Das “most overlooked” Spiel des Jahres?
Hi! Dennis von Indie Fresse hier.
Zwischen unseren Podcast-Folgen gibt’s kluge Gedanken zu schönen Spielen in eurem Postfach.
Wenn ihr uns dabei unterstützen wollt:
Ein schönes (!) Spiel: Arco
Ich habe diese Woche aus Gründen (dazu später mehr) endlich in Arco (Öffnet in neuem Fenster) reingeschaut.
Ein Mini-Rollenspiel mit rundenbasierten Taktikkämpfen in einem Setting, das von der Geschichte Mittel- und Südamerikas inspiriert ist. Es geht um fiese Cowboys, Ureinwohner und Ölquellen.
Also eines dieser Spiele, die sofort irgendwie interessant klingt, das man aber aufschiebt, weil gerade alle über Dragon Age, Stalker oder Space Marine 2 reden.
Jetzt habe ich mir endlich die Zeit dafür genommen. Und es hat sich so sehr gelohnt.
Weil:
Ein emotionaler Kinnhaken: Keine Spoiler (mach ich weiter unten mit einem Rot5-Absatz), aber: Grundgütiger! Der Anfang von Arco kickt so hart wie…Last of Us oder Metal Gear Solid 2. Und das macht es auf eine Weise, die nur Spiele können. Nach weniger als einer Stunde macht Arco klar: Es ist kein knuffiges Pixel-Abenteuer, sondern ein tragischer Western, der keine Gefangenen nimmt.
Clevere Rundentaktik: Es gibt Gespräche, es gibt Quests und Entscheidungen, aber der Hauptteil von Arco sind die Kämpfe. Sobald unser Held gegen Cowboys und andere Monster antritt, wechselt das Spiel in einen Rundenkampfmodus. Sobald ich meine Aktion ausgewählt habe, setzt sich der Held und die Gegner gleichzeitig in Bewegung und zwar in Echtzeit. Heißt also: Ich muss vorausschauend agieren, antizipieren, wie sich Gegner bewegen — um sie dann mit Pfeil und Bogen auszuschalten.
Lama: In Arco reitet der Held auf einem Lama und ich finde das ist ein sehr guter Grund dieses Spiel zu spielen
Ein kluger (?) Gedanke: Das vergessene Spiel
Polygon (Öffnet in neuem Fenster) hat vor kurzem Arco als das “most overlooked game of the year” bezeichnet, also so etwas wie das … “am zu Unrechtestesten Ignorierte Spiel”.
Und mich hat das stutzig gemacht.
Weil…ist es das wirklich? Und, was bedeutet das eigentlich?
2022 sind auf Steam über 12.000 neue Spiele erschienen; 2023 über 14.000. Dieses Jahr sind wir auf einem guten Weg zu über 17.000 neuen Spielen laut SteamDB (Öffnet in neuem Fenster). Im Podcast sprechen wir alle zwei Wochen über zwei Spiele und in diesem Newsletter gibt’s ein neues Spiel alle zwei Wochen. Macht also im besten Fall: 130 Spiele, über die wir in einem Jahr sprechen könnten.
130 Spiele von über 17.000. Also nicht mal 1 Prozent aller Spiele besprechen wir hier.
Und ich will gar nicht dieses Argument aufmachen, es gebe zu viele Spiele. Denn irgendwie ist das auch Quatsch. Jeder, der möchte, sollte ein Spiel entwickeln. Und es ist auch fair, dass man die Chance bekommen sollte, sein Spiel zu verkaufen. Macht Steam das möglich? Schon!
Macht Steam es einfach, sein Spiel möglichst vielen Leuten zu verkaufen? lol nein.
Die Sichtbarkeit neuer Spiele IST ein Problem. Bloß eins, das keine einfache Lösung hat.
Aber: Ich weiß nicht, ob es bei der Debatte um ignorierte Spiele wirklich um dieses Problem geht. Denn es gibt viele Spiele, die “ignoriert” werden, über die nicht viel gesprochen wird, die sich aber trotzdem ganz gut verkaufen.
Neulich habe ich mit einem Entwickler gesprochen, der erzählt hat, dass es viele Menschen gibt, die glauben, sein Spiel hätte sich schlecht verkauft, weil es einfach nicht viele Artikel oder Videos dazu gegeben hätte. Tatsächlich war es aber ein finanzieller Erfolg fürs Studio. Nur eben kein kultureller.
Ich glaube, beim Argument, Spiele würden “ignoriert” werden, geht es viel mehr um ein Gefühl der Relevanz. Wäre Arco relevant(er), dann gäbe es doch sicherlich ganz viele Artikel und Videos, Let’s Plays und Streams, vielleicht sogar irgendwelche Kontroversen.
Und, wenn man ganz zynisch sein will: Genau so etwas hilft natürlich, Themen zu setzen für Podcasts und mehr. Wir reden gerne über Dinge, die (gefühlt) viele Menschen bewegen.
Aber zur Wahrheit gehört auch: Es gibt so viele Spiele, über die nicht viel gesprochen wird, über die sich nicht aufgeregt wird, die aber unfassbar erfolgreich und wichtig sind. Ich denke da an Titel wie Factorio oder Satisfactory, die SO viele Leute für hunderte, tausende Stunden begeistern, aber keine gigantischen Debatten auslösen.
Meine These: Das Konzept “ignoriertes” Spiel zeigt viel mehr einen sehr verständlichen Frust von Menschen, die begeistert sind von einem Spiel und sich wünschen, es würde mehr Leuten ähnlich gehen. Es ist ein Aufschrei: Jetzt redet doch da bitte mal darüber!
Zum Jahresende macht Marcus genau das im Deutschlandfunk Kultur und wählt ein solches Spiel aus. Aber auch da: es ist nur eins. Von vielen.
Was mich interessieren würde: Was ist euer “am zu Unrechtesten ignorierte Spiel”? Schreibt uns das gerne! Vielleicht können wir ja im Podcast oder im Newsletter sogar eine kleine Liste aufstellen und zumindest ein bisschen das Gefühl geben: Doch, da redet jemand drüber!
Arco Spoiler
So. Und hier, wie versprochen: Der Spoiler-Teil zu Arco. Packt den Absatz einfach in einen ROT13-Decoder, z.B. hier (Öffnet in neuem Fenster), und ihr könnt die Auflösung lesen.
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Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug
Marcus hat im Deutschlandfunk Kultur über Stalker 2 (Öffnet in neuem Fenster) gesprochen, mehr dazu vielleicht in der nächsten Podcast-Folge.
Bei Breitband habe ich über Video Essays gesprochen und dafür unter anderem Jacob Geller interviewt, dessen Videos ich sehr schätze. Hier (Öffnet in neuem Fenster) geht’s zum Podcast.
Bei Radio Fritz gab’s neulich einen denkwürdigen Termin: Der letzte Games-Blue-Moon überhaupt. Das Ende einer Institution (also…für uns jedenfalls!). Marcus und ich haben angerufen und zusammen mit unseren Freunden Daniel Hirsch und Bene Wenc (Öffnet in neuem Fenster)k über unsere Spiele des Jahres gesprochen. Hier (Öffnet in neuem Fenster) die Folge zum Nachhören.