Die GamesCom-Depesche
Hi! Dennis von Indie Fresse hier.
Zwischen unseren Podcast-Folgen gibt’s kluge Gedanken zu schönen Spielen in eurem Postfach.
Heute schreibt Marcus über seine GamesCom-Erfahrung und ich über ein Spiel, das ich mag, und das mir ein bisschen peinlich ist.
Wenn ihr uns unterstützen wollt:
Ein schönes (!?) Spiel: Intravenous 2
Es gibt gerade eine ganze Reihe von Spielen, die so clever, schön, witzig und unterhaltsam sind, dass sie mir einfach im Alleingang wieder Lust auf mehr Games machen (mehr dazu in unserer nächsten Podcast-Folge!).
Intravenous 2 (Öffnet in neuem Fenster) ist nicht eines dieser Spiele.
Und ich spiele es gerade trotzdem dauernd.
Warum?
Das Genre: Stealth-Taktik a la Splinter Cell und Metal Gear Solid. Ich schleiche in Büros, Garagen und Anwesen, vorbei an zahlreichen Wachen. Schalte mit Gadgets Überwachungskameras aus und lenke Gegner mit leeren Dosen ab, um heimlich ans Ziel zu kommen. Liebe ich.
The John Wick of it all: Und wenn das Schleichen irgendwann schiefgeht, dann ist Intravenous 2 einfach diese Szene (Öffnet in neuem Fenster) aus John Wick 4. Elektronische Musik, laute Schießereien, chaotische Situationen.
Die Vision: Hinter Intravenous 2 steckt ein Solo-Dev aus Litauen, Roman Glebenkov, der (zumindest wenn man seinen Socials glaubt) vor allem drei Dinge im Leben gut findet: Katzen, Waffen, Muckibuden. Und…das ist irgendwie auch das Spiel. Es ist clever in seinen Stealth-Game-Mechaniken (Katzen, obvs.), es gibt enorm viele Waffen, die sehr glaubwürdig Bumm machen und die sich endlos modifizieren lassen. Und es ist ein totales “Dudes Rock”-Spiel über zwei Bros auf Rachetour.
Ehrlich? Mir ist es ein bisschen peinlich, dieses Spiel gut zu finden. Ich sehe mich da eher als Indie-Connaisseur, der bei einer Tasse Tee über Games als Kulturgut sinniert.
Intravenous 2 ist stumpfer als ein Michael-Bay-Film, platter als viele Boomer-Shooter, es ist totaler Schund!
Aber es ist ehrlich in seiner Plattheit. Es liefert nur so viel Erklärung, wie nötig, damit man sich nicht komplett räudig fühlt, dutzende namenlose Wachmänner umzunieten, und konzentriert sich ansonsten darauf, das Gefühl zu vermitteln, ein “tacticool” Badass zu sein, der es alleine mit einer ganzen Armee aufnehmen kann.
Und manchmal fühlt das irgendwie ganz schön gut.
Ich weiß doch auch nicht. Wenn’s Spiele gibt, die euch auch ein bisschen peinlich sind, schreibt uns gerne eine Mail, entweder als Antwort auf diese Mail oder an kontakt@indiefresse.org (Öffnet in neuem Fenster). Wir kommentieren das (wenn ihr wollt) auch im Podcast!
Ein kluger (?) Gedanke: Die Gamescom-Depesche
Hello! Marcus hier, der andere Teil der euch Indie Fresse gibt und ich will mich kurz hier reinschieben, weil ich auf der GamesCom eine Beobachtung gemacht habe, die ich nicht so richtig einordnen kann. Vielleicht wisst ihr ja was?
Also: Die GamesCom ist ja ein riesiges Ding und das vor allem dadurch, was nicht der Kern ist: Es gibt Hallen die sind nur für Business-Termine und Medien reserviert. Es gibt Rundum-Programm. Es gibt einen Congress der an einem Tag läuft. In der Stadt passieren viele Dinge.
Aber die eigentliche GamesCom sind ja die Hallen, die für die Öffentlichkeit sind, in denen Spiele präsentiert werden. Und irgendwie habe ich — trotz alljährlicher Rekord-Meldungen (Öffnet in neuem Fenster) — den Eindruck: Die GamesCom schrumpft. Mal abgesehen davon, dass es mittlerweile eine Halle weniger in diesem Bereich gibt, hatte ich das Gefühl, dass es nur wenige riesige Stände sind, die die Hallen füllen.
Einzige Ausnahme: Der Microsoft-Stand. Seit Microsofts Großeinkauf ist der quasi außer Ubisoft und EA (die fast unsichtbar waren) die komplette AAA-Branche. Und nimmt die Hälfte einer (von 4) Hallen ein. Wird die GamesCom zur Microsoft-Messe?
Und dann gibt es natürlich die eine Ebene in Halle 10, in der die Indie-Spiele und Kultur-Games-Sachen sind, hier ist wirkliches Messegefühl gewesen. Kleine Gassen, tausend Sachen, Messetrubel! Aber in den "großen" Hallen? Teilweise sogar Stände ohne Anspielstationen, die aber von der Fläche eines gediegenen Mehr-Familien-Hauses.
Das ist natürlich auch die Stelle, wo ich eine Lanze für die Indie-Arena-Booth (Öffnet in neuem Fenster) brechen muss. Nirgendwo gibt es so viele Spiele, so viele schöne Ideen und so viele Entwickler*innen, die mit einer Mischung aus Bangen und Begeisterung darauf schauen, was die Spieler_innen mit ihren Werken anstellen. Mein Messe-Erlebnis — also das Erlebnis an einem Ort zu sein, wo mir Neuheiten aus aller Welt gezeigt werden — hat komplett hier stattgefunden.
Anyways. Was ich sagen oder vielmehr fragen will: Schrumpft die GamesCom? Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es eben nicht nur weniger Hallen sind, sondern die Stände in den großen Hallen auch künstlich aufgeblasen sind. So als wolle man fast ängstlich sagen: "Wir sind relevant!!!"
Oder ist das einfach auch hier die gestaltgwewordene Schere zwischen Arm & Reich, dass sich ein Genshin-Impact-Free-To-Play-Monster-Konzern einen Stand bucht, der genauso groß ist wie die gesamte Indie-Arena-Booth? Gelebter Games-Turbo-Kapitalismus quasi? Vielleicht wisst ihr ja was oder habt das so erlebt? Oder ganz anders? Let me know!
Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug
Noch mehr Marcus von der GamesCom? Aber gerne doch! Bei Breitband (Öffnet in neuem Fenster) erzählt Marcus über das Trend-Genre Cozy Games.
Größtes Gaming-Drama-Thema gerade: Die Aufregung um Black Myth: Wukong. Warum das alles großer Quatsch ist und die Aufregung nicht wert, erklärt Ash Parish bei The Verge (Öffnet in neuem Fenster).