haut wird dünner, die Last ist enorm. Ob durch Energiekrise und Krieg, ob durch Corona und Inflation, ob durch Kirchenkrise und die damit verbundenen massiven Abbrüche. Darum müssen wir gut aufeinander acht geben und beieinander sein, damit keiner auf der Strecke bleibt. Und uns trotz allem den Mut nicht ausreden lassen, das Vertrauen in das, was wir können, und den Glauben an eine spannende Zukunft, deren Teil wir unbedingt sein wollen. Das gilt für die Gesellschaft, das gilt für die Kirche - und das gilt auch für uns als Reaktion von "Kirche-und-Leben.de". 

Es macht mich dankbar und auch ein bisschen stolz, bei allem realistischen Blick für so manche lauernde Herausforderungen auf dem vor uns liegenden Weg eine große Bereitschaft in unserem Team wahrzunehmen, diese nächsten Schritte entschlossen zu gehen. Und mit großer Lust.

Es wird spannend! Und es wird richtig gut, davon bin ich überzeugt. Seid gern Teil dieses Aufbruchs - wir freuen uns über jede Unterstützung! In diesem Sinn und einmal mehr:

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)

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