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Dem Leben vertrauen

Ich habe mein Leben immer bis ins kleinste Detail geplant und wenig Raum für die so genannten Zufälle gelassen. Corona hat mir diese Planbarkeit ganz unerwartet entzogen.

Für 2020 hatte ich bereits Ende 2019 mit meinem Mann die Urlaube geplant. Wir wollten im März mit Freunden in den Schwarzwald und im Mai mit Freunden nach Holland. Im Sommer wollte ich wie jedes nach Italien. Im September hatten wir einen Kurzurlaub zu zweit in der Rhön geplant und im November stand mein Yoga-Retreat auf La Gomera an. Letztendlich hat Corona dafür gesorgt, dass nichts davon wie geplant stattfinden konnte. Alle Urlaube von März bis September sind ausnahmslos ausgefallen. Die einzige Reise, die ich zumindest fast wie geplant angetreten habe, war die Reise nach La Gomera. Allerdings ohne Yoga-Retreat, denn auch das konnte nicht stattfinden.

Bis einschließlich Sommer 2020 war das Thema Urlaub auch eher ernüchternd. Ich habe ihn bis auf 4 Tage München komplett zu Hause verbracht. Als dann auch noch unser Kurzurlaub in der Rhön kippte, war ich fast schon verzweifelt. Und die Tage in München hatten uns jegliche Illusion genommen, dass ein Hotelurlaub in der Hygiene-Realität, in der wir angekommen waren, jemals wieder der für uns passende Urlaub sein könnte. Freiere Möglichkeiten schien es, wenn auch eingeschränkt, aktuell nur in festen Gruppen, also beispielsweise auf Seminaren, zu geben. Aber im August noch kurzfristig für Anfang September zwei Plätze in einem Seminar, das uns auch ansprach, zu finden, erschien mir ziemlich aussichtslos und absurd. Aber dem war nicht so. Corona machte es möglich, dass eigentlich ausgebuchte Seminare mit in der Regel endlosen Wartelisten plötzlich wieder kurzfristig Plätze frei hatten.  Und so kamen mein Mann und ich zu unserem ersten Paarseminar. 5 wundervolle Tage im September 2020. Es war der Anfang einer Reise. Denn im November 2021 machten wir unser zweites Paarseminar, und für Juni 2022 haben wir ein weiteres Seminar ins Auge gefasst.

Diese glückliche Fügung, dass das perfekte Seminar für uns genau in unserer Urlaubswoche, in der wir eigentlich in der Rhön sein wollten, noch zwei Plätze frei hatte, war letztendlich kein Einzelfall. Denn ich flog im November 2021 nach La Gomera, entschied mich spontan, die zwei geplanten Wochen um eine dritte zu verlängern und wurde Teil eines einzigartigen Retreats. Seminare konnten zu der Zeit auf der Finca auf La Gomera nicht stattfinden. Deshalb fiel ja auch meine Yoga-Woche aus. Aber wo ein Wille, da ein Weg. Und so entschieden die Leitungen des Retreats, das planmäßig nach der Yoga-Woche stattfinden sollte, einfach anzureisen und spontan zu schauen, wer da sein würde und was möglich wäre. Und es wurde eine ganz besondere Woche. Es wurde im Grunde die schönste Urlaubswoche, die ich jemals bis dahin in meinem Leben erlebt hatte. Was für ein glücklicher Zufall. Oder vielleicht war es auch kein Zufall. Vielleicht war es eins der Geschenke, die uns das Leben macht, wenn wir es einfach auf uns zukommen lassen.

In 2021 ging es genau so weiter. Ich plante und ich plante um. Nach Absagen ergaben sich Alternativen. Und das was ich letztendlich machte, waren die wunderbarsten Dinge überhaupt. Wenn ich heute im Januar 2022 auf die letzten zwei Jahre zurückblicke, dann muss ich zugeben, dass 2020 und 2021 zwei unglaublich reiche Jahre in meinem Leben waren. Und es waren zwei Jahre, in denen mein Leben noch einmal so richtig neu in den Fluss gekommen ist. Ich habe mit all den Fügungen, die ich erlebt habe, verstanden, dass ich dem Leben vertrauen kann und dass ich gar nicht so viel steuern muss, um glücklich zu sein. Denn das Leben hält so viel für mich bereit. Und eigentlich geht es sogar darum, das Steuer auch mal bewusst loszulassen und sich treiben zu lassen, um dann im richtigen Moment die Chance seines Lebens ergreifen zu können. 

Wenn wir unser Leben so verplanen, wie ich es bis einschließlich 2019 getan habe, lassen wir gar keinen Raum für die scheinbar zufälligen Dinge des Lebens. Dann halten wir das Steuer so fest in unseren Händen und haben unsere geplanten Ziele so fokussiert im Blick, dass wir gar keine Augen und Ohren für die kleinen und leisen Zeichen des Lebens haben. Ich brauchte offensichtlich eine Corona-Krise, um dies wahrzunehmen. Und in diesem Sinne hat Corona mein Leben deutlich verändert. Denn mein Blick auf mein Leben ist heute ein anderer. Ich weiß heute um die Geschenke des Lebens. Und ich weiß, dass ich nur in ihren Genuss komme, wenn ich dem Leben vertraue und es geschehen lasse. Wenn ich Freiräume und Unsicherheiten aushalte. Wenn ich einfach mal etwas auf mich zukommen lasse, ohne genau zu wissen, was sein wird. Indem ich weniger mit dem Kopf denke und mich für die Regungen meines Herzens und meines Bauches sensibilisiere. Das Leben macht keine Fehler. Ich haben diesen Satz oft gehört und gelesen. Was er bedeutet, habe ich erst in den letzten zwei Jahren wirklich verstanden.

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