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«Partizipative Ansätze machen es einfacher, Lösungen zu entwickeln»

Interview mit Manuel Benjamin Lehmann

The Philanthropist, Takashi Sugimoto, 29. Juni 2023

Manuel Lehmann ist Mitgründer von Thinkpact Zukunft, einer Bildungsplattform und einem Denklabor für nachhaltige Entwicklung und einen zukunftsfähigen Lebensstil. Er spricht über die Vorteile partizipativer Ansätze und wo er eine Rolle für die Stiftungen im Engagement gegen den Klimawandel sieht.

Thinkpact Zukunft ist eine Bildungsplattform und ein Denklabor für nachhaltige Entwicklung und einen zukunftsfähigen Lebensstil. Erkennen Sie einen gesellschaftlichen Konsens darüber, was ein zukunftsfähiger Lebensstil ist?

Nein, aktuell nicht. Und ich sehe ein Problem, dass diejenigen, die erkannt haben, dass wir einen anderen, zukunftsfähigen Lebensstil benötigen, anderen «aufzwingen» wollen, was sie für richtig halten. Dabei geht es stark um das Verzichten. Dieses Narrativ spricht aber maximal 30 Prozent Prozent der Bevölkerung an. Wir müssten uns meiner Meinung nach viel mehr fragen, welchen Mehrwert Nachhaltigkeit für welche Bevölkerungsschichten haben könnte. Dafür haben wir erst gerade eine neue Organisation gegründet: Ima Adama. Dies ist Verlag, digitale Publikationsplattform und partizipatives Forschungslabor für neue Narrative zur Nachhaltigkeit.

Mit dem Projekt Zukunftsdorf Egnach bspw. stossen Sie die Idee des nachhaltigen Wohnens und Arbeiten an und wollen aufzeigen, was das optimale Dorf ausmacht. Wie beziehen Sie die Bevölkerung in ein solches Projekt ein?

Mit dem Zukunftsdorf wollen wir uns fragen, wie nachhaltige Lösungen für ländliche Regionen aussehen. Auf dem Land wird Nachhaltigkeit noch viel stärker als Bedrohung wahrgenommen als in den Städten. Wir beziehen ein, indem wir einladen mitzudenken und mitzumachen. Da gibt es sehr spannende Ansätze. In Lichtensteig im Toggenburg findet aktuell ein «Summer of Pioneers» statt, von dem ich Teil bin. Und im Oberthurgau lancieren wir gerade eine Mitmachregion.

Um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen: Braucht es hierzu zwingend neue Zusammenarbeitsformen?

Ich denke ja. Partizipative Ansätze machen es einfacher, Lösungen zu entwickeln. Und wir müssen uns mehr zeigen und lernen, authentischer zu sein. Gute Zusammenarbeit entsteht nicht daraus, dass ich versuche, möglichst professionell zu sein, meine Zweifel, Ängste und Überforderung wegschiebe und mich bemühe, sie vor anderen zu verstecken. Aus dem Konkurrenzdenken kommen wir nur heraus, wenn wir keine Angst mehr haben müssen, dass andere unsere Schwächen sehen könnten, weil wir uns selbst kennen und uns zeigen dürfen damit.

Was ist die grösste Herausforderung um die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben – Mittelbeschaffung, Abstimmung und Kooperationen der einzelnen Akteure, Kompetenzen?

Erstmal denke ich, dass wir es viel zu wenig für möglich halten, dass es auch anders ginge, ohne dass wir als Gesellschaft Rückschritte machen. Es fehlen uns die positiven Utopien. Dann gehen gute Ansätze, wie bspw. bei der Transition-Town-Bewegung und den Mitmachregionen – Wandel von unten – häufig viel zu wenig in die Breite, weil die Mittel fehlen, diese bekannt zu machen und zu multiplizieren. Es werden oft leider nur Pionierprojekte gefördert.

Welche Rolle sehen Sie für Stiftungen?

Es sollten Projekte gefördert werden, die die besten, partizipativen Lösungsansätze wie bspw. Transition Towns, Ernährungsforen, Energieregionen, etc. überall anstossen wollen. Wollen wir den Klimawandel verhindern, braucht es überall solche Projekte! Und es braucht Geschichten eines gelingenden Wandels und ein positives Zukunftsdenken! Auch hier können die Stiftungen entsprechende Projekte fördern.

Sie haben Thinkpact Zukunft 2012 mitgegründet. Was hat Sie damals bewogen, einen neuen Verein zu gründen?

Wir wollten erst Lösungsansätze durch Veranstaltungen sichtbar machen. Heute wissen die meisten Menschen, was Urban Gardening ist und viele, was ein Gemüseabo ist. Dann haben wir uns in Bern unter den NGOs vernetzt und konnten einige Ideen liefern für viel grössere Player. Daraus entstanden neue Projekte und Organisationen. Aktuell haben wir den Fokus auf ländlichen Regionen und mit «Ima Adama» auf neuen Narrativen.

Link: Original-Interview (Öffnet in neuem Fenster)

Takashi Sugimoto (Öffnet in neuem Fenster)

Takashi Sugimoto hat an der Universität Basel Philosophie studiert und 2001 abgeschlossen. Er arbeitete auf verschiedenen Kommunikationsabteilungen und war Redaktor bei der Coopzeitung.

Kategorie Nachhaltige Entwicklung

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