Es ist OK mit Teil 9 anzufangen
Hi! Dennis von Indie Fresse hier.
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Ein schönes (!) Spiel: Like A Dragon: Infinite Wealth
OK, im Ernst: So ein seltsames, wundervolles, schräges, liebenswertes Spiel, habe ich seit langem nicht mehr gespielt.
Ich dachte Infinite Wealth (und die Yakuza-Reihe insgesamt) wären so eine Art japanisches GTA: Ernst, viel zu lang, viel zu komplex und für Einsteiger unmöglich zu verstehen.
Was für eine Fehleinschätzung! Ein paar Dinge, die ich in Infinite Wealth erlebt habe:
Herzerwärmende Szenen in einer Jobagentur
Ein ernstes Gespräch über Heiratsanträge und Ideen von Männlichkeit und Weiblichkeit unter Freunden
Eine sehr praktische Anleitung darüber, wie man es schafft, dass sich Menschen im Rollstuhl wohlfühlen
Ein absolut bizarrer Pokémon-Klon, in dem man Muskelmänner mit Schokolade einfängt und sie in einem Underground Fight Club gegeneinander antreten lässt
All das würde man nicht vermuten, wenn man sich nur eine sehr kurze Zusammenfassung der Story gibt, nämlich: Infinite Wealth erzählt die Geschichte von Ichiban, einem ehemaligen Yakuza-Gangster, der nach Hawaii reist, um dort seine verloren geglaubte Mutter zu suchen. Oder anders gesagt: Jeder zweite Martial Arts Film aus den 80ern.
Was Like A Dragon: Infinite Wealth aus dieser Vorlage macht, ist pure Magie. Denn im Gegensatz zum Zynismus von Spielen wie GTA, erzählt es Geschichten über Figuren, die wirklich versuchen, die Welt um sich herum besser zu machen.
Das klingt cheesy, aber das ist es gar nicht. Infinite Wealth ist gleichzeitig auch eines der witzigsten Spiele, die ich seit langem gespielt habe.
Mit einem Vorurteil hatte ich aber recht: Es ist wirklich unfassbar lang. Nach etwa 8 Stunden Spielzeit bin ich immer noch in einer Art Prolog, in dem mir das Spiel neue Konzepte beibringt. Aber egal: Ich bin dabei. Infinite Wealth hat mich zum Fan der Yakuza-Spiele gemacht.
Mehr dazu bald im Podcast.
Ein kluger (?) Gedanke: Sequel-Blockaden
Infinite Wealth ist für mich auch aus einem anderen Grund ein besonderes Spiel: Ich glaube, es hat mich von etwas befreit, was ich “Die Sequel-Blockade” nennen möchte.
Denn: Ich hatte schon immer Schwierigkeiten damit, ein Spiel einer Reihe zu spielen, deren Vorgänger ich nicht erlebt habe. Bevor ich mit Alan Wake 2 (Öffnet in neuem Fenster) anfangen konnte, musste ich unbedingt Alan Wake 1 spielen. Ich wollte immer Thief 2 spielen, aber habe mich nicht getraut, denn Thief habe ich nie geschafft. Ich habe nie System Shock 2 angefangen, weil vielleicht sollte ich System Shock (oder das Remake (Öffnet in neuem Fenster)) zumindest mal ausprobiert haben.
Und Infinite Wealth ist quasi der Endboss der Sequel-Blockade: Es ist der neunte Teil der Serie. Der neunte!
Ich wollte immer schon die Yakuza-Spiele ausprobieren. Aber jedes Mal dachte ich mir: Würde ich die vielen Referenzen verstehen? Würde ich eine emotionale Connection aufbauen können zu den Helden des Spiels? Und wenn ich nur ein Spiel der Reihe spielen würde, welches wäre dann das optimalste dafür?
Das Ergebnis: Ich habe nichts davon gespielt und bereue das jetzt total. Denn Infinite Wealth zeigt mir gerade, dass eine (gut gemachte) Fortsetzung auch funktioniert, wenn man die Vorgänger verpasst hat.
Ich glaube: Wir müssen diese Sequel-Blockaden überwinden. Spiele sollten keine Hausaufgaben sein. Unsere Piles of Shame brauchen nicht noch mehr ungespielte Spiele. The time is now. Der neunte Teil ist ein genauso guter Einstiegspunkt wie der Vierte. Was zählt ist das Jetzt.
Aber ob ich mich traue, einfach so Pillars of Eternity 2 anzufangen, obwohl man vorher doch wirklich mal den ersten Teil gespielt haben sollte…ich lass es euch wissen.
Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug
Eines der wichtigsten Spiele der letzten 15 Jahre ist vor kurzem aus den Online-Stores verschwunden: Spec Ops: The Line. Warum das großer Mist ist und welchen Einfluss dieses Spiel auch auf die Indie-Entwickler hatte, habe ich neulich im Deutschlandfunk Kultur (Öffnet in neuem Fenster) erzählt.
Wer zu diesem Thema lieber einen schickes Video-Essay schauen mag, here you go (Öffnet in neuem Fenster)
In der nächsten Folge Thema bei uns: Suicide Squad: Kill the Justice League, ein Superhelden-Live-Service-Game a la Destiny von Leuten, die eigentlich für sehr tolle Singleplayer-Spiele bekannt sind. Hier (Öffnet in neuem Fenster) gibt’s ein gutes Video mit einem Überblick über das Scheitern des Live Service Models.