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Digitale Bildhauerei

Die erste Testtour steht unmittelbar bevor. Nach ein paar regionalen Radeltrainings mit dem sogenannten Biobike und insgesamt  etwa 100 Biobike-Kilometern in den Beinen in diesem Jahr, gehts per Fahrrad von der Pfalz in den Aargau. Unter dem Hashtag #mdrzl hatte ich in den letzten Jahren im Blog und auf Twitter (Öffnet in neuem Fenster) über die Kurzradreise geschrieben. Die Pendelstrecke unserer Fernbeziehung bewältige ich seit einigen Jahren mindestens ein Mal pro Jahr mit dem Fahrrad. Etwa 350 Kilometer, die ich normalerweise per Bahn fahre.

Drei Tage warm radeln und das Reisesetup testen

Die Strecke ist wunderschön. Führt durch die Nordvogesen zum Rhein-Marne-Kanal bis Straßburg. Dort entlang des Ill- bzw. Rhein-Rhone-Kanals bis fast nach Basel und zu guter Letzt ein Stück am Hochrhein entlang, bis man die letzten fünfzehn Kilometer über den Bözberg bewältigen muss. Als Freund von Fernradwegen nutze ich bevorzugt die ausgeschilderten Routen. Nur in den Nordvogesen experimentierte ich mit der Strecke, musste ich ein paar kleinere Departementsstraßen einbauen, variierte ich von Mal zu Mal. Ich meine, erstmals radelte ich die Strecke 2016.

Insgesamt sitzt man etwa 18 bis 20 Stunden im Sattel. Das sind drei oder vier normale Radreisetage. Im letzten Jahr wollte ich es wissen und habe es einmal innerhalb von zwei Tagen geschafft. Auch die Option, alles in einem Rutsch zu radeln ist nicht auszuschließen. Da würde man sich dann schon in Brevet-Dimensionen bewegen. Ich denke, ich belasse es bei der Vorstellung, dass ich es theoretisch schaffen könnte.

Heuer bin ich sehr früh dran. Ein bisschen ist es den Umständen geschuldet. Die Bahn wird immer unzuverlässiger, man sitzt mittlerweile trotz Fernverkehrs bald sechs Stunden im Zug; stets ungewiss, ob die Anschlüsse funktionieren. Da liegt die kleine Kunstbübchenrechnung doch auf der Hand, dass die Reise per Fahrrad nur drei Mal so lange dauert, viel entspannender ist und man durch die Bewegung und die frische Luft auch noch etwas für die Gesundheit tut, oder?

Eine Kunstbübchenrechnung – mal wieder

Spaß bei Seite. Natürlich ist das hanebüchen. Und natürlich muss man die Langsamkeit wollen, aber auch: Natürlich braucht es diese Begründungen (Gesundheit, Frischluft, Unabhängigkeit), um sich die Strapazen schön zu reden. Oder auch nicht. Es ist die Konfliktzone wie die Gesellschaft getaktet ist, in der ich mehr oder weniger bewusst agiere, mich "daneben" benehme, ausbreche. Ein Experiment am eigenen Leib wie es dem Einzelnen, also im Fall mir, möglich ist, sich diesem Takt zu entziehen. Es ist unüblich in unserer streng getakteten Welt, das Langsam dem Schnell vorzuziehen. Zeit zu opfern. Leerlauf oder gar Stillstand sind Schreckgespenste. Als Botschafter des langsamen Vorankommens möchte ich mich dem Thema widmen. Und weil ich die Langsamkeit liebe, bemühe ich mich, darüber auf vielen Seiten Livebloggens hin zum Kap nachzudenken.

In der Kürze liegt der Beginn

Doch zunächst erst einmal die Kurztour. Ich packe mein so genanntes "Setup" für die Kapreise. Das fast ein viertel Jahrhundert alte Reiserad, digitalen Technick-Schnickschnack, das neue billige Zelt, bei dem ich noch nicht sicher bin, ob es für die Expedition überhaupt taugt. Der Aufbau ist kniffelig. Der Abbau auch, aber hey, das Ding hat ringsum Schürzen, ist wintertauglich, dicht, schwer, die Reißverschlüsse schließen gut (jaja, reds dir nur schön, Kunstbübchen) - das über zehn Jahre alte Vaude Hogan jedenfalls kann ich nicht ruhigen Gewissens nehmen. Die Stangen sind morsch, der Reißverschluss könnte jederzeit den Geist aufgeben und dann stehste da im verstechmückten Skandinavien. Viel Spaß beim Schlaf in summender Gesellschaft.

Zurück zur Kurztour. Sie wird ein Material- und Setuptest. Ich will zudem die Reisesituation simulieren, sprich von unterwegs bloggen, Videomaterial sammeln, die Strecke aufzeichnen. Auch muss ich mal schauen, wie sich Steady auf dem Mobiltelefon macht (gibts da womöglich eine App?). Im Grunde handelt es sich um Recherchearbeit. Um digitale und touristische Bildhauerei am unbehauenen Marmorblock des neuen Kunstprojekts.

Vielleicht habe ich Glück und entdecke bei dieser Reise endlich einen schmerzfreien und autofreien Weg durch die berüchtigten "Fünfhüpfberge (Öffnet in neuem Fenster)" westlich von Haguenau.

Kurzum: Ich experimentiere einmal mehr am offenen Herzen der Literatur, bewege mich im Bermudadreieck aus onlineschreiben, unterwegssein und versuche die dafür nötige Technik zu rocken. Das ist tatsächlich ein bisschen wie Bildhauerei. Seis nur, am Header des Steady Profils zu arbeiten (nein, selbst mit Rentier ist er noch nicht so wie ich ihn gerne hätte, aber er kommt meiner Vorstellung schon nahe) oder ein paar neue Videos zu generieren (die gibts demnächst, versprochen).

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Kategorie Heimisches

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