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Monday Motivation #30

Schluss mit dem Heldenkult!

Wir lieben Helden. Erzählungen ranken sich darum, und die halbe Filmindustrie lebt davon. Auch in Unternehmen wird häufig der heldenhafte Einsatz belohnt. Dadurch formt sich aber auch eine problematische Heldenkultur: Wo Helden gefeiert werden, wird es mehr Situationen geben, die heldenhaften Einsatz erfordern.

Verständlicherweise bewundern wir Feuerwehrleute, die unter Einsatz ihres Lebens Brände löschen. Weitaus weniger Aufmerksamkeit wird leider den unzähligen Brandschutzbeauftragten zuteil, die gleichmütig tagein, tagaus Brände verhindern und damit vermutlich mehr Menschenleben retten. Vorbeugung ist wenig heldenhaft.

Zeiten des Umbruchs, wie wir sie in Unternehmen und Gesellschaft derzeit erleben, bedeuten Verunsicherung. Ein Reaktionsmuster auf diese Verunsicherung ist die Sehnsucht nach starken Führern, die Ordnung ins Chaos bringen. Deshalb erleben wir auf gesellschaftlicher und politischer Ebene vermehrt eine Lagerbildung, einhergehend mit zunehmender Popularität von Selbstdarstellern, deren Leistung darin besteht, die Komplexität der Welt und ihrer Probleme unzulässig zu vereinfachen. Oder mit den Worten von H.L. Mencken: »Für jedes komplexe Problem gibt es eine Lösung, die klar, einfach und falsch ist.« Die denkfaule Einteilung in Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Wir und die Anderen usw. eignet sich zur eitlen Inszenierung in Talkshows, nicht aber zur Lösungsfindung.

Der Heldenkult verstellt auch im Unternehmen den Blick für nachhaltige Lösungskonzepte. Anstatt miteinander im Team die Probleme differenziert aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, wird es einzelnen immer darum gehen, aus der Masse herauszustechen. Der einsame Draufgänger kämpft daher lieber allein, anstatt Hilfe anzunehmen oder sogar aktiv zu suchen. Ist das Projekt dann komplett an die Wand gefahren, steht schon der nächste Held bereit, um es zu retten. Oder auch nicht.

Selbstverständlich muss außergewöhnlicher Einsatz gewürdigt werden, die Glorifizierung von einzelnen Menschen und ihren Heldentaten wird im Unternehmenskontext aber schnell dysfunktional. »Das Bedürfnis nach Heldentum ist in der Regel ein Beweis für ein Systemversagen.« schreibt Dan Heath völlig richtig in seinem Buch »Upstream«. Vorbeugung und durchdachte Verbesserung verdienen ebensolche Aufmerksamkeit. In Krankenhäusern werden deshalb beispielsweise in der morgendlichen Sicherheitsbesprechung »Beinahe-Unfälle« angesprochen und Maßnahmen zur Vorbeugung getroffen (Heath, 2020, S. 62).

In diesem Sinne lasst uns echtes, professionelles Heldentum anstreben und Probleme lösen, bevor es Helden braucht.

Einen guten Start in diese neue Woche wünscht
Marcus

Literatur

Heath, D. (2020). Upstream: How to solve problems before they happen. Bantam Press.
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Kategorie Monday Motivation

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