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Über Geburten und das Erzählen Schwarzer Frauenkörper

Die Geburt meines ersten Kindes erlebte ich unter der nachlassenden Wirkung eines niedrig dosierten Opiats, das ich Stunden zuvor gegen heftigste Wehen bekommen hatte. Bei der Geburt meines zweiten Kindes reichte die Zeit nicht mal mehr dafür. Zwei Paracetamol mussten über das schlimmste hinweghelfen. Rückblickend war es okay, so zu gebären, auch wenn ich es mir anders gewünscht und geplant hatte. Beide Male hatte ich Wochen vor der Geburt beim Aufklärungstermin im Krankenhaus in eine Periduralanästhesie eingewilligt: Die Betäubung – besser bekannt als PDA – bekommt man gelegt, um Wehen unter der Geburt zu lindern. Als chronische Schmerzpatientin sah ich keinen Sinn darin, freiwillig noch mehr körperliche Schmerzen auszuhalten als sowieso schon, um das zu erleben, was man „eine möglichst natürliche Geburt“ nennt. Das lag auch daran, dass ich die Idee der natürlichen Geburt in Teilen für Projektionskitsch hielt und halte, der mit dem digitalisierten Leben zu tun hat.

Je stärker Technologien den Alltag durchdringen, desto größer wird die Sehnsucht nach dem sogenannten echten Leben, beobachten Wissenschaftler*innen schon lange. Manche Menschen reagieren auf diese Sehnsucht mit Brotbacken, andere buddeln sich am Wochenende durch den Schrebergarten oder erklimmen Berge. Und wieder andere entwickeln eine Skepsis gegenüber medizinischen Interventionen, was nichts Schlechtes sein muss. Das Recht über den eigenen Körper zu entscheiden, steht jedem Menschen zu. Aber nicht alle können es gleichermaßen wahrnehmen. Denn körperliche Selbstbestimmung setzt das Vorhandensein bestimmter Ressourcen voraus.

Was will ich für meinen Körper? Muss ich akzeptieren, was in medizinischen Kontexten mit diesem Körper geschieht? Habe ich die Möglichkeit, mich dagegen zu wehren? Welche Alternativen gibt es? Kann ich ausdrücken, was mich stört? Werden meine Einwände ernstgenommen? Um solche Entscheidungen selbstbestimmt zu fällen, braucht es neben kognitiven auch sprachliche Fähigkeiten und Zugang zu Informationen. Bringt man außerdem genug Mut auf, den eigenen Willen auszudrücken, sprechen Expert*innen von Gesundheitskompetenz. Studien zeigen, dass Gesundheitskompetenz in Deutschland  (Öffnet in neuem Fenster)

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