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Liebe Dana,

ich würde mir als Thema den Umgang mit Kritiker*innen wünschen, vor allem bezogen auf die Klimakatastrophe. Mein Vater möchte z.B. Geld anlegen und ich habe ihn gefragt, ob er sich bei den Angeboten auch erkundigt, in was das Geld angelegt wird. Es kam dann eine Gegenfrage, warum das wichtig sei. Er wusste jedoch, worauf ich hinaus will und wollte, weil er manchmal ein Arsch ist und mich aus der Reserve lockt, damit ich – wie er es nennt –, eine „emotionale“ Diskussion starte, für mich emotional. Habe ihn dann mit den Worten stehen lassen ‚nimm die größte Rendite und scheiß auf die Zukunft deiner Enkel‘, woraufhin nur ein ‚als könnte ich die Welt retten‘ kam … 

Ich bin am Verzweifeln, in meiner Familie machen einfach alle nur genau so weiter, wie sie es schon immer gemacht haben. 

- A.

Liebe A., 

beim Lesen deiner Nachricht musste ich an eine Diskussion mit einem guten Freund denken. Er fragte provokant, warum ich kein Fleisch esse, und ich ließ mich zu genau dem hinreißen, vor dem ich heute warne: Faktenbingo. Ich hielt einen schnappatmigen Kurzvortrag über Zustände in Schlachthöfen. Und mein Kumpel sagte: „Na und?“ Diese Unterhaltung, die nun schon über 15 Jahre her ist, war für mich ein entscheidender Wendepunkt. Weil mir klar wurde, dass ein in meinen Augen entscheidendes Argument – in dem Fall Tierleid – für mein Gegenüber vollkommen bedeutungslos sein kann. Und dass ich meine Energie nicht mehr mit Diskussionen vergeuden will, in denen es keinen gemeinsamen (Werte-)Boden gibt. 

So, wie du deinen Vater beschreibst, nimmt er weder die Klimakatastrophe noch deine Meinung (zu diesem Thema) ernst. Schlimmer noch: Er drückt ganz gezielt die richtigen Knöpfe, von denen er genau weiß, dass sie dich aus der Fassung bringen werden. Er lädt dich ein, emotional zu werden, und du nimmst diese Einladung bislang jedes Mal aufs Neue wieder an. 

Es ist Zeit, diese Dynamik zu unterbrechen. Weil sie nur für Frustration und Schmerz bei dir sorgt. Und weil sie dir Kraft nimmt, die du an anderer Stelle sinnvoll einsetzen könntest. 

Der erste Schritt ist radikale Akzeptanz. Dein Vater wird sich nicht ändern. Deine Familie wird sich nicht ändern. Du kannst dir also ab jetzt jede Rückfrage, ob sie das Thema Klimaschutz mitdenken, sparen: Es wird nicht passieren. Hake es ab. Jetzt, in genau diesem Moment, und ganz bewusst. Schreib dir einen Zettel oder suche dir einen Gegenstand, der diese Entscheidung symbolisiert, und nimm diesen Gegenstand in den nächsten Monaten zu jedem Gespräch mit deinem Vater mit. Halte dich an diesem Gegenstand fest, damit du nicht wieder in die gleiche alte Falle gehst.  

Zweiter Schritt: Nutze die frei gewordene Zeit und Kraft für Strategien, die realistischere Chancen auf Erfolg haben. Suche dir Verbündete vor Ort. Ruf jede Woche in der Bürger*innensprechstunde deiner/deines Abgeordneten an und frage nach, was sie/er diese Woche für Klimaschutz getan hat. Und falls sie oder er sich nicht zuständig fühlt: Frag nach, wer denn die Lücke füllen soll, die durch diese Untätigkeit entsteht.  

Und, falls nötig, gibt es mittlerweile auch viele Unterstützungsangebote für die (sehr verständlichen!) Gefühle wie Angst oder Verzweiflung, die im Zuge der Klimakatastrophe aufkommen. Die Psychologists 4 future arbeiten viel zu Klimagefühlen und haben sogar ein Buch zum Thema herausgebracht. Du bist nicht allein – auch wenn es sich im Umgang mit deiner Familie so anfühlt. 

❤️ Hall of Fame ❤️

Liebe Alexa, liebe Anja, liebe Astrid, liebe Barbara, liebe Bianca, lieber Carsten, lieber Christian, liebe Clara, liebe Daniela, liebe Eva, liebe Eva-Maria, liebe Franziska, liebe Hilke, liebe Kathi, liebe Kathrin, liebe Janine, liebe Justine, liebe Leonie, liebe Maike, liebe Mareike, liebe Maret, liebe Martina, liebe Miriam, liebe Patricia, lieber Paule, liebe Petra, liebe Ruth, liebe Simone, liebe Sophie, liebe Steff, lieber Wolfgang: Ohne euch wäre all das hier nicht möglich. Ich danke euch von ganzem Herzen ;*

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