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Durchschlagende Ratschläge ohne Schläge

Helfen ohne zu bevormunden

Ein Kind schlägt mit einem Baseballschläger den Ball.

Als es mir psychisch schlecht ging, hat mir ein Arzt geraten, mit einer Freundin zu telefonieren und weniger zu arbeiten. Das war seine Antwort auf meine Bitte um Hilfe. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie sich das angefühlt hat. Nachdem ich vorher all meinen Mut zusammengenommen und mich jemandem geöffnet hatte. Wie eine Ohrfeige.

Ein gutes Beispiel dafür, wie Ratschläge nicht aussehen sollten. Er hat mir weder weitergeholfen, noch mich ernst genommen. Ähnlich schmerzhaft sind die Ratschläge, die einen mit voller Breitseite treffen, wenn man gar nicht um Rat gebeten hatte.

Auch wenn ich niemandem Absicht unterstellen will: Schlechte und schlecht übermittelte Ratschläge tun weh. Du musst in deinem Ratgeber dafür sorgen, dass dir das nicht passiert.

Dein Vorteil: Wer deinen Ratgeber kauft, der sucht aktiv Rat. Das ist die beste Voraussetzung dafür, dass deine Ratschläge sich nicht wie Schläge anfühlen, sondern wie eine Hand, die du deinen Leser*innen reichst. Und ich habe heute Tipps für dich dabei, wie du diese Chance nutzen kannst.

7 Tipps für gute Ratschläge

  • Beschäftige dich vor dem Schreiben genau mit deiner Zielgruppe und ihren Problemen. Im Gespräch kannst du zuhören und Rückfragen stellen, bevor du jemandem einen Ratschlag gibst. Im Ratgeber muss das vorher erledigt sein, damit du adäquat „antworten“ kannst.

  • Lass dich deshalb auch auf die Sprache deiner Zielgruppe ein. Gib einen Ratschlag so, wie du das auch im direkten Gespräch tun würdest. Ein weiser Mann hat mir einmal geraten: Schreibe deine Ratschläge so, wie du sie auch einer guten Freundin bei einem Glas Wein geben würdest. Das verringert die Distanz und bringt dich auf Augenhöhe! Du wirst dann automatisch wertschätzend und agierst nicht von oben herab,

  • Gib deinen Leser*innen das Gefühl, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind. Wenn du deine Ratschläge entsprechend empathisch und mitfühlend einleitest, fallen sie auf fruchtbaren Boden. Du ebnest ihnen den Weg.

  • Nutze Zahlen, Fakten und Studien, um deine Ratschläge zu untermauern. Nicht immer – denn du bist der Experte oder die Expertin. Fakten und Belege helfen, wenn sie entweder besonders eingängig sind oder wenn die Wahrheit hinter dem Rat besonders unbequem ist. Wenn ich etwas umsetzen soll, was mir weh tut oder mich große Mühe kostet, dann möchte ich als Leser*in ganz genau wissen, warum und was ich davon habe.

  • Denke Alternativen mit. Auch wenn du eine klar definierte Zielgruppe ansprichst, können sich die Lebenswelten der einzelnen Leser*innen stark voneinander unterscheiden. Biete deshalb Alternativen an, aber sei weiterhin klar. Verzettle dich nicht in Einzelfällen, sondern setze Prioritäten. Das ist eine schwierige Gratwanderung, die du sogar thematisieren kannst: „Ich versuche, alle Eventualitäten mitzudenken, muss mich aber auf das Wesentliche konzentrieren.“

  • Vergiss einen Absolutheitsanspruch. Du machst Angebote, gibst Ratschläge und Tipps, gibst dein Wissen weiter und erklärst es. Was davon deine Leser*innen umsetzen wollen, bleibt immer ihnen überlassen. „Du musst …“ ist deshalb nicht angebracht.

  • Hab dennoch keine Angst vor dem Imperativ! Du bist Experte oder Expertin. Du weißt, wovon du schreibst. Du kannst sagen, was wirklich hilft. Dann tu das auch. Ratschläge, die „könnten“, „sollten“ oder „würden“ beinhalten oder sich hinter „man“ verstecken, wirken nicht nur weniger. Sie lassen auch an deiner Überzeugung zweifeln.

Du siehst: Der Inhalt ist relevant, damit deine Ratschläge weiterhelfen. Der Ton sorgt dafür, dass sie als emotionaler Beistand, als Hilfe wahrgenommen werden, und nicht als Schläge von oben herab. Wenn beides stimmt, ist die Chance groß, dass deine Leser*innen die Tipps auch umsetzen.

Buchtippp. Cover "Kopf über Wasser im Alltagschaos"

Ein Ratgeber, in dem das aus meiner Sicht besonders gelungen ist, ist “Kopf über Wasser im Alltagschaos” von K.C. Davis (Öffnet in neuem Fenster). Die Autorin nimmt die Leser*innen ernst, versteht, wie sie denken, was sie bewegt und wofür sie sich vielleicht auch schämen. Und ganz ohne den viel zitierten “erhobenen Zeigefinger” gibt sie praktische, alltagstaugliche Tipps “Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt.” Und lustig ist sie auch noch dabei.

Danke, dass du dir Zeit für meine Texte nimmst.

Deine Katharina