Letzten Samstag…
bin ich mit der Bahn nach Rostock gefahren, eine überschaubare Reise von vier Stunden. Weil beide Fernverkehrszüge, und ihre nachfolgenden Alternativen, erhebliche Verspätung hatten, kam ich drei Stunden später an als geplant. Einer der Gründe: die Auswirkungen des GDL-Streiks.
Damit konnte ich leben, denn anders als viele meiner Mitbürger*innen halte ich die Streiks für nachvollziehbar. Die GDL fordert eine durchschnittliche 35-Stunden-Woche für alle Arbeitnehmer*innen im Schichtdienst. Das entspricht einer Absenkung um drei Wochenstunden. Außerdem soll das Gehalt nicht nur gleichbleiben, sondern um 555 Euro steigen. Hinzu kommt die Forderung nach einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro. Das ist ambitioniert, manche sagen auch: unverschämt, überzogen, unverhältnismäßig.
Abgesehen davon, dass mich die Zähheit und Standfestigkeit von GDL-Chef Claus Weselsky beeindruckt, kann ich seine Forderungen auch inhaltlich nachvollziehen. Eine Gehaltserhöhung und Inflationsausgleichszahlungen gab es in zahlreichen Branchen, zuletzt im öffentlichen Dienst der Länder. Beschäftigte erhalten dort ebenfalls eine Inflationsausgleichprämie in Höhe von 3000 Euro, eine Anhebung der Gehälter um 200 Euro und eine spätere weitere Anhebung um 5,5 Prozent.
Aber was ist mit der zusätzlichen Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten? Hat die GDL die Verhandlungen damit überfrachtet, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, (Öffnet in neuem Fenster) und daher einen verhandlungstaktischen Fehler begangen? Das könnte sein. Trotzdem spricht einiges dafür, neben der Forderung nach Inflationsausgleich und Gehaltserhöhungen auch über eine moderate Arbeitszeitverkürzung nachzudenken.
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