Das schottischste Spiel aller Zeiten
Hi! Dennis von Indie Fresse hier.
Zwischen unseren Podcast-Folgen gibt’s kluge Gedanken zu schönen Spielen in eurem Postfach.
Wenn ihr uns dabei unterstützen wollt:
Ein schönes (!) Spiel: Still Wakes the Deep
OK, dieses Spiel ist für Marcus und mich ein bisschen ein Meme. Weil: Wir fanden es beide sehr spannend und kamen dann doch nicht dazu im Podcast darüber zu sprechen.
Ändern wir jetzt! Still Wakes the Deep (Öffnet in neuem Fenster) ist ein Horrorspiel auf einer Öl-Bohrinsel und es ist sehr sehr, sehr besonders.
Weil:
Die Sprache: Ich bin einer dieser “ich spiele Spiele natürlich auf Englisch”-Menschen. Untertitel? Brauch ich nicht. Bei Still Wakes the Deep schon, denn es spielt auf einer Bohrinsel vor Schottland und die Crew spricht zum größten Teil einen so fetten Glasgow-Dialekt, dass eine Übersetzung nötig ist. Und ich liebe es, weil die Welt damit so lebendig und echt wirkt.
Die Story: Auf den ersten Blick geht es hier um ein Monster auf einer Bohrinsel, die die Crew mutieren lässt. Aber vor allem erzählt Still Wakes the Deep eine Geschichte über die 1970er in England und Schottland, über Armut, Klassenunterschiede, prekäre Arbeitsbedingungen. Es ist ein Spiel über Menschen, die zu Helden werden, weil ihnen keine andere Wahl bleibt. Und: Auch hier spielt die Sprache eine riesige Rolle. Der wichtigste Antagonist? Nicht das Monster. Ein Engländer (und Rechtsextremist).
Die Location: Ich habe seit dem genialen Alien: Isolation kein Spiel erlebt, dessen Welt sich so glaubhaft angefühlt hat. Um die Bohrinsel zu erschaffen, haben sich die Entwickler*innen laut PC Gamer (Öffnet in neuem Fenster) wohl zahlreiche Walkthrougs von Bohrinseln angeschaut. Und das merkt man.
Das Studio: Hinter Still Wakes the Deep steckt das britische Studio The Chinese Room. Dieses Studio bedeutet mir sehr viel. Nicht nur war ihr Debütwerk Dear Esther das Thema der aller-aller-allerersten Folge Indie Fresse (noch in alten Superlevel-Zeiten), es ist auch eines dieser Spiele, die mir ganz am Anfang meiner Arbeit als Journalist gezeigt haben, wie besonders und eigenartig Indie Games sein können.
Also: Spielt das. Selbst wenn ihr (so wie ich) normalerweise viel zu viel Angst vor Horror habt.
Ein kluger (?) Gedanke: Enshittification
Im September wird der Xbox Gamepass teurer, schlechter und gleichzeitig auch komplizierter (Öffnet in neuem Fenster), weil es nämlich Microsofts “Netflix für Spiele” in eine Art Drei-(oder-sogar-vier-)Klassen-Gesellschaft aufteilt.
Im günstigsten Core-Abo (6,99€ monatlich) sind nur noch eine kleine Anzahl vor allem älterer Spiele für die Konsole enthalten; im Standard-Abo (14,99) gibt’s die meisten Spiele für die Konsole, allerdings nicht die Blockbuster-Veröffentlichungen; wer ab jetzt die “großen” Spiele wie Call of Duty im Gamepass spielen will, muss das Ultimate-Abo (17,99€) abschließen (oder das günstigere PC-Abo, das man aber nicht auf der Konsole nutzen kann).
Und ich bin so genervt.
Ich bin schon davon genervt, unterschiedliche Abo-Preise aufzulisten. Vor allem bin ich aber davon genervt, dass digitale Abo-Dienste im Laufe der Zeit tendentiell schlechter, teurer und unangenehmer werden.
In der weiteren Tech-Welt gibt es dafür längst einen Namen, den der kanadische Autor und Netzaktivist Cory Doctorow geprägt hat: Enshittification (Öffnet in neuem Fenster). Die Verschlimmscheißerung des Internets.
Und gerade beim Gamepass verstehe ich ja sogar die Gründe: Die Nutzer*innenzahlen von Microsofts Games-Abo wachsen nicht so stark wie erhofft (Öffnet in neuem Fenster); das Dazukaufen von Activision-Blizzard hat 69 Milliarden Dollar (Öffnet in neuem Fenster) verschlungen und irgendwo muss das Geld ja herkommen.
Also warum nicht mehr Geld aus den Leuten pressen, die bereits für Dienste zahlen.
SEUFZ
Mein Problem damit ist gar nicht die Preiserhöhung. Ich bin privilegiert genug, dass mir drei Euro mehr oder weniger für ein Abo im Monat nicht wirklich wehtun, gerade weil ich so auch in Spiele reinschauen kann, über die ich dann schreiben kann (siehe: Still Wakes the Deep!)
Aber es nervt. Es fühlt sich unangenehm an. Als wäre man aufeinmal in einem dieser furchtbare Free2Play-Spiele gelandet, die mit stetig tröpfelnden Widerständen, Werbeunterbrechungen, Difficulty Spikes und Wartezeiten ihre Spieler*innen dazu bringen sollen, jetzt endlich Kristalle, Diamanten und Ultramünzen zu kaufen, damit das Spiel nicht mehr so nervt.
Und das ist ein Feature der Enshittification. Laut Doctorow werden wir zuerst mit guten Angeboten auf Plattformen gelockt, an die wir uns dann gewöhnen, nur um dann zu sehen, wie viel billiger und schlechter (oder schlicht: teurer) sie gemacht werden, bis eine signifikante Menge an Leuten dagegen protestiert.
Mich mach das einfach müde. Ich will das nicht mehr. Ich will nicht noch mehr für diese Dienste zahlen. Und tatsächlich versuche ich seit einem Jahr so viele Abos wie möglich zu kündigen und mit … ähhh … Alternativen zu ersetzen.
Bis jetzt waren Games nicht so sehr Teil dieser Enshittification. Aber jetzt fängt das wohl an. Noch vor ein paar Monaten habe ich den Gamepass Freunden empfohlen. Jetzt würde ich das nicht mehr machen.
Falls ihr da Strategien habt, wie ihr damit umgeht, dann schreibt uns gerne hier. Wir könnten das dann auch noch mal im Podcast aufgreifen.
Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug
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