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Ein Ratgeber ist kein Erfahrungsbericht

So vermeidest du, ins falsche Genre abzurutschen

Eine schwarze Katze sitzt in einem Karton und schaut heraus.

Nach der Geburt meines zweiten Kindes hatte ich eine Wochenbettdepression – und war für einige Wochen in einer Tagesklinik. Als es mir Stück für Stück besser ging, war mir klar: Ich möchte darüber schreiben. Anderen Müttern helfen, die in einer ähnlichen Situation stecken. Das Tabu rund um diese Krankheit aufbrechen.

Unter anderem auch deshalb, weil ich kaum hilfreiche Literatur gefunden hatte.

Es gab damals schon eine Reihe von Erfahrungsberichten. Die sind wichtig und wertvoll für Betroffene, um sich mit ihren Sorgen und Problemen nicht allein zu fühlen. Zu wissen, dass es anderen ähnlich oder genau so geht, wie einem selbst, kann oft sehr heilsam sein und Gefühle der Verlorenheit oder Einsamkeit mildern.

Aber: Sie sind keine Ratgeber.

Genau so einen hätte ich mir damals aber für meine Situation gewünscht. Und habe ihn deshalb mit meiner Co-Autorin Michèle einfach selbst geschrieben (Öffnet in neuem Fenster).

Zoome weg von dir

Auch du willst einen Ratgeber schreiben und musst deshalb einen Schritt weiter gehen als bei einem Erfahrungsbericht und gleichzeitig etwas zurücktreten. Nicht du und deine Geschichte stehen im Fokus, sondern deine Leser*innen, ihr Problem und die Lösung, die du ihnen anbieten kannst.

Wenn ich Ratgebermanuskripte von Betroffenen prüfe, dann kommt es häufig vor, dass genau diese klare Abgrenzung nicht funktioniert. Weil die Distanz, die nötig ist, um aus dieser Perspektive über ein Thema zu schreiben, nicht gewahrt wird. Meist ist das gar keine Absicht. Ein Thema, das derart stark berührt, verleitet dazu, sehr viel von eigenen Erfahrungen zu berichten. Die dürfen im Ratgeber eine Rolle spielen. Aber sie dürfen ihn nicht dominieren!

3 Tipps, um das Genre zu erfüllen

Deshalb habe ich drei Tipps für dich, damit du nicht ins falsche Genre rutscht.

Die übrigens auch für alle gelten, die aus Expertensicht über ihr Herzensthema schreiben!

Wahre Distanz

Werde nicht zu emotional und persönlich! Deine Leser*innen vertrauen dir, weil du Erfahrung bezüglich ihres Problems hast. Entweder als selbst Betroffene*r oder von professioneller Seite, weil du vielen Menschen mit genau diesem Problem weitergeholfen hast. Aber sie sind nicht primär an deiner Geschichte interessiert.

Fokussiere die Lösung

Deine Leser*innen möchten deine Learnings kennenlernen. Sie möchten wissen, wie du aus einer ähnlichen Problemlage wie der ihren herausgekommen bist oder anderen herausgeholfen hast. Zeige, was du aus deiner Geschichte oder in deinem Berufsalltag gelernt hast! Der Fokus liegt auf der Lösung, nicht auf dem Problem.

Denke andere mit

Du schreibst aus deiner Erfahrung heraus, entweder als Betroffene*r oder als Helfer*in. Aber: Auch wenn sich die Probleme ähneln, ist jede Situation doch individuell. Denke andere Lebensrealitäten, andere Voraussetzungen und andere Charaktere mit! Gerade wenn du selbst die gleichen Erfahrungen gemacht hast wie deine potenziellen Leser*innen, ist das vielleicht der schwierigste Part und erfordert Empathie, Um-die-Ecke-Denken und große Offenheit.

Buchtipps

Trotz allem liebe ich es auch, Erfahrungsberichte zu lesen. Vor allem zu Themen, in die ich mich nicht so einfach hineinversetzen kann. Zwei meiner liebsten und meine heutigen Buchtipps sind:

„Panthertage. Mein Leben mit Epilepsie“ (Öffnet in neuem Fenster)von Sarah Elise Bischof
“60 Tage liegend” (Öffnet in neuem Fenster)von Dennis Freischlad

Danke

Danke, dass du dir Zeit für meine Texte nimmst!

Deine Katharina

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